Zur Rose erwägt Börsengang

DocMorris verbrennt Millionen

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Berlin -

Die massive TV-Werbung für die niederländische Versandapotheke DocMorris hat die Schweizer Zur Rose AG noch tiefer in die roten Zahlen gestürzt. Trotz zweistelligem Umsatzwachstum von DocMorris schloss die Schweizer Mutter das erste Quartal 2017 mit einem Rekordverlust von 9,4 Millionen Schweizer Franken ab. Jetzt sucht Zur Rose neue Kapitalgeber zur Finanzierung des Umsatzwachstums. Ein Börsengang rückt offenbar näher, da die Gruppe einen guten Teil ihres zuletzt eingesammelten Kapitals schon ausgegeben hat.

Zur Rose hatte das vergangene Jahr bereits mit einem hohen Verlust abgeschlossen, unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 13 Millionen Franken in den Büchern. Die Dividende wurde daher gestrichen. Mit dem neuen Quartalsverlust zeichnet sich für das laufende Jahr ein noch größerer Fehlbetrag ab. Bislang hat Zur Rose das Umsatzwachstum unter anderem durch eine Kapitalerhöhung von 40 Millionen Franken finanziert. Der Börsenkurs verdreifachte sich, nicht zuletzt wegen des Einstiegs der saudischen Al Faisaliah Group.

Frisches Kapital ist offenbar erforderlich: Aktuell werden die Aktien der Zur Rose-Gruppe nur außerbörslich auf den Plattformen der Berner Kantonalbank, der Zürcher Kantonalbank und der Lienhardt & Partner Privatbank gehandelt. Jetzt denkt Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli über einen ordentlichen Börsengang nach: „Um die sich zusätzlich bietenden Wachstumsmöglichkeiten wahrnehmen zu können, evaluiert der Verwaltungsrat Optionen, zusätzliche Mittel aufzunehmen. Die Optionen, die im Auftrag der Zur Rose-Gruppe von UBS und Berenberg geprüft werden, schliessen einen Börsengang mit Kapitalerhöhung, weitere private Finanzierungen wie auch zusätzliche Fremdfinanzierungen ein“, heißt es in Zürich.

Die Zur Rose-Gruppe wolle die vielfältigen, sich im Markt zusätzlich bietenden Wachstumschancen nutzen und die starke Stellung der Gruppe im europäischen Arzneimittelversand weiter ausbauen. Die Überlegungen sind offenbar schon weit fortgeschritten: Denn für die „kommenden Wochen“ wurde bereits eine außerordentlichen Generalversammlung angekündigt, auf der „die Voraussetzungen für die nächsten Wachstumsschritte geschaffen werden können“.

Das erste Quartal 2017 der Zur Rose Gruppe war wie schon das letzte Jahr von zwei gegenläufigen Tendenzen geprägt: Starkes Wachstum und höherer Verluste aufgrund der intensiven Werbemaßnahmen vor allem für DocMorris. So stieg ausweislich der Bilanzzahlen der „übrige Betriebsaufwand“ in den ersten drei Monaten um rund 50 Prozent von 16 auf knapp 24 Millionen Franken. Dahinter dürften sich die Kosten für die massive TV-Werbeoffensive für DocMorris verbergen.

Die ab dem „dritten Tertial des vergangenen Jahrs massiv verstärkten Marketingaktivitäten von DocMorris in Deutschland haben zum Ziel, eine deutliche Beschleunigung der Umsatzentwicklung zu erreichen“, heißt es im Quartalsbericht. Dies hat funktioniert: Im ersten Quartal 2017 beschleunigte sich das Wachstum der Zur Rose-Gruppe, der Umsatz erhöhte sich insgesamt um 7 Prozent auf 229 Millionen Franken. Wachstumstreiber war DocMorris in Deutschland. Dort stieg die Nachfrage nach rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln deutlich um 13 Prozent auf 112 Millionen Franken. In der Schweiz legte der Umsatz nur leicht um 2 Prozent auf 117 Millionen Franken zu.

„Plangemäß belasteten die erhöhten Marketing- und Personalaufwendungen das Ergebnis mit insgesamt rund 8 Millionen Franken“, heißt es im Quartalsbericht. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fuhr Zur Rose einen Verlust von 5,8 Millionen Franken ein, vor einem Jahr waren es „nur“ 2,4 Millionen Franken. Unterm Strich hat sich der Verlust sogar auf 9,5 Millionen Euro verzehnfacht (Vorjahresperiode: minus 0,9 Millionen Franken). Mit diesem Verlust liegt Zur Rose nach eigenen Angeben im Plan: Bei der Generalversammlung zeigte sich der Verwaltungsrat „überzeugt davon, dass sich die Ausgangslage der Zur Rose-Gruppe im Hinblick auf künftige Wachstumschancen weiter verbessert hat“.

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