Antibiotika

AMK warnt vor Fluorchinolonen

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Berlin -

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnt vor den Fluorchinolonen. Diese als Breitband-Antibiotika verwendeten Wirkstoffe können Behinderungen und potenziell permanente Nebenwirkungen verursachen. Die AMK stützt sich hierbei auf einen jüngsten Bericht der US-Arzneimittelbehörde FDA. In Deutschland sind Ciprofloxacin, Norfloxacin, Enoxacin, Ofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin zugelassen. Ärzte sollen, wenn antibiotische Therapiealternativen vorliegen, Fluorchinolone nicht mehr verordnen.

Bei Patienten mit Sinusitis, Otitis, Bronchitis und unkomplizierten Harnwegsinfektionen sollen Fluorchinolone nur als letztes Mittel verwendet werden. Laut FDA verordnen Ärzte diese Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer am besten erst, wenn alle anderen alternativen Wirkstoffe zuvor versagt haben. „Neben der Anpassung der Warnhinweise und Produktinformationen sollen Ärzte Fluorchinolone bei bestimmten Infektionen restriktiver verordnen“, berichtet die AMK.

Die Reserve-Antibiotika gelten schon länger als kritische Klasse. Vor wenigen Jahren wurde beispielsweise in Kanada bekannt, dass Fluorchinolone zu einer Netzhautablösung führen können. Jetzt liegen neue Placebo-kontrollierte Studien vor. Offenbar zeigten für die Atemwegsinfektionen einige und bei den unkomplizierten Harnwegsinfekten die meisten Studien einen Nutzen, jedoch gebe es bei vielen Placebo-therapierten Patienten ebenfalls eine Ausheilung der Infektion.

„Zudem deuten 178 Spontanberichte aus einem Zeitraum über 18 Jahre darauf hin, dass bei Patienten mit den genannten bakteriellen Infektionen unter Therapie mit oralen Fluorchinolonen andauernde, potentiell irreversible und somit schwerwiegende unerwünschte Wirkungen zu beobachten sind“, heißt es weiter.

Für die Einschätzung der FDA sollen nur Berichte berücksichtigt worden sein, bei denen die Nebenwirkungen länger als einen Monat andauerten und zeitgleich zwei Körpersysteme betrafen. „Im Durchschnitt dauerten die unerwünschten Wirkungen 14 Monate an; neun Jahre war das Maximum. Eine dauerhafte Schädigung sei nicht auszuschließen.“

Der überwiegende Teil der betroffenen Patienten war zwischen 30 und 59 Jahre alt. Die Nebenwirkungen betreffen am häufigsten Sehnen, Muskeln, Gelenke sowie das periphere und zentrale Nervensystem. Die Patienten litten an Symptomen wie „Dauerschmerzen, Kribbeln, Taubheit, Halluzinationen, Verwirrtheit, die zudem die Lebensqualität beeinflussten“, so die AMK.

Die AMK bittet Apotheker, schwerwiegende Nebenwirkungen im Zusammenhang mit den Antibiotika zu melden. Ärzte verschreiben Fluorochinolone häufig, da sie ein breites Wirkspektrum besitzen und gut in das Gewebe eindringen. Die FDA hält sie bei einigen bakteriellen Infektionen wie Anthrax, Pest und bakteriellen Pneumonien sogar für geeignet. Dennoch werden die Warnhinweise für Fluorchinolone in den USA beinahe im jährlichen Takt geändert.

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