Versandapotheken

Apo-Rot: Versandgeschäft geht an DocMorris

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Berlin -

DocMorris übernimmt die Versandapotheke Apo-Rot mit Sitz in Hamburg. Ab Ende des Jahres soll das Versandgeschäft vom niederländischen Heerlen aus betrieben werden. Die Schweizer Gesellschaft Zur Rose, die hinter DocMorris steht, hatte bereits weitere Übernahmen angekündigt, um zur größten Versandapotheke Europas zu expandieren. Bislang war die niederländische Shop-Apotheke Marktführer.

DocMorris wird zukünftig das Versandhandelsgeschäft von Apo-Rot eigenverantwortlich von den Niederlanden aus betreiben. Zusätzlich wollen DocMorris und Apo-Rot im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit gemeinsam das bestehende Omni-Channel-Konzept ausbauen sowie inhaltlich weiterentwickeln. 80 Mitarbeiter der Marketing- und Service-Teams von Apo-Rot sowie der allgemeinen Verwaltung werden in eine neue Gesellschaft mit Sitz in Hamburg überführt. Der Web-Shop soll weiter von dort aus vermarktet werden.

Apo-Rot ist unter der Gründerin und Inhaberin, Birgit Dumke, in 15 Jahren zu einer der Top 5 Versandapotheken in Deutschland aufgestiegen, international ist Apo-Rot in Märkten wie Dänemark und Österreich vertreten. Die auf rezeptfreie Medikamente fokussierte Versandapotheke erzielte 2017 mit über 780.000 aktiven Kunden einen Umsatz in Höhe von rund 100 Millionen Euro. In der Verbindung von Versand- und Vor-Ort-Apotheken sehen beide Partner einen Garanten für Erfolg.

Ihre vier eigenen Apotheken in Hamburg wird Dumke weiter selbstständig betreiben und auch die Partnerschaften mit den 18 Kooperationsapotheken fortsetzen. Über diesen Kanal soll auch der Vertrieb der Eigenmarken von Apo-Rot weitergeführt werden, die Produktpalette soll ebenfalls bestehen bleiben. Etwa 170 Mitarbeiter können demnach in Hamburg bleiben. Den festangestellten Mitarbeitern im Versand wird DocMorris Job-Angebote für Bremen und Heerlen machen.

Das „Click&Collect”-Modell der Vor-Ort-Apotheken von Apo-Rot soll fortgeführt und in einer späteren Phase auf den gesamten Kundenstamm von DocMorris ausgedehnt werden. Im Bereich des Medikationsmanagements wird gemeinsam ein elektronischer Medikationsplan eingeführt. Das Marketing- und Serviceteam von Apo-Rot soll am bisherigen Standort in Hamburg verbleiben.

Zuletzt war wieder rege über Zukäufe von DocMorris spekuliert worden. Zur Rose-CEO Walter Oberhänsli hatte zuletzt wiederholt Akquisitionen in Aussicht gestellt. Und auch Shop-Apotheke sieht sich als „aktiven Konsolidierer“ am Markt – und hat sich kürzlich noch einmal 100 Millionen Euro an frischem Kapital organisiert, um zukaufen zu können. Jetzt hat sich Zur Rose mit Apo-Rot einen sehr attraktiven Übernahmekandidaten geschnappt.

Die jüngsten Zahlen waren ohnehin gut: Das Umsatzwachstum von knapp 30 Prozent lag leicht über den Erwartungen von Finanzexperten; selbst ohne positiven Währungseffekt lag das Plus – dank der Übernahme von Vitalsana und Eurapon – noch bei 24 Prozent. Auch der sich abzeichnende fehlende politische Wille zur Umsetzung des Rx-Versandverbots macht eine Wette auf die Wachstumsstory wieder interessanter.

Apo-Rot feierte gerade sein 15-jähriges Jubiläum. 2002 gründete Dumke die Apotheke am Rothenbaum. Als wegen einer Baustelle kaum noch Kunden in die Apotheke kamen, begann sie, Produkte über den Onlineshop zu versenden. Bei Apo-Rot konnten die Kunden zunächst Kosmetik- und Drogerieartikel kaufen. Als 2004 im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes (GMG) der Versandhandel mit Arzneimitteln erlaubt wurde, kamen auch Medikamente hinzu. 2009 führte Apo-Rot die ersten Eigenmarken ein. 2018 soll der Umsatz damit verdoppelt werden.

Der Versand mit Rx-Medikamenten ist seit dem EuGH-Urteil im Herbst 2016 eingebrochen. Etwa 0,5 Prozent des Umsatzes von Apo-Rot entfallen auf den Versand verschreibungspflichtiger Medikamente. „Es lohnt sich nicht, aber wir werben trotzdem dafür“, sagte Dumke. Der Rx-Versand sei nur mit Rabatten attraktiv. Apo-Rot beschäftigt mittlerweile 500 Mitarbeiter: 90 in den stationären Apotheken in Hamburg, 110 in der Verwaltung und der Rest im Versand. Ein Investor war nie an Bord. Noch vor Kurzem dementierte Dumke Übernahmegerüchte: „Ich habe das Unternehmen von null aufgebaut.“ Allerdings wisse man nie, wohin die Reise gehe.

Dumke begründete ihre Entscheidung in einer Stellungnahme so: „Der erhebliche Wettbewerbsdruck und eine Gesetzeslage, die deutsche Apotheker für ihren Betrieb persönlich und alleinig haftbar macht und damit im europäischen Wettbewerb benachteiligt, haben mich zu diesem Schritt veranlasst.“ Die Entscheidung sichere den stationären Handel ihres Unternehmens, die Eigenmarken und die Apothekenkooperation.

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