Medikationsplan

Weigeldt: Das Konto ist bei uns

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Berlin -

Neben Honorarfragen wird das Medikationsmanagement den diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) prägen. Die ABDA widmet dem Thema sogar ihre traditionelle Auftakt-Pressekonferenz. Doch bei der Politik machen die Apotheker damit bislang keinen Stich, auch weil die Mediziner mauern. Der Chef des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, traut den Apothekern das Medikationsmanagement schlicht nicht zu.

Mit dem E-Health Gesetz soll jeder Versicherte Anspruch auf einen Medikationsplan erhalten, wenn er mindestens drei Arzneimittel gleichzeitig verordnet bekommt. Ursprünglich wollte die Bundesregierung die Grenze bei fünf Arzneimitteln ziehen und mit der Erstellung des Plans nur die Hausärzte beauftragen. Im aktuellen Entwurf wurden die Fachärzte mit einbezogen und die Mindestgrenze herabgesetzt.

Nur die Apotheker tauchen nach wie vor nicht auf im E-Health-Gesetz. Zwar hatte der Bundesrat einen Vorstoß unternommen, die Apotheker doch noch einzubinden, doch die Bundesregierung schlug dies aus. Die ABDA reagierte empört auf die politische Vernachlässigung, hofft aber noch auf das parlamentarische Verfahren und die zweiten Runde im Bundestag.

Hausärztechef Weigeldt war noch nie ein Fan davon, die Apotheker beim Medikationsmanagement mehr als unbedingt nötig zu beteiligen. Teilweise lieferte er sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Das ABDA/KBV-Modell und das Pilotprojekt ARMIN hat er wiederholt offen angegriffen – auch weil sich die Apotheker in der Sache nicht mit seinem Verband verbündet hatten. Auch jetzt sieht Weigeldt eigentlich keinen Grund, die Pharmazeuten stärker einzubinden: „Das Konto ist bei uns“, so der Hausärztechef.

Weigeldt vermutet hinter den Forderungen der Apotheker vor allem monetäre Gründe: „Das war geschickt gemacht von den Apothekern: Sie wollen Geld für eine Leistung, die bei uns nebenbei anfällt.“ Aus seiner Sicht sind die Ärzte schon heute in der Lage, die Pläne allein auszustellen: „Ich habe ein Programm in meiner Arztsoftware, das alle Interaktionschecks macht – und das ist sogar von der ABDA.“

Den Apothekern fehlten dagegen essenzielle Informationen: „Die Apotheker kennen die Diagnose nicht“, so Weigeldt. Diese sei für die Arzneimitteltherapiesicherheit aber manchmal entscheidend. Ein Patient mit Kaliumverlustniere etwa könne drei verschiedene Kaliumpräparate verordnet bekommen. „Bei dieser Dosis geht der Kaliumspiegel eines gesunden Patienten durch die Decke. Da schlägt die Apothekensoftware sofort Alarm“, so Weigeldt. Der Apotheker kenne aber die Laborwerte nicht.

Deswegen müsse die Kontrolle der Medikation beim Arzt stattfinden. „Die Patienten gehen doch nicht nur in eine Apotheke – wir können die Diagnosen aber nicht an mehrere Apotheken schicken“, so Weigeldt. Natürlich sei ein Informationsfluss hilfreich, aber das Arzneimittelmanagement an sich funktioniere nicht in einer Apotheke. „Deswegen sind die Apotheker auch raus, wie sie auch in Dänemark raus sind, weil sie dort der Ansicht waren, dass das nur 'Koofmichs' sind.“ Selbstverständlich seien die Apotheker mehr als nur Kaufleute und die Abstimmung zwischen Arzt und Apotheker wichtig.

Dass die Hausärzte womöglich keinen so guten Überblick über die OTC-Medikation des Patienten haben wie der Apotheker, sieht Weigeldt nicht als Problem: „Deswegen heißt es auch OTC, weil der Patient diese Präparate selbst kaufen kann. Entscheidend sind die verordneten Arzneimittel, die auch nicht ohne Grund der Verschreibungspflicht unterstellt sind“, so der Hausärztechef.

Trotzdem findet er den Austausch mit den Apothekern wichtig. „Ich will bei dem Thema auch gar keinen Streit mit den Apothekern“, versichert Weigeldt. Sein Verhältnis zu Fritz Becker, Chef des Deutschen Apothekerverbands (DAV), sei sehr gut.

Eigentlich sieht Weigeldt überhaupt keinen Bedarf für eine gesetzliche Regelung. Patienten mit Rezept erhielten in der Regel schon heute einen Zettel, wie sie ihre Medikamente einnehmen müssten. „Manchmal wird auch etwas ins Gesetz geschrieben, was schon funktioniert“, so der Hausärztechef.

Entscheidend sei, die Informationen zusammen zu führen. „Ab fünf Medikamenten geht die Compliance gegen Null. Da ist auch der Austausch mit den Angehörigen sehr wichtig“, so der Hausärztechef.

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