Einbruchsversuch in Sachsen

Kommt ein Gullydeckel geflogen

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Berlin -

Als zartbesaitet kann man diese Einbrecher nicht bezeichnen: Eine Scheibe der Katharinen-Apotheke im sächsischen Frankenberg wurde am Wochenende mit einem Gullydeckel eingeworfen. Die Täter flüchteten unverrichteter Dinge.

Die Alarmanlage funktionierte, da verließ die Täter der Mut und sie gaben Fersengeld. Als die Polizei eintraf, fand sie den rund 40 Kilo schweren Gullydeckel auf der Straße. Apotheker Kurt Stampniok erzählt: „Die Täter sind zum Glück nicht in die Offizin eingedrungen.“ Er versucht, seinen Humor zu bewahren: „Gleich hinter der eingeschlagenen Scheibe befanden sich auch nur die Gummibärchen...“

Er sagt: „Der Krawall der Alarmanlage hat die Einbrecher vertrieben.“ Der Schaden liegt bei rund 1500 Euro. „Die Fensterscheibe wurde gleich am Sonntag repariert.“ Bezüglich der Motive rätselt der Pharmazeut: „Der Gullydeckel lag kurioserweise vor und nicht in der Apotheke. Womöglich wollten die Täter gar nicht einbrechen, vielleicht war es nur ein Fall von Vandalismus.“ Bisher hatte man in der Katharinen-Apotheke, die von den Eltern Stampnioks betrieben wird, noch nie Ärger mit Kriminellen.

Gelegentlich greifen Einbrecher zur eher unkonventionellen Methode des Gully-Werfens. Auch der Berliner Apotheker Abdel Nasser Sakkas kann ein Lied davon singen. Im Mai 2009 übernahm er die Apotheke am Gartenplatz im Stadtteil Wedding. Seine Bilanz nach fünf Jahren: drei Einbrüche, ein Raubüberfall, ein Fall von Vandalismus.

Beim ersten Mal hebelten die Täter die Schiebetür auf und nahmen fast die gesamte Sichtwahl mit. Der Schaden lag bei rund 6000 Euro. Beim nächsten Mal schlugen sie die Scheibe ein, stahlen Computer und Wechselgeld. Beim vierten Mal schweißten sie den Tresor im Keller auf und entwendeten mehrere hundert Euro. Beim vierten Delikt warfen sie mit einem Gully-Deckel das Schaufenster ein und stiegen so in die Apotheke ein. Die fünfte Tat war ein Raubüberfall. Zwei Männer bedrohten kurz vor Feierabend die diensthabende Apothekerin mit einem Messer und forderten Geld, dass die Angestellte ihnen gab.

Bundesweit liegt der Schaden, der Geschäften aller Branchen durch Diebstahl durch Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten entsteht, bei rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr. Obwohl es rund 15.000 Ladendetektive und Sicherheitsleute in den Geschäften gibt, geht der Schaden durch Ladendiebstähle seit Jahren nicht zurück. Experten gehen davon aus, dass nur 2 Prozent der Fälle erkannt und angezeigt werden. Besonders beliebt sind bei Dieben Waren, die klein, teuer und hinterher leicht zu verkaufen sind – also vieles, mit dem Apotheken ihr Geld verdienen.

In Großstädten gibt es oft sogar spezialisierte Banden, die mit großen Einkaufstaschen in Apotheke kommen und in einem unbeobachteten Moment ganze Regalmeter abräumen. Selbst wenn die Angestellten etwas mitbekommen, können sie oft nichts ausrichten: Der Dieb hat zwei bis drei Komplizen vor der Tür, die das Personal einschüchtern und dann gemeinsam schnell verschwinden.

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