Pharmakonzerne

63 Milliarden Dollar: Abbvie will Allergan übernehmen

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Berlin -

Der US-Pharmakonzern Abbvie will sich für eine Milliardensumme den Botox-Hersteller Allergan einverleiben. Der Deal, dem die Allergan-Führung bereits zugestimmt hat, bewertet den Botox-Hersteller mit 63 Milliarden US-Dollar (55 Milliarden Euro).

Je Allergan-Aktie beläuft sich das Gebot auf 188,24 Dollar und liegt damit 45 Prozent über dem Börsen-Schlusskurs vom Montag. Abbvie will den Preis teilweise in bar und teilweise in eigenen Aktien bezahlen. Das Zusammengehen könnte langwierige Probleme der beiden Konzerne zumindest vorerst abmildern. Das Geschäft des US-Konzerns AbbVie hängt bislang von seinem Hauptprodukt ab, dem Rheumamittel Humira, das bereits Konkurrenz durch Biosimilars ausgesetzt ist. Der Kauf von Allergan würde AbbVie ein breiteres Produktsortiment verschaffen. Den Anteilseignern von Allergan, die sich seit vier Jahren mit einem sinkenden Aktienkurs leiden, würde der Deal einen vergleichsweise lukrativen Ausstieg aus ihrer Investition bieten.

Abbvie verspricht sich von dem Deal hohe Synergien, die im dritten Jahr nach dem Zusammenschluss mindestens zwei Milliarden
Dollar zum Gewinn vor Steuern beitragen sollen. Zudem würden die Konzerne ihre Position auf dem Markt für kosmetische Arzneimittel ausbauen. Zusammen kämen Abbvie und Allergan im laufenden Jahr den Angaben zufolge auf einen Umsatz von 48 Milliarden Dollar.

Ein Gelingen der Übernahme wäre ein Beleg dafür, dass selbst die größten Pharmahersteller der Welt noch größer werden können. Im Januar kündigte der Hersteller Bristol-Myers Squibb (BMS) die 74 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Konzerns Celgene an. Und der japanische Takeda-Konzern schluckte den irischen Hersteller Shire.

Allergan gilt seit Jahren als Übernahmekandidat: 2014 wollte Valeant den Konkurrenten übernehmen, 2016 ließ Pfizer entsprechende Pläne platzen, obwohl es bereits eine Einigung gab. Zuvor hatte die US-Regierung neue Maßnahmen gegen die Steuerflucht von Großkonzernen verabschiedet, was den Kauf steuerlich unattraktiv machte. Der Deal hatte ein Volumen von 160 Milliarden Dollar; durch ein geschicktes Fusionsmodell sollten die Pfizer-Aktionäre nach der Fusion 56 Prozent an der bisherigen Dachgesellschaft von Allergan mit Sitz in Irland halten.

Allergan selbst hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Ende 2014 hatte Actavis den Botox-Hersteller für 66 Milliarden Dollar gekauft und daraufhin den neuen Namen angenommen – nur um sich kurze Zeit später von seinem ehemaligen Kerngeschäft zu trennen: Die komplette Generikasparte ging für 40,5 Milliarden Dollar an Teva – der Generikakonzern geriet daraufhin in eine massive wirtschaftliche Schieflage.

Allergan ist vor allem für sein Faltenmittel Botox bekannt, doch einen großen Teil seines Umsatzes von zuletzt 16 Milliarden Dollar macht der Konzern mit Ophthalmika wie Alphagan, Coliquifilm, Efflumidex, Inflaneran, Liquifilm, Lumigan, Optive und Vistagan. Auf 2,2 Milliarden Dollar summieren sich die Erlöse im Bereich Eye Care in den USA, weitere 1,3 Milliarden Dollar sind es im Rest der Welt. Der Ästhetikbereich macht 2,8 beziehungsweis 1,5 Milliarden Dollar aus, auf urologische Indikationen entfallen 1,7 beziehungsweise 0,6 Milliarden Dollar. Ein großer Bereich sind mit 7 Milliarden Dollar weitere Medikamente für verschiedene Indikationen in den USA. Nach Region entfallen 12 Milliarden Dollar auf die USA, 1,5 Milliarden Dollar auf Europa, 1,1 Milliarden Dollar auf Asien und 900 Millionen Dollar auf Lateinamerika.

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