Kundin von Apothekenschließung überrumpelt

Zwangsräumung: Warum kommt der Bote nicht?

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Berlin -

Weil der Botendienst der St. Lukas-Apotheke in Leipzig ihr bestelltes Medikament nicht lieferte, wollte eine Kundin direkt im Betrieb nachfragen, was schiefgelaufen ist. Vor Ort stellte die überraschte Frau fest, dass die Apotheke gar nicht mehr geöffnet hatte. Nach einer Zwangsräumung wurde die St. Lukas-Apotheke dauerhaft geschlossen. In den nächsten Wochen kommt es jedoch zu einer Neueröffnung.

Warum genau die Zwangsräumung der St. Lukas-Apotheke angeordnet wurde, darüber schweigen sich die Beteiligten aus. Klar scheint, dass es Vertragsstreitigkeiten zwischen Inhaber Helmut Michl und dem Vermieter gab. Die Apotheke liegt in einem kleinen Geschäftszentrum, das unter anderem auch einen Supermarkt, eine Postfiliale und einen Friseursalon beherbergt.

Normalerweise schließen Apotheken nicht über Nacht, und auch wenn es schnell gehen muss, werden übrig gebliebene Abholer meist bei einem Kollegen in der Nachbarschaft hinterlegt. Ein Aushang in der Apotheke informiert die Kunden dann, wo sie ihre offenen Bestellungen ausgehändigt bekommen. Doch in der St. Lukas-Apotheke fand sich ein solcher Hinweis zunächst nicht. Der Kundin, die vergebens auf die Lieferung ihres rezeptpflichtigen Medikaments Dupixent gewartet hatte, blieb nichts anderes übrig, als ein weiteres Rezept bei ihrem Hausarzt anzufordern und es in einer anderen Apotheke einzulösen.

Erst ein paar Tage später kam die Mitteilung, dass bestellten Medikamente in der Hegel-Apotheke abgeholt werden können. Das Geld könne sie bei Michl zurückfordern, verriet die Verbraucherzentrale Sachsen. Wie gut die Chancen stehen, wirklich eine Erstattung zu erhalten, sei jedoch nur schwer einzuschätzen. Hierzu müsse schließlich erst bekannt sein, aus welchen Gründen die Zwangsräumung angeordnet wurde und welche Maßnahmen die zuständige Behörde – in diesem Fall das Amtsgericht Leipzig – außerdem beschließen werde, so die Verbraucherzentrale.

Allerdings ist schon die Neueröffnung der Apotheke in Sicht. Anahita Etemadi-Laue wird künftig die Apotheke leiten. Sie ist bereits Inhaberin der Columbia Apotheke und der Europa Apotheke in einem benachbarten Stadtteil. Durch Zufall erfuhr sie, dass die Räumlichkeiten der St. Lukas-Apotheke verfügbar waren. „Ich hatte gar nicht aktiv nach einer weiteren Filialapotheke gesucht“, so die künftige Inhaberin. Nun geht sie die Neugründung aber mit Tatkraft an.

„In der Apotheke ist rund 20 Jahre nichts passiert. Wir werden erst einmal alles wiederinstandsetzen“, erläutert Etemadi-Laue ihre Pläne. Sie hofft, die Apotheke in vier bis fünf Wochen eröffnen zu können. Hierfür bringt die Apothekerin ihr eigenes Team mit. „Es sind schon alle Stellen besetzt. In einer größeren Stadt wie Leipzig geht sowas Gott sei Dank einfacher als auf dem Land“, so Etemadi-Laue.

Kontakt zu ihrem Vorgänger suchte sie nicht. Etemadi-Laue will sich darauf konzentrieren, den Betrieb wieder neu aufzubauen. Die Vertragsangelegenheiten habe sie daher innerbetrieblich weiter delegiert. In der Apotheke sei viel zu tun, die gesamte Einrichtung müsse in den kommenden Wochen auf die Beine gestellt werden. Schließlich wurde die St. Lukas-Apotheke nach der Zwangsräumung fast komplett leer hinterlassen.

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