Nachtdienstgedanken

Krank im Notdienst

, Uhr
Berlin -

Die Erkältungssaison ist voll im Gange und auch bei Sarah Sonntag haben die Viren zugeschlagen: Hustend und schniefend steht sie an diesem Sonntag in der Offizin und hilft Leidensgenossen durch die Notdienstklappe. Mit von der Partie ist wie immer Fantaschale Max, der Sarah mit Taschentüchern und Bonbons zur Seite steht.

„Hatschi!“, prustet es aus Sarah heraus, als sie bereits die Hand nach der Box mit Taschentüchern ausstreckt. Sie hat sich gut vorbereitet und die Boxen griffbereit in der Apotheke verteilt. „Die Viren verschonen wohl niemanden, hm?“, meint Max und seufzt. Die tägliche Reinigung in der Spülmaschine befreit ihn zum Glück regelmäßig von den Übeltätern. „Fast wie ein Sauna-Besuch“, meint Max grinsend. Auch Sarah hat lange durchgehalten: Während die Kolleginnen schon alle erkältet waren, hat sie sich tapfer geschlagen.

Doch nun hat es auch sie erwischt: Der Kopf brummt, der Hals kratzt und die Nase läuft ständig. Hinzu kommt der ständige Hustenreiz, der zusätzlich quält. Sarah hatte den Dienst tauschen wollen, doch so spontan konnte niemand einspringen. Krankschreibung ist für die Apothekerin jedoch keine Option – schließlich muss den Menschen geholfen werden. Dennoch fühlt Sarah sich hundeelend. Die letzten Tage hatte sie nach der Apotheke nur im Bett verbracht, um einigermaßen fit für den bevorstehenden Dienst zu sein.

Nicht nur in der Apotheke wird gehustet und geniest, auch vor der Notdienstklappe tummeln sich erkältete Patienten, die Sarahs Hilfe suchen. Einer von ihnen ist Herr Schröder – ein Stammkunde. „Oh je, sie sehen aber gar nicht gut aus“, stellt er fest. Sarah weiß gar nicht, was er meint: Wenn man die knallrote, wunde Nase, die dunklen Augenringe und die Blässe vernachlässig, sieht sie doch fast aus wie das blühende Leben. „Da hat es sie aber ordentlich erwischt, warum stehen sie eigentlich hier? Sie gehören ins Bett!“, sagt er. Doch Sarah winkt ab: „Ach was, das geht schon“, antwortet sie. „Außerdem stehe ich hier, um Ihnen zu helfen“, fügt sie hinzu und lächelt.

Herr Schröder ist ebenfalls erkältet, jedoch hat es ihn nicht so stark erwischt wie Sarah. Dennoch gibt sie ihm verschiedene Medikamente mit, die seine Beschwerden lindern sollen. Außerdem braucht er Pflaster für seine Frau: „Sie hat sich beim Plätzchenbacken am Herd verbrannt“, erklärt er. Sarah holt ihm eine Packung mit verschiedenen Pflastern, die bereits zurechtgeschnitten sind. Als sie kassiert, gibt Herr Schröder ihr noch einen Rat mit auf den Weg: „Machen Sie sich eine große Tasse Ingwertee, der hilft mir immer sehr gut!“ Sarah findet die Bemühungen wirklich nett und lächelt ihn an: „Das mache ich, vielen Dank!“

Nachdem sie einige Kunden bedient und einige Taschentücher verbraucht hat, findet sie einen Moment Ruhe im Sessel des Notdienstzimmers. Als Sarah sich grade eine frische Tasse Tee holen möchte, klingelt es erneut an der Klappe. Das Gesicht kennt sie: Herr Schröder steht erneut vor der Apotheke. „Oh, haben Sie etwas vergessen?“, fragt Sarah erstaunt. Herr Schröder schüttelt den Kopf.

Er reicht Sarah eine Metalldose und einen Thermobecher: „Damit sie den Dienst besser überstehen“, erklärt er lächelnd. Sarah öffnet die Dose und findet darin eine Mischung verschiedener Plätzchen. Herr Schröder hatte seiner Frau von der erkälteten Apothekerin erzählt. „Meine Frau meinte, ich soll ihnen welche vorbeibringen“, sagt er. „In dem Becher ist Ingwertee“, fügt Herr Schröder noch hinzu. Sarah ist sichtlich gerührt. „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, sagt sie glücklich. Doch diesmal ist es Herr Schröder der abwinkt: „Das haben wir gern gemacht, sie helfen uns ja auch immer.“

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