Nachwuchsgewinnung

PTA/PKA: Eignungstest an Schulen

, Uhr
Berlin -

Guten Nachwuchs zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Nettetaler Sebastian-Apotheke begibt sich in der örtlichen Gesamtschule auf die Suche nach PKA- und PTA-Talenten. Die Erfolgsquote ist hoch.

Roland Schiefelbein hat ein ehrgeiziges Ziel: Jeder Absolvent der Gesamt- und Realschule im niederrheinischen Nettetal soll nach der 10. Klasse oder dem Abitur eine klare Berufsperspektive vor Augen haben. Und das in einem Job, der den individuellen Neigungen und Fähigkeiten entspricht. Davon sollen auch die lokalen Unternehmen profitieren, suchen sie doch vielfach selbst händeringend nach motivierten Auszubildenden.

Der Schulleiter gründete dafür 2007 den Verein „Basel“. Die Abkürzung steht für „Berufseinstiegscoaches aktivieren Schüler Eltern Lehrer“. Auch nach seiner Pensionierung 2014 ließ Schiefelbein in seinem Engagement nicht nach, bis heute hat er sich 40 Firmen aus der 10.000-Einwohner-Stadt und der angrenzenden Region bis zur Großstadt Krefeld als Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Nach eigenen Angaben hat es Basel bis heute geschafft, 95 Prozent der Abgänger in ein Ausbildungsverhältnis oder in ein Berufskolleg zu bekommen. Das Land Nordrhein-Westfalen trägt 65 Prozent der Kosten.

Seit Frühjahr 2014 ist die Sebastian-Apotheke dabei. Das Konzept habe überzeugt, sagt Roland Christmann. Als kaufmännischer Leiter in der Sebastian-Apotheke seiner Frau Barbara Picksak-Christmann ist er auch für das Personalmanagement zuständig. „In den Klassen 8 bis 10 fängt es mit der Berufsorientierung an. Die im Verein angeschlossenen Firmen bieten dann Informationsveranstaltungen in den Schulen an, zu denen sich die Schüler vorab anmelden“, sagt Christmann. „So kommen Teilnehmer zu unseren Vorträgen, die sich für die Arbeit bei uns interessieren. Unsere Mitarbeiter stellen dort die Berufsbilder von PTA und PKA vor.“

Schon hier fange man an, die Spreu vom Weizen zu trennen: „Wir schauen uns genau an, bei welchen Schülern wir Potenzial sehen“, sagt Christmann. „Mit den entsprechenden Kandidaten führen wir dann ein Gespräch, dabei werden sie von ihrem Vertrauenslehrer begleitet.“ Achtklässler können in der Apotheke ein Tagespraktikum, Neuntklässler ein „Realpraktikum“ von ein bis zwei Wochen absolvieren. Gespräche mit einem Coach ergänzen das Auswahlverfahren. Wer dann noch Interesse hat, bleibe am Ball, hat die Apotheke erfahren: „So minimieren wir die Zahl der Ausbildungsabbrecher.“

Mehr als 20 potenzielle Nachwuchskräfte hätten seit Beitritt zum Verein ein Praktikum gemacht, einigen von ihnen habe man einen Ausbildungsplatz geben können, freut sich Christmann. Die Talentakquise bleibt nicht auf Schulveranstaltungen beschränkt. Vor Kurzem hat das Team ein exakt zweieinhalbminütiges Video auf Youtube gestellt. Auch hier wirbt die Apotheke mit einem ausführlichen Blick hinter die Kulissen um neue PKA und PTA. „Gedreht wurde der Film von Dein-Betrieb, einer von Schülern gegründeten Firma aus dem Basel-Umfeld“, berichtet Christmann. „Die jungen Leute sind vorab bei uns in der Apotheke gewesen und haben mit uns gemeinsam das Profil des Unternehmens erkundet und überlegt, wie es im Video präsentiert werden soll.“ Alle Imagefilme der bislang beteiligten 19 Firmen finden sich auf der Website von Dein-Betrieb wieder. Bei Gefallen unterstützt die Initiative bei der Kontaktaufnahme.

Die Initiative sei so ein großer Erfolg, dass auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen bei den Nettetalern vorstellig geworden sei. „Ihr eigenes Programm ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘, kurz Kaoa, ist mit Basel eine Kooperation eingegangen“, meint Christmann stolz. „Alle Unternehmen, die bei Basel dabei sind, machen das gerne, und auch wir erwarten in der Zukunft noch ein paar Mitarbeiter mehr in unserem Team.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Mündliche Absprachen verschriftlichen
Übernahme: Das gilt für Arbeitsverträge
Mehr aus Ressort
Bei Beratung Abschied nicht unterschätzen
Apothekenkunden richtig verabschieden

APOTHEKE ADHOC Debatte