Repetitorium Morbus Crohn

Azathioprin: Warten auf die Wirkung

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Berlin -

Morbus Crohn ist eine schwierige Krankheit mit hohem Leidensdruck für die Patienten. Als Goldstandard gilt die Gabe von Prednisolon im akuten Schub. Oft wird auch Azathioprin verordnet, um die langfristigen Nebenwirkungen des Kortison-Präparates in den Griff zu bekommen. Die Produkte sind beratungsintensiv, denn ihre Wirkung tritt erst nach einigen Monaten auf. Vor allem zu Beginn ist es daher wichtig, die Patienten zu motivieren, die Medikamente regelmäßig einzunehmen.

Fall: Ein junger Mann von etwa 25 Jahren kommt in die Apotheke und löst ein Rezept über Prednisolon 50 mg ein. Er leide seit einem knappen Jahr unter Morbus Crohn. Zunächst habe er seine Schübe mit dem Kortikoid gut unter Kontrolle halten können. Vor vier Wochen habe der Arzt die Dosis herabgesetzt und zusätzlich ein anderes Mittel mit Namen Azathioprin verordnet. Das helfe aber gar nicht, klagt der Kunde. Er habe daher wieder um die vorherige Medikation gebeten, allerdings habe er gehört, dass Kortison langfristig schwere Nebenwirkungen hervorrufe. Das mache ihm Sorgen. Auf Nachfrage erzählt er, dass er keine anderen Medikamente regelmäßig einnehme, nur ab und zu Paracetamol gegen Kopfschmerzen. Der Arzt habe ihm von Ibuprofen abgeraten, die Paracetamol-Tabletten seien allerdings manchmal nicht ausreichend. Im Akutfall nehme er 500 mg.

Analyse: Der Kunde hat ein gutes Verständnis seiner Krankheit und weiß, dass er Medikamente regelmäßig einnehmen muss. Wenn die Kortikoid-Therapie nicht ausreicht, wird gerne der Wirkstoff Azathioprin verordnet. Als Standardosis pro Tag gilt 2 mg pro kg Körpergewicht. Wichtig zu wissen dabei ist aber, dass die Wirkung erst nach etwa drei bis sechs Monaten einsetzt. Es ist daher nachvollziehbar, dass der Kunde die Wirkung nach vier Wochen noch nicht merkt. Eine Erniedrigung der Prednisolon-Dosis könnte daher etwas zu früh erfolgt sein. Möglich ist auch, dass das Kortison-Präparat nicht mehr so gut wirkt wie zu Beginn, der Patient also therapierefraktär geworden ist. Nach einer Behandlung über einige Monate ist das aber unwahrscheinlich.

Schmerzen sollten bei Patienten mit Morbus Crohn keinesfalls mit Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure behandelt werden, da diese zusätzliche Beschwerden bis hin zu Blutungen im Darm hervorrufen können. Paracetamol ist in diesem Fall die richtige Wahl, allerdings nimmt der Kunde im Akutfall eine relativ niedrige Dosis ein.

Kommunikation: Besonders wichtig ist es, dem Patienten zu erklären, dass das vor einem Monat verordnete Mittel mit Azathioprin noch nicht seine volle Wirkung entfaltet hat. Das ist normal und zunächst kein Grund zur Sorge. Der verzögerte Wirkeintritt kann dadurch erklärt werden, dass der Wirkstoff auf genetischer Ebene Einfluss auf das Immunsystem nimmt und Veränderungen dieses komplexen Systems Zeit brauchen. Nebenwirkungen treten allerdings auch schon früher auf, darüber sollte der Kunde Bescheid wissen. Zu denen gehören vor allem zu Beginn der Therapie ein allgemeines Krankheitsgefühl und Appetitlosigkeit. Sollte sich trotz erhöhter Prednisolon-Dosis weiterhin vermehrt Durchfall einstellen, könnte das auf Azathioprin zurückzuführen sein. Dann muss in jedem Fall mit dem Arzt darüber gesprochen werden.

Um langfristigen Effekten der Prednisolon-Therapie auf die Knochen entgegenzutreten, kann dem Patient die Einnahme von Calcium- und Vitamin D-Präparaten angeraten werden. Die Gabe von 500 mg Calcium und 500 Internationalen Einheiten (I.E.) Vitamin D gilt dabei als Standard. Was die Begleitmedikation gegen Kopfschmerzen angeht, kann Entwarnung gegeben werden: Der Patient ist auf eine passende Medikation eingestellt. Falls die verwendete Dosis von 500 mg Paracetamol im Akutfall nicht ausreicht, kann er auf 1000 mg bis zu dreimal täglich erhöhen.

Therapie: Prednisolon gilt als Goldstandard in der Therapie von Morbus Crohn. Bei akuten Schüben wird die Therapie mit dem Kortison-Präparat mit 50 mg pro Tag durchgeführt. Die Einnahme erfolgt immer früh morgens. Azathioprin ist strukturell mit der Aminosäure Purin verwandt. Nach Umwandlung im Körper wirkt es auf zwei Weisen: Zum einen hemmt der Stoff die Synthese von DNA-Bausteinen; gleichzeitig wird das Molekül selbst in die DNA eingebaut. Dadurch wird die Aktivität und die Menge von B-Lymphozyten, Killerzellen und T-Lymphozyten des Immunsystems gehemmt.

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