TK-Modellprojekt

Apotheker Gnekow erklärt E-Rezept

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Berlin -

Die Privilegierte Adler Apotheke ist eine der ältesten Hamburgs – und gleichzeitig eine der modernsten der Hansestadt. Im Stadtteil Wandsbek ist Inhaber Holger Gnekow Vorreiter in Sachen E-Rezept; er nimmt am Pilotprojekt der Techniker Krankenkasse (TK) teil. Gestern berichtete darüber der NDR – scharfgestellt wird die Software jedoch erst in vier Wochen, wie Gnekow erzählt.

Die Testdemonstration für den NDR-Beitrag war eine einmalige Angelegenheit, berichtet der Apotheker. „Ab März beginnt die Pilotphase. Wir wollen zeigen, dass das E-Rezept technisch umsetzbar ist.“ Dabei würden alle gesetzlichen Anforderungen inklusive der neuen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erfüllt. Die Laufzeit des Modellprojektes ist auf 18 Monate festgelegt. Zu Beginn ist das Projekt auf den Postleitzahlenbereich 22041 beschränkt. So könne man sehen, welche Feinheiten noch zu ändern seien und was bereits gut laufe. Alle Ärzte und Apotheken in Wandsbek können sich für das Modellprojekt einschreiben. Es handelt sich laut Gnekow nicht um einen „Closed Shop“. „Wenn alles läuft, ist das Projekt zügig für alle anderen Stadtteile offen.“

Die Prozedur läuft wie folgt: Der Arzt verordnet ein Medikament, nicht wie gewohnt als Papierrezept sondern über einen QR-Code. Die elektronische Unterschrift kommt mittels Kartenleser und persönlicher PIN auf das digitale Rezept. Der Code wird per Klick über die LifeTime-App auf das Handy des Patienten geschickt. Laut dem Hamburger Unternehmen Connected Health, das hinter LifeTime steckt, nutzen bereits mehrere hundert Ärzte die App, um digital und datenschutzkonform Dokumente an Kollegen und Patienten zu senden. Jetzt kann der Patient entscheiden, ob und wo er seine Verschreibung einlöst, denn er hat die Hoheit über den Code.

Entscheidet sich der Patient, das E-Rezept in der Apotheke einzulösen, wird dort der Code abgescannt, verifiziert und entwertet. So kann sichergestellt werden, dass die elektronische Verordnung nur einmal eingelöst werden kann. Anschließend wird das Rezept in der EDV verarbeitet, mit einem Taxat versehen und schließlich zur Abrechnung an das Rechenzentrum weitergeleitet. Im Pilotprojekt wird ausschließlich über das Rechenzentrum König abgerechnet, das je zur Häfte Zur Rose und Shop-Apotheke gehört. Gnekow sieht darin kein Problem: „Das ist ein Pilotprojekt für die Apotheke vor Ort. Das hat mit dem Versandhandel nichts zu tun.“

Im Rahmen des Pilotprojektes können nur Standardmedikationen digital verordnet werden. Das Ausstellen von BtM- oder T-Rezepten, sowie Verordnungen über Rezepturen oder Kompressionsstrümpfe sind noch nicht möglich. „Es ist wichtig etwas zu haben, auf das man aufbauen kann“, erzählt Gnekow. Er rechnet damit, dass es künftig weniger Übertragungsfehler geben wird.

Der Apotheker ist sicher, das Papierrezept wird es noch lange daneben geben. Aber das E-Rezept funktioniere ohne einen Medienbruch. „Das ist ein großer Schritt nach vorne“, schwärmt Gnekow. „Das Projekt wird von Apothekern mitgestaltet und ist nichts, was wir aufgedrückt bekommen, und stärkt die stationäre Apotheke. Wir müssen zeigen, dass wir vorangehen und innovativ sind. Dabei müssen wir selbst aktiv werden. Am Ende werden alle profitieren.“

Verantwortlich für das Projekt in Hamburg ist die TK unter der Leitung von Tim Steimle. „Wir glauben daran, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen viele Vorteile bietet.“ Die Logistik wird einfacher, dadurch bleibt mehr Zeit für eine gute Beratung, führt der Leiter Arzneimittel der TK an. So könne eine bessere Begleitung der Patienten organisiert werden.

Die rechtliche Grundlage dafür, dass die Kasse nun in die Offensive geht, liefert das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV), das gestern vom Kabinett beschlossen wurde. Demnach bleiben der Selbstverwaltung nach Inkrafttreten sieben Monate, um alle Regelungen anzupassen, die bislang die Verordnung ausschließlich in Papierform vorsehen. Nach derzeitigem Zeitplan beginnt die Frist am 1. Juli 2019, ab 1. Februar 2020 könnten den Apotheken elektronische Verordnungen ins Haus flattern.

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