In Verkehrskontrolle erwischt

Prozess gegen Schlagstock-Apothekenräuber

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Berlin -

Fast sechs Jahre nach einem brutalen Apothekenüberfall steht in Potsdam jetzt einer der Täter vor Gericht. Der 33-Jährige überfiel vor sechs Jahren mit einem Mittäter die Apotheke am Schlaatz im Erlenhof, bedrohte Zeugen mit einer Schreckschusspistole und verletzte zwei Menschen mit einem Teleskopschlagstock. Auf die Spur des Räubers kam die Polizei erst nach Jahren zufällig.

Der Prozess am Potsdamer Landgericht begann, wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten berichten, mit einem Geständnis. „Das war wie im Film“, sagte der gebürtige Türke Oktay T. Er schilderte, was sich aus seiner Sicht am 19. April 2013 zugetragen hatte – und was die Hintergründe waren. Sein Leben finanzierte er damals zum Teil mit Drogengeschäften und bekam Ärger, als ein Deal schief ging. Damals, so Oktay T., sei er brutal zusammengeschlagen worden und das habe ihn aus der Bahn geworfen.

Im Rahmen eines weiteren Jobs in einer Berliner Shisha-Bar lernte er einen Mann namens Hussein kennen, der ihm bei einem Besuch Potsdams spontan den Apothekenüberfall vorschlug. Die Identität „Husseins“ konnte die Polizei bisher nicht ermitteln.

Oktay T. gab vor Gericht an, dass er an jenem Tag einen Anruf seines Drogendealers erhalten habe, der die Begleichung der Schulden forderte. Die beiden Täter betraten die Apotheke am Schlaatz maskiert, sie hatten eine defekte Schreckschusspistole und einen kaputten Teleskopschlagstock dabei.

„Überfall! Geld her!“, riefen sie, der Täter namens Hussein soll der Inhaberin der Apotheke die Pistole an die Schläfe gehalten haben. Sein Komplize wird beschuldigt, mit dem defekten Stock mehrere Apothekenmitarbeiter in den Bauch geschlagen zu haben. Das Landgericht Potsdam bezeichnet die Tat als „besonders schweren Raub“.

Bei dem brutalen Überfall erbeuteten die Täter rund 800 Euro Bargeld. Bevor sie die Apotheke verließen, sagte Oktay T.: „Sorry, wir brauchen das Geld.“ An diesen Satz erinnerte sich die Inhaberin vor Gericht. Aus heutiger Sicht sagt der Täter, der sich reuig zeigt: „Die Tat hat sich nicht gelohnt.“ Und: „Ich habe nun Angst, dass ich wieder alles verliere.“

Nach der Tat tauchten die beiden Beschuldigten unter. Die Polizei hatte keine Spur, sodass es lange aussah, als würde die Tat ungesühnt bleiben. Oktay T. reiste für längere Zeit in die Türkei, wo er sich um seine kranke Mutter kümmerte. Jahre nach dem Überfall fuhr er ohne Fahrerlaubnis und geriet in eine Polizeikontrolle. Als ein DNA-Test durchgeführt wurde, kamen die Ermittler dem Apothekenüberfall auf die Spur. Oktay T. wurde verhaftet, er sitzt seit September 2018 in U-Haft. Aufgrund der Brutalität der Tat muss er mit mehreren Jahren Gefängnis rechnen, für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt.

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