LDL-Wert

Statine: Nur jeder zweite Patient spricht an

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Berlin -

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) sind weltweit die häufigste Todesursache. Hohe Konzentrationen an Low-Density-Lipoprotein (LDL) gelten als Risikofaktoren. Statine sollen die LDL-Spiegel senken und sind zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse indiziert. Eine britische Studie zeigt jedoch, dass mehr als der Hälfte der Patienten auf die Behandlung nicht anspricht. Die Ergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift „Heart“ veröffentlicht.

Ein Forscherteam der University of Nottingham beurteilte in einer prospektiven Kohortenstudie den Einfluss von Statinen auf den LDL-Wert und das daraus resultierende zukünftige Risiko für CVD. Nach den Richtlinien des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) müssen Statine bei den Betroffenen eine Reduktion des LDL-Wertes um mindestens 40 Prozent erreichen. Dieser Wert konnte jedoch bei mehr als der Hälfte der Patienten innerhalb eines Zeitraumes von 24 Monaten nicht erzielt werden.

Die Wissenschaftler werteten Daten von 165.411 Patienten aus, die vor der Statinbehandlung keine CVD aufwiesen. Das mittlere Alter der Betroffenen zu Therapiebeginn betrug 62,4 Jahre. Etwa 49 Prozent der Teilnehmer waren weiblich. Die Auswertung zeigt, dass 51,2 Prozent (entsprechend 84.609 Patienten) auch zwei Jahre nach Beginn der Statintherapie nur suboptimale LDL-Werte erreichen konnten und diese nicht der Richtlinie des NICE entsprachen. „Basierend auf den aktuellen nationalen Richtlinien wurde eine Reduktion des LDL-Wertes von weniger als 40 Prozent innerhalb von 24 Monaten als suboptimale Statinreaktion eingestuft“, schreiben die Autoren. Diese Patienten hätten weiterhin ein signifikant erhöhtes Risiko für zukünftige CVD, so die Autoren. Ob die Patienten allerdings auf die Statintherapie ansprechen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von den Genen und schließlich auch von der Adhärenz.

Die Patienten wurden über 1.077.199 Patientenjahre (entsprechend 6,2 Jahre im Median) nachbeobachtet. In dem Zeitraum wurden in der Gruppe der suboptimalen Responder 12.142 (Hazard Ratio 1,17) und bei den optimal ansprechenden Patienten 10.656 (Hazard Ratio 1,22 ) CVD-Ereignisse dokumentiert. Die Werte ergeben sich aus den bereinigten Daten von Alter und Ausgangswert. Nach Bereinigung weiterer Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen hatten die Patienten, deren LDL-Wert nicht um 40 reduziert werden konnte, ein um 22 Prozent erhöhtes Risiko für CVD im Vergleich zu den Patienten, die das Zielergebnis der Richtlinie erreichten.

Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase. Das Enzym spielt bei der Cholesterinneusynthese eine Rolle. Es unterdrückt die Cholesterinbildung, was mit einer verstärkten Aufnahme aus dem Blutplasma kompensiert wird. Die Arzneimittel sind bei Hypercholesterinämie und zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse indiziert. Eine Empfehlung zur Primärprävention für sonst Gesunde wird ausgesprochen, wenn die Betroffenen bestimmte Risikofaktoren aufweisen. Zum Einsatz kommen beispielsweise Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin, Fluvastatin und Pravastatin. Die Therapie mit Statinen kann eine Reduktion an Herzinfarkten und Todesfällen bewirken.

Einer Studie der Universität Zürich zufolge kommen Statine zu häufig bei der Primärprävention zum Einsatz. Milo Puhan, Professor für Epidemiologie und Public Health, weist vor allem auf das Risiko von Nebenwirkungen hin, das von den gängigen Richtlinien vernachlässigt werde. Unter der Therapie mit Statinen können häufig Myalgien (Muskelschmerzen) und Myopathien (entzündliche oder degenerative Muskelerkrankungen) auftreten. Selten kann es zu einer Rhabdomyolyse führen. Dieser Begriff bezeichnet einen Muskelzelluntergang in der Skelett- und Herzmuskulatur. Mögliche Folgen sind akutes Nierenversagen. Das Risiko ist dabei dosisabhängig. Weitere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, Exantheme sowie Schlafstörungen.

Eine im März im „British Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlichte Studie sorgt für neuen Diskussionsbedarf. Die Ergebnisse zeigen: Patienten, die mit einem Statin behandelt werden, haben eine erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

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