Video-Spezial Kehr Berlin

„Der Großhandel macht sich selbst Probleme“

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Berlin -

Der private Pharmagroßhändler Kehr will den Nordosten erobern: Seit Juli rollen in Ludwigsfelde bei Berlin im ehemaligen Gesine-Standort rote Kisten über die Bänder. Die Geschäftsführer von Kehr Berlin, Stefan Holdermann, Hanns-Heinrich Kehr und Ulrich Kehr, starten zunächst mit 200 Kunden. Das Einzugsgebiet umfasst weit mehr: Rund 1700 Apotheken könnten beliefert werden.

„Wir werden natürlich auch auf die Kunden zugehen, aber im Moment ist es so, dass die Kunden auf uns zukommen. Der private Großhandel war hier bislang nur im südlichen Teil sehr stark“, so Holdermann. Gerade in den Gebieten Cottbus und Frankfurt/Oder stoße man auf viel Interesse. „Und das werden wir sicherlich gut ausnutzen können“, so Holdermann.

Der neue Standort entlastet die beiden Niederlassungen in Braunschweig und Dessau und ist auch ein Signal an die Konkurrenz. Ulrich Kehr erklärt, warum der private Großhändler das Wagnis eingeht: „Wir halten es sicherlich für mutig, weil wir so etwas nicht alle Tage machen wie es manche Konzerne tun.“

Die Investition sei aber notwendig gewesen, weil man am Braunschweiger Stammsitz unter Druck geraten sei durch die neuen Niederlassungen von Noweda und Alliance in unmittelbarer Nachbarschaft.

Statt mit hohen Rabatten will Kehr Berlin mit pünktlicher und zuverlässiger Lieferung punkten. „Wir gehen nicht aktiv in den Markt mit irgendwelchen Aggressionen, sondern sehen zu, dass dieser Markt verlässlich arbeiten kann und gehen keine überhöhten Risiken ein“, so Kehr.

Sein Bruder Hanns-Heinrich Kehr erklärt, warum die privaten Großhändler aus seiner Sicht gut aufgestellt sind und sich nicht durch eine Rabattschlacht der Wettbewerber verdrängen lassen wollen: „Der Großhandel steckt nicht in der Krise, sondern es gibt selbst gemachte Probleme. Das sind strategische Überlegungen einzelner Wettbewerber: Da gibt es insbesondere zwei, die einen unerbittlichen Kampf gegeneinander austragen. Da fragen wir uns auch, wohin das führen soll“, so Kehr.

Der Rabattwettbewerb könne jedoch mittelfristig zu Nachteilen für die Apotheken führen. „Ich kann mir vorstellen, dass dann auch die Politik irgendwann wieder auf den Plan kommt, wenn wir plötzlich quasi keine Spanne brauchen – dann kann man sie uns auch gesetzlich nehmen. Das wollen wir alles natürlich nicht.“, so Kehr.

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