Umweltschutz

DAV empfiehlt Tüten-Gebühr in Apotheken

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Berlin -

Wie im Supermarkt werden voraussichtlich auch Apotheken-Kunden ab April eine Gebühr für Plastiktüten zahlen müssen. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC empfiehlt der Deutsche Apothekerverband (DAV) seinen Mitgliedern auf der morgigen Vorstandssitzung die Zustimmung zur vom Handelsverband Deutschland HDE mit dem Bundesumweltministerium ausgehandelten freiwilligen Vereinbarung für die Tüten-Gebühr. Einen Tütengebühr-Inspektor soll es aber nicht geben. Jede Apotheke kann den Preis für die Plastiktüte selbst festlegen oder auf Papiertüten umsteigen. Als Preis für die typischen kleinen Apotheken-Tüten sind 5 oder maximal 10 Cent im Gespräch.

Der DAV empfiehlt nach APOTHEKE ADHOC-Informationen die Zustimmung unter der Bedingung, dass das Monitoring der freiwilligen Vereinbarung den Bedingungen der Apothekenbranche angepasst wird. Das bedeutet, dass die Landesapothekerverbände nicht verpflichtet sind, strenge Kontrollen der Umsetzung durchzuführen. Es soll von Seiten des DAV keine Umsetzungsquote zugesagt werden. Der DAV nennt in seiner Empfehlung für die morgige Vorstandssitzung auch keinen Preis für die Tüten-Abgabe.

Der Deutsche Handelsverband (HDE) hat dem Bundesumweltministerium bereits im letzten Herbst eine freiwillige Gebühr für Plastiktüten vorgeschlagen. Damit soll eine EU-Richtlinie umgesetzt und der Verbrauch von Tüten reduziert werden. Der HDE-Vorschlag sieht vor, dass die Einzelhändler eine freiwillige Gebühr für die Kunststoffbeutel erheben. Ob und wie viel Kunden für eine Tüte bezahlen, soll jedes Geschäft dabei selbst bestimmen dürfen. Der Betrag soll nach Plänen des HDE schon ab April erhoben werden.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat einen Entwurf der Vereinbarung an mehrere Verbände geschickt, darunter auch an den DAV. Bis zum 19. Februar sollen die Verbände dem Ministerium mitteilen, ob sie sich an der freiwilligen Regelung beteiligen werden. Neben dem Einzelhandelsverband HDE, den Apothekern sind auch Hotels und Gaststätten, Tankstellen, Schausteller, Marktverkäufer sowie Handwerker gefragt.

Die EU-Richtlinie muss bis Oktober auf nationaler Ebene rechtlich umgesetzt werden. Bereits im April 2015 hatte die EU festgelegt, dass der Plastiktütenverbrauch gesenkt werden soll. Jeder EU-Bürger soll ab 2020 pro Jahr nur noch maximal 90 Kunststoffbeutel verbrauchen; ab 2026 nur noch 40. Die Regelung bezieht sich auf dünne, leichte Tüten, die häufig auch in Apotheken verwendet werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, können Mitgliedsstaaten zwischen zwei Optionen wählen: Entweder legen sie eine verbindliche Höchstmenge für den jährlichen Plastiktütenverbrauch pro Kopf fest, die mit freiwilligen Maßnahmen eingehalten wird – oder sie führen eine Abgabe oder Steuer für Plastiktüten ein.

2010 verbrauchte jeder EU-Bürger laut einer Statistik des Europaparlaments im Durchschnitt circa 200 Tüten pro Jahr, davon knapp 180 Einwegtüten. Die Deutschen gehen allerdings bereits heute erheblich umweltbewusster mit den leichten Tragetaschen um: Hierzulande werden im Durchschnitt nur 71 Plastiktüten, davon 64 Einwegtaschen nach Hause getragen. Am sparsamsten sind die Iren mit 20 Stück. Die meisten Tüten werden in Polen und Portugal verbraucht.

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