Rote-Hand-Brief

Keine DOAKs bei Antiphospholipid-Syndrom

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Berlin -

Die Hersteller einiger direkter oraler Antikoagulanzien (DOAKs) weisen auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für rezidivierende thrombotische Ereignisse bei Patienten mit Antiphospholipid-Syndrom hin. Der Rote-Hand-Brief wurde in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlicht.

Bei den betroffenen Antikoagulantien handelt es sich um Apixaban (Eliquis, Bristol-Myers Squibb), Dabigatranetexilat (Pradaxa, Boehringer Ingelheim), Edoxaban (Lixiana/Roteas, Daiichi Sankyo Europe) und Rivaroxaban (Xarelto, Bayer). Eine multizentrische Studie konnte zeigen, dass bei Patienten mit Antiphospholipid-Syndrom (APS), die in der Vergangenheit unter einer Thrombose gelitten hatten, die Anwendung von Rivaroxaban im Vergleich zu Warfarin mit einem erhöhten Risiko für rezidivierende thrombotische Ereignisse assoziiert war. Apixaban, Edoxaban und Dabigatranetexilat sind möglicherweise ebenfalls im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin oder Phenprocoumon, mit einem erhöhten Risiko für rezidivierende Thrombosen assoziiert.

Die Anwendung von DOAKs wird bei Patienten mit APS daher nicht empfohlen. Besonders bei Hoch-Risiko-Patienten, die in allen drei Antiphospholipid-Tests (Lupus-Antikoagulans, Anti-Cardiolipin-Antikörper und Anti-Beta-2-Glykoprotein-I-Antikörper) positiv getestet wurden, ist die Anwendung zu vermeiden. Bei Patienten mit APS, die zurzeit mit DOAKs zur Prävention thromboembolischer Ereignisse behandelt werden, soll überprüft werden, ob eine Fortsetzung der Behandlung angemessen ist und eine Umstellung auf Vitamin-K­-Antagonisten in Erwägung gezogen werden.

Der Evidenzgrad für das erhöhte Risiko rezidivierender thrombotischer Ereignisse bei Patienten mit APS ist für die im Markt befindlichen DOAKs unterschiedlich: Derzeit gibt es keine ausreichenden Nachweise dafür, dass eines der DOAKs bei Patienten mit nachgewiesenem APS einen ausreichenden Schutz bietet.

In einer Investigator-gesponserten, randomisierten, offenen, multizentrischen Studie mit verblindeter Endpunkt-Adjudizierung wurde Rivaroxaban bei Patienten mit einer Thrombose in der Vorgeschichte, bei denen eine APS-Diagnose mit hohem Risiko für thromboembolische Ereignisse gestellt wurde, mit Warfarin verglichen: Die Studie wurde nach Einschluss von 120 Patienten aufgrund einer erhöhten Rate thromboembolischer Ereignisse bei Patienten im Rivaroxaban-Arm vorzeitig abgebrochen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 569 Tage. 59 Patienten wurden auf Rivaroxaban 20 mg randomisiert und 61 Patienten auf Warfarin. Bei 12 Prozent der Patienten in der Rivaroxabangruppe traten thromboembolische Ereignisse auf, darunter vier ischämische Schlaganfälle und drei Myokardinfarkte.

Bei den Patienten der Warfaringruppe traten keine thromboembolischen Ereignisse auf. Schwere Blutungen traten bei sieben Prozent der Rivaroxabangruppe und 3 Prozent der Warfaringruppe auf. Für Apixaban, Edoxaban und Dabigatranetexilat sind weniger Daten verfügbar, da es keine abgeschlossenen klinischen Studien mit diesen Arzneimitteln bei Patienten mit APS gibt. Derzeit wird eine Investigator-gesponserte Studie durchgeführt, die speziell zur Untersuchung von Patienten mit APS unter Behandlung mit Apixaban konzipiert wurde. Die Ergebnisse dieser Studie Die für Erwachsene zugelassenen Indikationen aller DOAKs umfassen die Behandlung und Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) und die Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und zusätzlichen Risikofaktoren.

Apixaban, Dabigatranetexilat und Rivaroxaban sind darüber hinaus zugelassen zur VTE-Prophylaxe nach Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen. Rivaroxaban ist auch zugelassen zusätzlich eingenommen zu Acetylsalicylsäure bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung oder symptomatischer peripherer arterieller Verschlusserkrankung und einem hohen Risiko für ischämische Ereignisse und zusätzlich eingenommen zu Acetylsalicylsäure oder Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel oder Ticlopidin nach einem akuten Koronarsyndrom mit erhöhten kardialen Biomarkern. Die Produktinformationen dieser Arzneimittel werden jeweils um einen neuen Warnhinweis für Patienten mit APS ergänzt.

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