Markt-Apotheke in Mosbach geschlossen

Immer weniger Ärzte, Geschäfte und Kunden

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Berlin -

Die Markt-Apotheke im baden-württembergischen Mosbach ist ab sofort geschlossen. Apothekerin Dorit Sauerzapf hört aus wirtschaftlichen Gründen auf. Diese lauten: Immer weniger Ärzte, immer weniger Geschäfte, immer weniger Kunden.

„Früher waren hier Doppelpraxen, heute sind es nur noch Einzelärzte“, erklärt sie gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Die Apotheke in Neckarelz, einem Stadtteil mit rund 6500 Einwohnern, wurde 1987 eröffnet, Sauerzapf übernahm sie im Jahr 2012.

Damals war der Standort noch passabel, mit den Jahren veränderte sich das. Laufkundschaft gibt es hier praktisch nicht, wer in die Markt-Apotheke kam, suchte sie gezielt auf. Als es nun noch zu Unstimmigkeiten mit dem Vermieter bezüglich der Höhe der Miete kam, entschied die Pharmazeutin, die Apotheke zu schließen. Ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden, die Räume sollen künftig umgenutzt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Apotheker für den Standort findet, ist niedrig.

Frank Eickmann, Pressesprecher des Landesapothekerverbandes, sagt gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung: „Je ländlicher es wird, desto schwieriger ist es, einen Nachfolger zu finden.“ Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2018 meldete bundesweit fast jeden Tag ein Apothekenleiter seinen Betrieb komplett ab. Die Zahl der Inhaber sank von 15.236 auf 14.882. Insgesamt gibt es mittlerweile 4541 Filialen, wobei deren Zahl erstmals um weniger als 1 Prozent gewachsen ist. Zum Jahresende 2018 gab es laut ABDA 19.423 öffentliche Apotheken, 325 weniger als im Jahr zuvor. Noch nie haben netto so viele Apotheken aufgegeben, der Rückgang entspricht einem Minus von 1,6 Prozent. Die Zahl der Apothekenleiter ist unter 15.000 gefallen.

Im Jahr 2015 war die Zahl der Selbstständigen erstmals unter 16.000 gefallen; in den vergangenen vier Jahren haben damit 1000 Inhaber aufgegeben. Betrachtet man einen Zeitraum von zehn Jahren, gibt es 3869 Selbstständige weniger, ein Rückgang um knapp 21 Prozent. Der Rekord stammt aus dem Jahr 1996, als es 21.596 Leiter gab.

Die Apothekenzahl ist damit auf den tiefsten Stand seit Mitte der 80er-Jahre gefallen. Die Apothekendichte ist von 24 auf 23 Apotheken pro 100.000 Einwohnern zurückgegangen und liegt damit nun deutlich unter dem EU-Durchschnitt (31). Die meisten Schließungen gab es in Baden-Württemberg, 58 Betriebsaufgaben standen nur vier Eröffnungen gegenüber. Damit sank die Zahl der Apotheken auf 2450, entsprechend ist auch der Rückgang prozentual hoch (minus 2,2 Prozent). Von den großen Kammerbezirken hat es nur Westfalen-Lippe noch stärker getroffen: Hier schlossen netto 49 Apotheken. Damit sank die Apothekenzahl im Kammerbezirk um gut 2,5 Prozent auf 1924.

Den Negativrekord hält mit minus 2,9 Prozent im vergangenen Jahr Rheinland-Pfalz, hier gab es 24 Schließungen und zwei Neueröffnung – und damit Ende des Jahres noch 979 Apotheken. Überproportional viele Schließungen gab es im vergangenen Jahr außerdem wieder in Berlin: Hier gaben 20 Betriebe auf, die Zahl sank damit um 2,5 Prozent auf 792.

Vergleichsweise glimpflich ging es dagegen in Hamburg und Bremen zu: Nach acht Schließungen und vier Neueröffnungen gibt es in Hamburg aktuell 400 Apotheken, in Bremen gab es nach acht Schließungen im Vorjahr keine Veränderung (eine Eröffnung, eine Schließung).

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