Arbeiten? Nur in Aachen

Das Netzwerk „Internations“ vereint Expats (Menschen, die von ihrem Unternehmen vorübergehend ins Ausland geschickt werden) aus 420 Städten weltweit. Zum fünften Mal führte das Netzwerk die Insider-Studie durch und befragte Menschen aus 187 Ländern. Bewertet wurden 48 Kategorien, darunter Lebensqualität, Arbeitsbedingungen, Vereinbarkeit von Beruf, Wohnungssituation, persönliche finanzielle Situation sowie Familie und Lebenshaltungskosten.

Mit einem pharmazeutischen Hintergrund muss man sich in Aachen um einen Job nicht sorgen. Auf Internetportalen werden PTA, Pharmaberater, PhiP und Apotheker gesucht. In Heerlen, rund 20 Kilometer von Aachen entfernt, schafft DocMorris neue Arbeitsplätze, die Personalabteilung von DocMorris sitzt in Aachen. Derzeit werden zwei Apotheker und drei PTA gesucht. Wer auf die etwas abstruse Idee verfällt, bei DocMorris per Post zu bestellen, dessen Brief landet ebenfalls auf deutscher Seite – in einem Aachener Briefkasten.

Auch das Pharmaunternehmen Grünenthal hat einen Firmensitz in Aachen. Der Schmerzmittel-Hersteller offeriert derzeit 35 freie Stellen. Babor, gegründet 1956, sitzt ebenfalls vor Ort, bietet Kunden das „Beauty Spa am Dom“ und wirbt damit, dass sämtliche Produkte „made in Germany“ sind, von der Idee bis zur Produktion. Einige Zutaten der Hautpflegeprodukte kommen direkt aus Aachen und Umgebung. Das Thermalwasser stammt zum Beispiel aus der Stadt, Essenzen aus Vulkangestein werden aus der nahen Eifel geliefert. Gesucht werden derzeit ein Chemielaborant-Azubi, ein Chemikant-Azubi und eine Kosmetikerin.

Verglichen mit anderen deutschen Städten ist auch das Wohnungsangebot in und um Aachen noch als erschwinglich einzustufen. So kostet aktuell zum Beispiel eine kleine Dachgeschosswohnung (40 Quadratmeter, zwei Zimmer) inklusive Betriebskosten 385 Euro im Monat. Eine 77 Quadratmeter große 3-Zimmer-Wohnung wird online derzeit für 771 Euro warm angeboten.

Zurück zu den Umfrage-Ergebnissen: Auf Platz 1 landete Taipeh (Taiwan), gefolgt von Singapur und Banama (Bahrain). Platz 7 belegt die einzige deutsche Stadt, die es ins Ranking geschafft hat. Und während da die meisten an das hippe Berlin, das fröhliche München oder das elegante Hamburg denken, hat sich Aachen völlig unbemerkt von der Weltöffentlichkeit in die Herzen der internationalen Arbeitnehmer geschlichen. Danach folgen Prag und Madrid. Düsseldorf landet auf Platz 24, Köln auf Rang 33, München auf 51, Hamburg auf 55, Berlin auf 58 und Stuttgart auf 65.

Im Ländervergleich schafft es Deutschland auf Platz 36 (Vorjahr: 23). Die monierten Minuspunkte: mangelnde Freundlichkeit, erschwertes Schließen neuer Freundschaften für Ausländer, kompliziertes Einleben für Neuankömmlinge. Besonders schlechte Noten erzielte Deutschland in der befragten Kategorie „Digitales Leben“. Ein Auswanderer brachte es auf den Punkt, viele Einheimische werden ihm zustimmen. Er sagt: „Ich mag die unterentwickelten Online-Dienste der Behörden und das primitive Internet-Netz in Deutschland nicht.“ Ebenso peinlich: In der Kategorie „Bargeldloses Bezahlen“ landet Deutschland auf dem letzten Platz des Rankings.

Aber die Aachener scheinen zu wissen, wie man derartige Defizite, über die man in der Platz-1-Stadt Taipeh vermutlich nur müde lächelt, ausgleichen kann. Aachen in Info-Häppchen: Die am westlichsten gelegene Großstadt Deutschlands hat 240.000 Einwohner, die Stadt im Grenzgebiet zu den Niederlanden und Belgien gehört zur „Euroregion Maas-Rhein“. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Dom, Dom und Domschatz waren das erste deutsche Kulturdenkmal der Unesco-Welterbeliste. Wer Süßes liebt, kauft Aachener Printen (die Stadt ist ein wichtiger Standort der deutschen Süßwarenindustrie, Lindt & Sprüngli hat zum Beispiel einen Sitz hier). Einmal im Jahr wird Aachen mit dem „Weltfest des Pferdesports CHIO“ zum internationalen Mekka für 350.000 Pferde-Liebhaber.