Salach

Apotheke mit 33: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“

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Berlin -

Obwohl das baden-württembergische Örtchen Salach kein einfaches Pflaster für eine Apotheke ist, hat die junge Pharmazeutin Tanja Dieterich nicht lange gezögert und die Burg-Apotheke übernommen. Trotz des schwierigen Umfelds ist sie überzeugt, dass ihre Apotheke eine Zukunft hat.

Bis vor wenigen Monaten hat Dieterich keinen Gedanken an die Selbständigkeit verschwendet. Sie arbeitete erst seit Kurzem als Filialleiterin in der Burg-Apotheke in ihrem Heimatort Salach und war mehr als zufrieden mit ihrem Job. „Eine eigene Apotheke bringt eine große Verantwortung mit sich“, erläutert die Pharmazeutin. „Ich dachte, ich wäre noch nicht soweit, sie einzugehen.“ Auch die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen für öffentliche Apotheken hätten eher gegen Selbständigkeit gesprochen.

Doch dann wurde ihr im Februar plötzlich die Burg-Apotheke zum Kauf angeboten. „Ich war sehr überrascht“, erinnert sich Dieterich. Die junge Apothekerin musste ihre bisherige Einstellung überdenken und sich klar machen, ob sie selbstständig werden wollte. Schon zwei Tage später hat sie sich für die Übernahme entschlossen. „Mein Bauchgefühl sagte einfach, dass es das Richtige für mich ist.“ Schon zum 1. April wurde der Eigentümerwechsel vollzogen.

Doch die Burg-Apotheke dürfte nicht zum Selbstläufer werden. Denn Salach ist kein einfaches Pflaster. Zwar gibt es in der Gemeinde nur zwei Apotheken, die rund 8000 Einwohner mit Arzneimitteln versorgen. Doch die Medizinerdichte lässt zu wünschen übrig. Gerade einmal eine Praxis mit zwei Allgemeinärzten kann Salach vorweisen.

Vor zehn Jahren hat es in der Umgebung von Salach noch fünf Ärzte gegeben, erzählte Philipp Wälde der Südwestpresse. Er gehört zur der Göppinger Familie mit vier Pharmazeuten, der die Burg-Apotheke noch bis vor Kurzem gehörte. Dass es in einer Gemeinde mit rund 8000 Einwohnern nur noch einen Arzt gibt, sei nicht zu erwarten gewesen, als seine Familie die Apotheke eröffnet hat. Der 31-Jährige bezweifelt, dass sich die Ärzteversorgung von Salach auf absehbare Zeit verbessern wird – trotz des neuen Gesundheitshauses.

Der neuen Kollegin in Salach gibt er dennoch gute Erfolgschancen: „Sie ist aus dem Ort, man kennt sie.“ Auch Dieterich ist zuversichtlich: „Den Menschen hier sind Kontinuität und ein persönlicher Bezug zum Apotheker sehr wichtig.“ Die Vorbesitzer seien relativ selten in der Burg-Apotheke gewesen, weil sie etwas abseits der anderen Filialen liege. „Weil ich aus Salach komme, kenne ich die Leute“, so die Pharmazeutin. Es gebe viele Stammkunden. Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist sie mit den ersten Wochen zufrieden. Ihr sei es zwar durchaus bewusst, dass die Rahmenbedingungen für ihre Apotheke es in sich haben, dennoch sagt sie selbstbewusst: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt:“

Ihr Leben habe sich durch die Übernahme so gut wie gar nicht verändert. „Ich habe mich schon vorher richtig reingekniet und viel gearbeitet“, beschreibt Dieterich ihre Version der allseits beschworenen Work-Life-Balance. Die größte Herausforderung seien die wirtschaftlichen Aufgaben, die sie nun als Apothekenchefin erledigen muss. „Aber ich werde dabei in der ersten Zeit unter anderem von meinem Steuerberater unterstützt.“

Viel Unterstützung bekommt die junge Apothekerin auch von ihrer Familie. Ihre Eltern und ihre Schwester, die Zahnmedizin studiert, helfen mit. Sie liefern zum Beispiel Medikamente aus. In der Apotheke ist sie allerdings derzeit die einzige Approbierte und muss damit den ganzen Betrieb mit Hilfe ihrer drei PTAs stemmen.

Mittelfristig will sie allerdings eine weitere Apothekerin für das Team gewinnen. „Am liebsten wäre mir eine ältere Pharmazeutin, die gern stundenweise aushelfen würde“, erklärt Dieterich. Doch diese Aufgabe will sie in Angriff nehmen, wenn die Apotheke läuft und sie sich eingearbeitet hat: „Ich könnte mir zur Zeit ohnehin nicht vorstellen, zu Hause zu sitzen, während die Apotheke offen ist. Da hätte ich keine ruhige Minute.“

Viel lieber widmet sich Dieterich der Neugestaltung ihrer Burg-Apotheke. So will sich das Kosmetiksortiment der Apotheke spürbar erweitern. „Bisher war sie durchaus lückenhaft“, berichtet die Pharmazeutin. „So fehlte beispielsweise immer mal wieder die Nachtscreme einer Pflegeserie oder das passende Serum.“ Die Palette soll aufgefüllt und damit attraktiver für Kunden werden. Außerdem soll das Angebot an homöopathischen Mitteln und an Tierarzneimittel vergrößert werden. Neu ist auch, dass Medikamente über Whats-App bestellt werden können. Auch werde an einer Homepage gearbeitet. So soll nicht nur das Sortiment der Apotheke erweitert, sondern auch der Auftritt der Burg-Apotheke nach außen modernisiert werden.

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