Migräneprophylaxe

Großbritannien: Abfuhr für Aimovig

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Berlin -

Die Antikörpertherapie ist für Patienten, die unter chronischer Migräne leiden eine vielversprechende Option, die Zahl der Migränetage zu reduzieren. Novartis hat seit Kurzem mit Aimovig (Erenumab) ein Arzneimittel zur Migräneprophylaxe auf dem Markt. In Großbritannien stößt der Konzern mit der Innovation jedoch auf Widerstand – die britische Arzneimittelaufsicht NICE hat Novartis eine Abfuhr erteilt.

Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) ist das britische Pendant zum Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Laut einer ersten Überprüfung erachtet die Behörde Aimovig als nicht kosteneffektiv, wie aus einem Entscheidungsentwurf hervorgeht. Die Behörde lehnt den Einsatz des Arzneimittels durch das staatliche Gesundheitssystem National Health Service (NHS) vorerst ab.

Aimvog wurde nicht nur als nicht kosteneffektiv eingestuft. Außerdem sei nicht klar, ob das Arzneimittel auch langfristig wirke. Die Behörde beanstandete, dass die Daten nicht ausreichten, um zu beweisen, dass der monoklonale Antikörper einer Anwendung von Botox (Botulinumtoxin A) in puncto Wirksamkeit überlegen ist.

Für Novartis ist die Beurteilung bereits der zweite Rückschlag in kurzer Zeit. Erst im September hatte die Behörde einen ablehnenden Bescheid für die personalisierte Zelltherapie Kymriah ausgesprochen. Auch in diesem Fall begründete das NICE die Entscheidung mit den zu hohen Therapiekosten. Die Behandlung sei schlichtweg zu teuer.

Im Juli hat Novartis für Aimovig die EU-Zulassung erhalten. Das Arzneimittel ist indiziert zur Migräneprophylaxe von Erwachsenen mit vier oder mehr Migränetagen pro Monat. Für die Akutbehandlung einer Migräneattacke ist der Arzneistoff nicht geeignet. Das Präparat steht als SureClick-Fertigpen zur Verfügung.

Erenumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bei Patienten mit chronischer Migräne die Zahl der auftretenden Attacken und somit den Schmerzmittelgebrauch reduzieren kann. Der Wirkstoff greift gezielt am Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor an, der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Migräne maßgeblich beteiligt ist. CGRP ist ein Botenstoff, der vermehrt bei einer Migräneattacke freigesetzt wird und als Entzündungsprotein bei Migräne eine zentrale Rolle spielt. Das proinflammatorische Neuropeptid ist für die Gefäßerweiterung verantwortlich.

Die Antikörpertherapie wird einmal monatlich injiziert. Zu den häufigen möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Schmerzen beziehungsweise Reaktionen an der Injektionsstelle, Verstopfung, Übelkeit und Infektionen der oberen Atemwege. Aimovig ist als Injektionslösung zu 70 mg auf den Markt. Eine Spritze kostete zur Markteinführung 688,36 Euro, für drei Spritzen muss die Kasse 2027,36 Euro zahlen.

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