FIP-Kongress

Homöopathie: Apotheker sprechen sich dagegen aus

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Berlin -

Der Kongress des Weltapothekerverbands (FIP, International Federation of Pharmacists) in Glasgow ist in vollem Gange. Für die Teilnehmer bedeutet die Veranstaltung fünf Tage Fortbildungen und interdisziplinärer Austausch mit Kollegen. Dieses Jahr war die Homöopathie ein großes Thema. Die anwesenden Pharmazeuten konnten nach einer Debatte abstimmen, ob sie für oder dagegen sind. Der Großteil sprach sich dagegen aus.

Alternativmedizinische Methoden wie Homöopathie sind sowohl unter Laien als auch Experten ein ständiges Diskussionsthema, da für die Wirksamkeit wissenschaftliche Belege fehlen und den Mittel lediglich eine Placebo-Wirkung zugesprochen wird. Dabei sind nicht nur die homöopathischen Arzneimittel selbst Gegenstand der Debatte; vielmehr stellt sich auch die Frage, ob Apotheker diese Präparate überhaupt verkaufen beziehungsweise abgeben sollten. Denn letztendlich ist das Pharmaziestudium naturwissenschaftlich geprägt und die Lehre Samuel Hahnemanns findet darin so gut wie keinen Platz.

Über letztere Frage hat man sich auch in Glasgow Gedanken gemacht. Bei der „goßen Debatte” gab es zunächst mehrere Redner, die unterschiedliche Positionen vertraten. Zunächst sprach sich der emeritierte Universitätsprofessor Dr. Geoff Tucker dafür aus, dass in Apotheken grundsätzlich keine Homöopathika verkauft werden sollten. Tucker ist Pharmakologe an der University of Sheffield und forscht unter anderem zu personalisierten Arzneistoff-Dosierungen.

Im Anschluss gab es einen Vortrag von Apothekerin und Heilpraktikerin Christine Glover. Sie hat sich in ihrer Apotheke auf Homöopathie spezialisiert und befürwortete die Abgabe dieser Präparate von pharmazeutischem Personal. „Wir haben über 2000 homöopathische Mittel, die in einer Vielzahl von Potenzen geliefert werden können”, heißt es auf ihrer Website. Danach gab Apothekerin Dr. Betty Chaar von der University of Sydney einen Überblick zu den ethischen Positionen dieser Thematik.

Sollen die umstrittenen Therapien nun über Apotheken bezogen werden können oder nicht? Wie eine Sprecherin des Weltapothekerverbands mitteilt, haben sich 63 Prozent der Kongressteilnehmer dagegen ausgesprochen: Homöopathische Mittel haben ihrer Ansicht nach keinen Platz in der Apotheke. Der Verband stellt allerdings klar, dass die Abstimmung nur das aktuelle ,Gefühl’ zur Homöopathie bei den Kongressteilnehmern widerspiegele und nicht deren Ansichten darstelle. „Im Moment hat die FIP keine Grundsatzerklärung zu diesem Thema abgegeben und deshalb haben wir keine Pressemitteilung herausgegeben und werden auch keine veröffentlichen”, so die Sprecherin.

Zuletzt hatte sich die Weilheimer Apothekerin Iris Hundertmark nicht nur gegen die Homöopathie in der Apotheke ausgesprochen, sondern dies auch in ihrer eigenen Apotheke umgesetzt: Sie leerte das Homöopathie-Regal und wollte nicht länger Globuli und dergleichen verkaufen. Ihre Ware schickte sie an die Lieferanten zurück. „Wir sind als Apotheker angehalten, leitliniengerecht zu beraten. Bei Homöopathie tun wir das nicht. Schulmedizin und Homöopathie werden bei der Abgabe unterschiedlich behandelt”, sagte sie kürzlich. Sie habe ein wissenschaftliches Studium absolviert und sei ethisch verpflichtet, zu sagen, was sie weiß.

Katrin Kraus von der Einhorn-Apotheke im niedersächsischen Bockenem gehört dagegen zu den Kollegen, die finden, dass alternative Heilmethoden zur Beratung und homöopathische Produkte zum Sortiment gehören. Homöopathie könne die Schulmedizin nicht ersetzen, so Kraus. „Natürlich weisen wir darauf hin.“ Die Therapieform sei eine „sinnvolle Ergänzung“. Man müsse aber ganz klar die Grenzen der Homöopathie erkennen. Und: „Wenn ich im Beratungsgespräch spüre, dass mein Gegenüber nicht offen für alternative Heilmethoden ist, versuche ich nicht die Kunden zu bekehren oder zu überreden.“

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