Rückrufwelle

Valsartan: Arzneimittelkommission überlastet

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Berlin -

Die Rückrufwelle bei Valsartan lässt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) nicht gut aussehen. Die Website ist dem Ansturm nicht gewachsen, die Geschäftsstelle hat die Kammern gebeten, ihre Mitglieder zu informieren. Die Mängel im System zeigen, dass es lieber nicht zu einem Ernstfall kommen sollte.

Jahrelang wurden Meldungen der AMK allwöchentlich in den Fachzeitschriften veröffentlicht; bei gravierenden Problemen wurden die Apotheken zusätzlich per Fax und über den Großhandel informiert. Eine Verbreitung über zusätzliche, zeitgemäße und DocCheck-geschützte Kommunikationswege wie APOTHEKE ADHOC lehnte der zuständige ABDA-Geschäftsführer Pharmazie, Professor Dr. Martin Schulz, mehrfach ab. Auch im aktuellen Fall wurde das Angebot, die Kommunikation zu unterstützen, abschlägig beschieden.

Doch schon am gestrigen Nachmittag zeigte sich, dass die AMK selbst nicht in der Lage ist, die Fachkreise ausreichend zu informieren. Kurz nachdem die Apotheken per Fax aufgefordert wurden, die AMK-Website regelmäßig aufzurufen und die sukzessive veröffentlichten Rückrufe abzuarbeiten, brach der Server zusammen. Wer Glück hatte, kam zu den aktuellen Meldungen durch, oft wartete man vergeblich. Zeitweise ging überhaupt nichts mehr.

Gegen 16.30 Uhr verschickte der Leiter der Geschäftsstelle, Dr. André Said, einen Hilferuf an die Landesapothekerkammern. „Aufgrund von Rückmeldungen zum derzeit eingeschränkten Zugriff auf die Homepage der AMK, möchten wir Sie bitten, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten beigefügte Chargenrückruftexte an Ihre Kammermitglieder zu verbreiten.“ Da derzeit noch nicht abzusehen sei, wann sich der Zugriff verbessere, werde man vorerst weitere Bekanntmachungen über Chargenrückrufe zu Valsartan per E-Mail und soweit sinnvoll en bloc übermitteln. „Falls es Ihnen technisch nicht möglich sein sollte, die Verteilung der Chargenrückrufe zu unterstützen, bitten wir um zeitnahe Rückmeldung. Vielen Dank für Ihre Hilfe bei der Umsetzung risikominimierender Maßnahmen.“

Als eine der ersten folgte am späten Vormittag die Berliner Apothekerkammer der Aufforderung – und verschickte die ersten drei Rückrufe des gestrigen Tages (Hormosan, Dexcel, Heumann). Die am Vortag kurz vor Feierabend bei der AMK veröffentlichte Meldung von Zentiva hatte es nicht mehr in das Rundschreiben geschafft. Mittlerweile haben auch Hexal, Aliud und Basics Rückrufe gemeldet.

Kurzfristig sei eine extrem hohe Zahl von Abrufen zu verzeichnen gewesen, bestätigt ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern. Zeitweise sei die Seite deswegen nur sehr langsam aufgebaut worden; trotz Sofortmaßnahmen zur Steigerung der Performance sei der Server an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Zwischenzeitlich sei die Seite wieder wie gewohnt erreichbar. „Generell gilt: Wenn eine Website wegen hoher Zugriffszahlen nur langsam aufgebaut wird, sollten User während des Ladevorgangs davon absehen, den Button für erneutes Laden der Seite zu drücken, weil das die Ladezeiten nicht verkürzt, sondern zusätzlich verlängert“, weiß Kern.

Die AMK hatte die Apotheken aufgefordert, die betroffenen Chargen unverzüglich vom Verkauf zu sperren. Zurückgeschickt werden soll aber noch nichts, bevor die APG-Formulare nicht veröffentlicht sind.

In der Vergangenheit waren Apotheker nur einmal pro Woche über Pharmazeutische Zeitung (PZ) und Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) über mangelhafte Chargen informiert worden. Weil sich die Welt aber schneller dreht, hatte sich die AMK vor einem Jahr doch noch entschieden, die Meldungen täglich zu veröffentlichen. Hintergrund waren auch Retaxationen im Zusammenhang mit Metoclopramid (MCP): Apotheken hatten nach Bekanntwerden von Risiken, aber vor der Veröffentlichung in der Fachpresse, zurückgerufene Ware noch abgegeben.

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