Versandapotheken

Zur Rose: Wachstum ist teuer

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Berlin -

Fressen oder gefressen werden, lautet die Devise im Versandhandel. Seit den Börsengängen von Shop-Apotheke und Zur Rose ist der Apotheken- am Finanzmarkt angekommen. Immer neue Zukäufe täuschen darüber hinweg, dass das Wachstum teuer und im Übrigen auch nicht unendlich ist.

Zur Rose veröffentlichte mit der Übernahme von Medpex auch die Zahlen für die ersten neun Monate. Während der OTC-Bereich kräftig wächst, herrscht im Segment der rezeptpflichtigen Arzneimittel Flaute: Um gerade einmal 6 Prozent auf 64 Millionen Euro legten die Rx-Umsätze auf Rezept im dritten Quartal zu; seit Jahresbeginn waren es mit 198 Millionen Euro auch nur 7 Prozent. Lassen die Boni von bis zu 15 Euro pro Rezept die Verbraucher etwa kalt?

„Wir sehen, dass die Diskussion um das Rx-Versandverbot zu einer Verunsicherung führt“, erklärte Finanzvorstand Marcel Ziwica vor Analysten. Allerdings sei das dritte Quartal branchenübergreifend für den Versandhandel schwierig gewesen, was man auch an den Zahlen von Zalando sehen könne.

Im OTC-Bereich legte DocMorris zwar um 62 Prozent auf 74 Millionen Euro zu; in den ersten neun Monaten lag das Plus sogar bei 73 Prozent, was einem Umsatz von 232 Millionen Euro entspricht. Doch schätzungsweise zwei Drittel des Wachstums dürften auf die beiden Ende 2017 übernommenen Versender Vitalsana und Eurapon zurückgehen. Apo-Rot dürfte seit Juli ebenfalls bei Zur Rose konsolidiert werden.

Das organische Wachstum habe sich abgeschwächt, räumte Ziwicka auf Nachfrage ein. Das liege auch daran, dass man weniger in Werbemaßnahmen investiert habe. „Organisches Wachstum ist ziemlich teuer“, begründete er den Schritt und verwies schnell darauf, dass man mit einem Marktanteil von demnächst 30 Prozent die klare Nummer 1 am Markt sei.

An der Börse dürfte diese Sichtweise überzeugen: Mit 429 Millionen Euro hat DocMorris nach neun Monaten bereits den Jahresumsatz des vergangenen Jahres knapp erreicht. Die halbe Milliarde dürfte locker drin sein, was der gesamten Gruppe helfen könnte, die Marke von einer Milliarde Schweizer Franken zu nehmen.

Für bis zu 170 Millionen Euro übernimmt Zur Rose gerade Medpex, die Nummer 3 am Markt. Zuvor hatten die Schweizer das Versandgeschäft von Apo-Rot mit Sitz in Hamburg gekauft; ab November sollen die Pakete nicht mehr von Hamburg, sondern von Heerlen aus verschickt werden. Davor ging für 18 Millionen Euro die ehemalige Schlecker-Tochter Vitalsana an Zur Rose; bei einem Umsatz von 30 Millionen Euro im Jahr 2016 ergibt sich damit ein Multiple von 0,61. Für Eurapon zahlte Zur Rose sogar 47 Millionen Euro, das sind fast 90 Prozent des Umsatzes von 52 Millionen Euro im Jahr 2016.

Vor der jüngsten Übernahme hatte Zur Rose die Kriegskasse gefüllt: 115 Millionen Franken wurden über eine Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Zinssatz von 2,5 Prozent eingesammelt, den Rest soll jetzt eine Kapitalerhöhung bringen. Nun ist der Konkurrent Shop-Apotheke am Zug: Über eine Wandelanleihe hatte der börsennotierte Versender aus dem niederländischen Venlo 100 Millionen Euro eingesammelt, um einen Zukauf in Deutschland stemmen zu können. Seit der Übernahme von Nu3 und einem Mailing seitens der mittlerweile vom Netz gegangenen EU-Versandapotheke hat es jedoch keinen Zukauf mehr gegeben – und allmählich gehen die Kandidaten aus. Die nächstgrößeren Versender sind Medikamente-per-Klick, Apotal und Apo-Discounter.

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