So klingt die Pharmazie

Deutschlands erstes Pharmazeuten-Orchester

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Berlin -

Wie bringt man 40 Musiker aus dem ganzen Land unter einen Hut – und an einen Ort? Roberto Frontini, ehemaliger Direktor der Apotheke des Universitätsklinkiums Leipzig, hat das erste Pharmazeuten-Orchester Deutschlands gegründet. Jetzt fand in Köln die erste Probe statt.

Ein bisschen war es wie am ersten Schultag: Wie werden die anderen sein? Und wie der Lehrer? Mit Frontini können die Schüler eigentlich nichts falsch machen. Er kennt sich als ehemaliger Direktor der Apotheke des Universitätsklinikums Leipzig nicht nur in der Pharmazie aus, sondern auch im Orchestergraben. Er ist ausgebildeter Dirigent, studierte in Frankfurt am Main und ging als Kapellmeister ans Theater in Lübeck. Und hätte der Mailänder damals nicht Ärger mit seinem Chef bekommen, er wäre vielleicht niemals Apotheker geworden.

Denn aus lauter Empörung warf er den Dirigentenstab hin. Und weil seine damalige Frau Apothekerin war und er ihren Beruf interessant fand, studierte er kurzerhand Pharmazie. Die Liebe zur Musik blieb natürlich, kam in all den Jahren als Apotheker aber ein bisschen zu kurz. Und während sich viele Menschen vornehmen, im Ruhestand endlich endlich alles nachzuholen und dann doch nur wenig auf die Reihe bekommen, setzte Frontini kurzerhand seinen Plan vom Orchester um. Rund ein Jahr dauerte die Suche nach den perfekten Musikern aus der Pharmabranche, die gern langfristig gemeinsam musizieren möchten. Auf dem Programm des Pharmazeuten-Orchester steht Beethovens 1. Sinfonie. Die Musiker haben schon zu Hause geprobt, um nun in Köln zum ersten Mal gemeinsam zu spielen.

„Man sieht sich zwar zum ersten Mal, aber man hat die Musik als gemeinsame Sprache“, sagt Frontini, der von 2009 bis 2015 Präsident der EAHP (European Association of Hospital Pharmacists) war. „Die Musik verbindet, es hat allen unglaublich viel Spaß gemacht und am Ende der Proben waren wir einig, dass wir weitermachen müssen.“

Alle lieben das DPhO – das ist keine neue chemische Formel, sondern die Abkürzung für Deutsches Pharmazeuten-Orchester. Vertreten sind alle Tätigkeitsfelder der Apotheke, öffentliche und Krankenhausapotheke, Industrie, Universität, Verwaltung und Presse. Eine gute Gelegenheit, nicht nur zusammen zu musizieren, sondern am Rande auch interessante Gespräche in Sachen Pharmazie zu führen.

Jetzt geht das Orchester in Phase 2. „Derzeit suchen wir nach einem Probeort für das kommende Jahr. Das ist schwierig, weil die meisten schon ausgebucht sind.“ Ab 2019 soll man das Orchester auch für Auftritte buchen können. Vorbild ist hier das Deutsche Ärzteorchester, in dem 110 Mediziner aus allen Teilen des Landes musizieren. Es wurde im Jahr 1989 gegründet und hat bisher viele große sinfonische Werke sowie Werke aus Oper, Operette, Musical, Kammermusik oder Jazz auf die Bühnen gebracht. „Es wäre unser Traum, dass sich unser Orchester genau so gut entwickelt wie das der Ärzte“, sagt der Pharmazeut. Er hat als Dirigent viel Erfahrung, leitete 30 Jahre das Jugendsinfonieorchester Lübeck und ein Streicherensemble, das sich daraus bildete.

Die Probleme, die in einem Orchester auftauchen können, kennt er gut. „Das Reisen zum Beispiel ist immer ein Problem.“ Der eine Musiker wohnt an der Nordsee, der andere in Bayern, ideal ist dann ein Probe-Ort, der geographisch in der Mitte liegt. Frontini findet immer eine Lösung. Wer noch Zeit und Lust hat, mit dem neuen Pharmazieorchester zu musizieren, kann sich beim Orchesterleiter melden: „Wir brauchen noch einige Blechbläser. Und Streicher, denn die kann man immer brauchen.“ Und eine Oboe wäre auch noch schön.

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