Einkaufstourismus Schweiz/Deutschland

Apotheker: Baustelle bremst Grenzeinkäufer

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Berlin -

Die günstigeren Preise in Deutschland ziehen Schweizer Kunden nicht nur an Tankstellen oder in Supermärkte. Auch die Grenzapotheken profitieren von den Einkaufstouristen aus dem Nachbarland. Doch seit einigen Monaten gehe die Zahl der Kunden zurück, beklagt Apotheker Andreas Abel aus Laufenburg. Ein Grund sind große Baustellen, die zu langen Staus an der Grenze führen.

Von seiner Apotheke aus kann Abel in die Schweiz schauen. Der Rhein trennt das deutsche vom schweizerischen Laufenburg. Vor allem seine Center-Apotheke im Laufenpark zieht Kundschaft aus dem Nachbarland an. Die Schweizer profitierten nicht nur von den günstigeren Preisen. Sie erhielten auch die Mehrwertsteuer zurück. „19 Prozent, das ist eine Menge“, so der Apotheker.

Gekauft werde „alles“ –Allergiemittel, Erkältungspräparate sowie Vitamine und auch Rx-Arzneimittel. In der Schweiz gebe es in dem Sinne kein Kassenrezept, sondern die Patienten zahlten eine individuelle Selbstbeteiligung. Wenn das Blutdruckmittel in Deutschland die Hälfte koste, könne sich die Fahrt über die Grenze lohnen. Im Center würden die Schweizer auch durch das breite Angebot an Einzelhändlern angezogen.

Abel verfügt in seiner Apotheke über eine schweizerische Stammkundschaft. Doch die Kundenzahl sei nicht mehr so hoch, wie sie einmal war, sagt er. In den vergangenen Monaten sei die Zahl zurückgegangen. Er geht davon aus, dass die Baustellen ein Hauptgrund sind, auch wenn er keine Statistik führe. „Die Frequenz hat nachgelassen. Auch Kunden sagen vereinzelt, dass sie wegen der Bauarbeiten nicht mehr so oft kämen.“ Außerorts wird seit vergangenem Herbst ein neuer Straßenbelag errichtet. Anfang des Jahres begann der für 24 Monate angesetzte Umbau der Ortsdurchfahrt.

Der Apotheker macht nicht allein die Baustellen für die nachlassenden Einkaufstouristen verantwortlich. Die Zahl der grünen Ausfuhrscheine zur Mehrwertsteuerrückerstattung sei rückläufig. Der Wechselkurs habe sich zuletzt abgeschwächt und sei für Schweizer nicht mehr so interessant.

Noch laufe das Geschäft jedoch. „Für uns ist es ein glücklicher Zustand, dass die Schweizer höhere Preise haben“, so Abel. Die Lage sei gut. Denn sein Einzugsgebiet umfasse auf deutscher Seite lediglich einen Halbkreis und bilde anders als bei Kollegen keinen Radius. Für die Nachbarn seien auf deutscher Seite extra Möbelhäuser und andere Geschäfte errichtet worden.

Doch die nahe Grenze hat auch Nachteile für den Apotheker. „Wir haben einen regen Grenzverkehr“, so Abel. Viele Fachkräfte wanderten wegen der höheren Löhne in die Schweiz ab und lebten weiter in Deutschland. „Dort verdienen sie deutlich mehr.“ Die Personalsuche in der Region sei „eine einzige Katastrophe“. Das treffe auch andere Branchen wie Handwerker. Der Apotheker ist froh, dass er seine Mitarbeitersuche vor einem halben Jahr erfolgreich abgeschlossen hat – vorerst.

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