Zytoversorgung

VZA fordert Bekenntnis zu Apothekenwahlrecht

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Berlin -

Licht und Schatten liegen auch bei den Apotheken nah beieinander. Die Erleichterung über das beschlossene Ausschreibungsverbot für Exklusivbelieferungen mit onkologischen Arzneimitteln prägte die Jahrestagung des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apotheker (VZA). Das Scheitern des Rx-Versandverbots dagegen löste Befürchtungen aus. CDU-Gesundheitspolitikerin Karin Maag kündigte an, das Thema in den nächsten Koalitionsverhandlungen wieder auf die Tagesordnung zu setzen.   

Aller Tage Abend werde auch für die Apotheken deshalb nicht sein, beschwichtige die zur Führung ihrer Fraktion zählende CDU-Bundestagsabgeordnete Maag beim VZA. Man habe das Thema intensiv diskutiert und verstanden, wie wichtig die Sache sei. „Politik ist nur so schlau, wie sie gemacht wird“, so Maag.

Weil sich der VZA gemeinsam mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) für das Ende der Zytoausschreibungen im Rahmen der Beratungen zum Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) erfolgreich stark gemacht hatte, sprach der einstimmig wiedergewählte VZA-Präsident Dr. Klaus Peterseim von einem „großen Moment, weil wir demnächst wieder das tun können, für das wir angetreten sind und für das wir stehen: die Kranken, die Patienten, die sich an uns wenden, zu versorgen, zu informieren und zu betreuen, gerade so, wie wir es gelernt haben und wie es die Öffentlichkeit von uns erwartet.“

Die Abschaffung der Ausschreibungen ist für Peterseim auch ein politisches Bekenntnis zum Berufsethos der Apotheker: „Ich möchte die Menschen versorgen, die zu mir kommen, die sich mir und meinen Mitarbeitern anvertrauen. Ich möchte sie nicht wegschicken müssen, weil ich keinen Vertrag habe. Und ich möchte auch niemanden versorgen, der mich gar nicht will, der mich gar nicht kennt, dessen Rezept ich nur in Händen halte, weil die Kasse ihn zu mir schickt.“

Qualität, Sicherheit und Schnelligkeit bei der Zytostatikaversorgung haben nach den Worten der Bundestagsabgeordneten Maag alle Bundestagsparteien vom Ausschreibungsverbot überzeugt – ein Erfolg, dessen sich viele Apotheker keineswegs sicher gewesen seien, wie nicht nur Peterseim freimütig einräumte. Umso größer war die Empörung, dass nun drei Ersatzkassen um die Barmer auf den letzten Drücker noch vor Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Mai exklusive Belieferungsverträge gestartet haben. „Die wollen noch schnell ein weiteres Versorgungschaos“, sagte der VZA-Präsident und fügte hinzu: „Der Hinweis auf vermeintliche Qualitätsgründe zeigt nur, dass manche nach dem postfaktischen schon im antifaktischen Zeitalter angekommen sind.“

Der VZA will jedenfalls eine verbindliche Klarstellung, ob das freie Apothekenwahlrecht für alle Versicherten mit dem Inkrafttreten des Gesetzes, also voraussichtlich noch in diesem Monat, gelten wird oder erst mit Ablauf der dreimonatigen Übergangsfrist, die das Ende aller Exklusivverträge bedeutet, aus der die Kassen aber noch „ein Geschäftsmodell“ machen wollten.

Diese Empörung wollte auch Maag ausdrücklich teilen. Zentrales Motiv beim Ausschreibungsverbot sei gewesen, die örtlichen Apotheken zu stärken und die gewohnte Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern. Darauf komme es nun nach dem gescheiterten Rx-Versandhandelsverbot insgesamt an. „Wir werden das in unser Programm zur Bundestagswahl im September aufnehmen“, kündigte sie als Mitglied des CDU/CSU-Fraktionsvorstands an. In Deutschland müsse es weiter eine Gesundheitsversorgung zu einheitlichen Preisen geben. „Arzneimittel sind ein besonderes Gut und keine Ware, Preiswettbewerb ist dafür kein tragfähiges Modell.“ Man habe nach einer entsprechenden Bundesratsinitiative für ein Versandhandelsverbot leider vergeblich auf die nordrhein-westfälische SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gehofft, damit sie ihre Bundespartei auf Kurs bringe.

Der Erfolg des gesetzlich erwirkten Zyto-Ausschreibungsverbots bei Apotheken machte sich auch bei den Wahlen zum VZA-Vorstand bemerkbar. Einstimmig ohne Enthaltungen wurde Peterseim, Inhaber der Dom-Apotheke in Essen und seit sechs Jahren an der Spitze des 230 Apotheken zählenden Verbands, für drei weitere Jahre an der Spitze bestätigt.

Er nannte die nun anstehenden Verhandlungen mit den Krankenkassen über die Hilfstaxe infolge des Fortfalls der Ausschreibungen eine zentrale, gemeinsam mit dem Deutschen Apothekerverband anzugehende Aufgabe, um die Wirtschaftlichkeit der Zytostatika herstellenden Apotheken sicherzustellen und die Flächendeckung dauerhaft zu erhalten.

Ebenso einstimmig, teilweise bei einigen Enthaltungen, in ihren Ämtern bestätigt wurden die Vizepräsidenten Dr. Michael Heinisch (Erfurt) und Michael Marxen (Wesseling), Schatzmeister Max Eberwein (Münster), Schriftführerin Kerstin Harder (Oststeinbek) als und Beisitzerin Christiane König (Neuss). Neu als Beisitzer in den VZA-Vorstand gewählt wurde Michael Raber (Trier).


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