Antidiabetika

EMA prüft SGLT2-Hemmer

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Berlin -

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine Risikobewertung für die Hemmer des natriumabhängigen Glukosetransporters Typ 2 (SGLT-2) eingeleitet. Grund sind Fälle diabetischer Ketoazidose, die unter der Behandlung aufgetreten sind. In Deutschland sind nur noch zwei Vertreter der Substanzklasse auf dem Markt.

Ketoazidosen sind bekannte Komplikationen bei Diabetes. Bei absolutem Insulinmangel kann keine Glucose in die Zellen aufgenommen werden; reflektorisch werden Adrenalin, Noradrenalin sowie andere Insulinantagonisten freigesetzt, die für einen erhöhten Fettabbau sorgen. Dabei werden Ketonkörper ins Blut freigesetzt, der Blutzuckerspiegel steigt stark an. Unbehandelt kann eine Ketoazidose tödlich verlaufen.

Laut EMA sind bislang unter Behandlung mit SGLT-2-Hemmern 101 Fälle von Ketoazidose gemeldet worden, allesamt so schwerwiegend, dass eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig war. Ungewöhnlich war, dass Typ-II-Diabetiker das Krankheitsbild entwickelt hatten und dass die Blutzuckerwerte nur moderat erhöhen waren, was Diagnose und Behandlung komplizierte.

Mitte Mai hatte schon die US-Arzneisicherheitsbehörde FDA nach 20 Spontanmeldungen vor der Komplikation gewarnt. Patienten sollten auf Symptome wie Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Polyurie, Bauschmerzen, Verwirrtheit und Erschöpfung achten und ihren Arzt benachrichtigen.

Durch Hemmung des renalen Natrium-Glucose-Co-Transporter im proximalen Tubulus senken SGLT-2-Inhibitoren die Rückresorption von Glucose aus dem Primärharn. Dadurch sinkt der HbA1c-Wert. Der Mechanismus ist unabhängig von der Insulinwirkung und damit auch einer möglichen -resistenz und führt nicht zu Hypoglykämien. Letzere können allerdings bei der Gabe als Add-on verstärkt werden.

Zugelassen sind derzeit drei Wirkstoffe sowie deren Kombination mit Metformin zur Behandlung des Typ 2-Diabetes. Als erster Vertreter der Substanzklasse kam Dapagliflozin 2012 unter dem Namen Forxiga auf den Markt. Die Kombination heißt Xigduo. Weil der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Präparat mangels der geforderten Daten keinen Zusatznutzen zuerkannte, nahmen AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb das Produkt vom Markt. Im Februar 2014 konnten sich die Hersteller doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis einigen.

Empagliflozin wurde im Mai 2014 zugelassen und wird unter den Handelsnamen Jardiance und Synjardy (Boehringer/Lilly) vertrieben. Ein Zusatznutzen konnte auch hier nicht nachgewiesen werden, genauso wenig wie bei den Canafliglozin-Präparaten Invokana und Vokanamet. Janssen hatte beide Produkte nach einer schlechten Nutzenbewertung vom Markt genommen.

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