Außenwerbung

Werbeanzeige: Apotheker eiskalt überrascht

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Berlin -

Digitale Außenmonitore in deutschen Metropolen zählt zur Premiumkategorie im Werbebusiness und sind dementsprechend meist zahlungskräftigen Großkonzernen vorbehalten. Auch deshalb staunte Apotheker Dirk Vongehr nicht schlecht, als er gestern kurz nach Mittag am Kölner Heinrich-Heine-Ufer unterwegs war: Seine Paradies-Apotheke ist offenbar von so großem lokalen Interesse, dass sie es auf eine riesige Anzeigetafel geschafft hat.

„Wie alt ist Kölns älteste Apotheke, die Paradies-Apotheke?“, wurden die Kölner auf dem meterhohen Monitor gefragt. „Ich war gerade mit dem Auto unterwegs, als ich es bemerkt habe“, sagt Vongehr – noch immer etwas amüsiert von der unerwarteten Entdeckung. „Ich habe es nur zufällig gesehen. Man hat ja eigentlich eine selektive Wahrnehmung, da stach mir der Begriff Paradies-Apotheke ins Auge. Ich bin dann direkt ausgestiegen und habe mehrere Minuten vor der Tafel gewartet, bis es wieder erschien.“

Denn bei der Kategorie „Köln in Zahlen“ handelt es sich um eine Seite unter vielen. Täglich wird dort ein interessanter Fakt über die Domstadt wiedergegeben, sei es die Zahl der Straßenkilometer in der Stadt, der Fläche des genutzten Wohnraums – oder eben des Alters der ältesten Apotheke der Stadt. Vongehr freut sich aber weniger über die kostenlose Werbung, als dass er sich vielmehr geehrt fühlt, dort aufzutauchen. „Das wechselt ja jeden Tag, also gibt es nur 365 Statista-Spots im Jahr für ganz Köln. Da vorzukommen, ist schon eine kleine Ehre.“

Die Reklame bräuchte Vongehr für seine 400 Jahre alte Apotheke eigentlich gar nicht, sie ist ohnehin eine lokale Institution. „Das Jubiläum war bereits so groß, dass ich gar keine Werbung machen musste“, erinnert er sich. „Da hatten sich schon von allein so viele Lokalzeitungen gemeldet, das war genug Aufmerksamkeit.“

Dazu hatte der äußerst umtriebige Pharmazeut aber auch selbst beigetragen. So brachte er anlässlich des Apothekengeburtstags im Sommer einen eigenen Gin auf den Markt. „Zum Jubiläum wollte ich etwas Besonderes schaffen, etwas das über die Feier hinaus Bestand hat, die Vergangenheit aufgreift, aber auch in die Zukunft weist“, erklärt Vongehr. „Ich trinke selbst gern Gin. Aus Köln gibt es seit Ende 2017 den ‚Gin de Cologne‘, aber der schmeckt mir nicht.“ Also machte er sich mit ein bisschen Unterstützung selbst ans Werk.

Passend zum Gründungsjahr wurde der Hochprozentige auf den Namen „Gin 1618“ getauft. Das Etikett zieren die Gesichter eines englischen Kaufmanns, der stellvertretend für die Rezeptur des Gins steht, von Nonne Marie Clementine Martin (Klosterfrau) und von Vongehr selbst. Ebenfalls integriert ist der griechische Buchstabe „Phi“. Er symbolisiert den „Goldenen Schnitt“, der mathematisch bei 1,618 liegt – ein weiterer Verweis auf das Jubiläum.

Seit 1845 steht sie an ihrem jetzigen Standort in der belebten Severinstraße. Vongehr übernahm sie 2009 und führt sie seitdem zielstrebig in die digitale Zukunft. Ihr Facebook-Profil wird liebevoll auch mit Kuriositäten gepflegt und zählt derzeit 13.055 Follower, mehr als jeder andere Apothekenauftritt. Wichtig ist ihm sein Engagement für Menschen mit HIV und Aids, mit denen er an jedem CSD solidarisch durch die Kölner City zieht. Zum Geburtstag erhielt er aus den Händen von Bürgermeister Andreas Wolter eine große bronzene Plakette mit Stadtansicht, die nur verdiente Kölner Kaufleute erhalten. „Das war eine große Überraschung“, sagt Vongehr. „Und darauf bin ich mächtig stolz.“

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