Dänemark

Apotheker sollen N1-Rezepte ausstellen dürfen

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Berlin -

Das dänische Parlament wird in den nächsten Wochen voraussichtlich darüber debattieren, ob Apotheker das Recht erhalten, in bestimmten Situationen Rx-Medikamente ohne Rezept abzugeben. Als Teil einer größeren Gesundheitsreform, die jetzt ins Parlament geht, sollen Pharmazeuten in Notfällen Rezepte für bestimmte Präparate selbst ausstellen dürfen. Gute Idee? Jetzt mitdiskutieren im LABOR von APOTHEKE ADHOC!

In Dänemark beginnt der Parlamentsbetrieb wieder und eines der ersten Gesetze, das debattiert wird, soll die geplante Gesundheitsreform von Ministerin Ellen Trane Nørby sein. Teil des Gesetzesentwurfs ist ein Verordnungsrecht für Apotheker in bestimmten Situationen. So sollen Pharmazeuten bestimmte Arzneimittel auch dann abgeben dürfen, wenn der Patient kein gültiges Rezept mehr hat.

„Das sollte vor allem in Notfällen möglich sein“, erklärt Birthe Søndergaard vom Dänischen Apothekerverband (Danmarks Apotekerforeningen). Es solle sich vor allem um Folgeverschreibungen bei bestimmten besonders wichtigen Arzneimitteln wie Herzmedikamenten, aber eventuell auch Verhütungsmittel handeln, „wenn ersichtlich ist, dass die Patienten wissen, wie sie mit dem Medikament umgehen müssen“, so Jørgsholm. „Anstatt Notfalldienste zu belasten, könnten die Patienten dann direkt in die Apotheke kommen. Wir sind ausgebildet und kompetent genug für diese Aufgabe“, versichert er. Für welche Arzneimittel genau das gilt, das soll gegebenenfalls später die Dänische Behörde für Patientensicherheit STPS (Styrelsen for Patientsikkerhed) festlegen.

Allerdings würden die Apothekenrezepte nur zur Überbrückung dienen: Die Apotheker dürfen laut Entwurf nur Rezepte für die kleinstmögliche Packungsgröße schreiben. Außerdem wären die Apotheker verpflichtet, die behandelnden Ärzte umgehend über die Verschreibung zu unterrichten. Der Apothekerverband wiederum fordert, dass die STPS Ausnahmen festlegt, in denen auch größere Packungen verschrieben werden dürfen, um die Zuzahlungskosten für die Patienten zu senken. Der Austausch der Informationen zur Medikation zwischen Arzt, Apotheker und Krankenhaus soll über die gemeinsame Medikamentenkarte FMK erfolgen, ein digitales Medikationsmanagementsystem, das kurz vor der Einführung steht.

Die jetzt angepeilte Rezept-Reform sei Teil der Anfang des Jahres zwischen Apothekern und Regierung verhandelten Reformen, erklärt Jørgsholm. Die dänische Regierung um Premierminister Lars Løkke Rasmussen hatte sich zum Ziel gesetzt, die Verfügbarkeit von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten zu erhöhen, indem der Zugang zu ihnen erleichtert wird.

Seit Januar dürfen Apotheken und Supermärkte deshalb selbstständig darüber entscheiden, ob sie OTC-Produkte unter bestimmten Auflagen nur mit Beratung über den Schalter verkaufen oder frei verfügbar ins Regal stellen. Dazu hatte das Gesundheitsministerium im Vorfeld die dänische Arzneimittelbehörde MDA damit beauftragt, eine Liste mit OTC-Produkten zu erstellen, die dafür in Frage kommen.

In Dänemark dürfen viele OTC-Produkte nämlich nicht nur in Apotheken, sondern auch in Supermärkten mit eigens dafür vorgesehenen Schaltern verkauft werden. Von dort aus können sie seit diesem Jahr nach eigenem Ermessen in die Regale gestellt werden – wenn sie in Sichtweite des geschulten Personals bleiben. Dazu reicht allerdings die Überwachung per Kamera, insofern stets ein Mitarbeiter in Echtzeit mitschaut. Außerdem müssen sie getrennt von anderen Produkten wie Schwangerschaftstests und Kondomen, speziell als Arzneimittel gekennzeichnet und in einer Höhe von mindestens 1,40 Meter gelagert werden. So soll sichergestellt werden, dass potentiell gefährliche Arzneimittel außerhalb der Reichweite von Kindern bleiben.

Und wie ist eure Meinung zu dem Thema? Wäre so eine Entscheidung auch für Deutschland sinnvoll? Jetzt mitdiskutieren im LABOR von APOTHEKE ADHOC!

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