Westfalen-Lippe

AVWL: Zum vierten Mal Klaus Michels?

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Berlin -

Zum vierten Mal stellt sich Dr. Klaus Michels zur Wiederwahl für den Chefposten beim Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Morgen kommt die Mitgliederversammlung zusammen. Aber nicht alles ist glatt gelaufen in den vergangenen Jahren. Geschäftsführer Dr. Sebastian Schwintek musste über Nacht seinen Posten räumen, sein Nachfolger Hans-Jürgen Simacher blieb nur kurz – und auch der langjährige Medienberater Ludger Baumeister musste gehen. Es grummelt im AVWL.

Michels ist seit 2007 Verbandschef. Dem Vorstand gehört er bereits seit 1991 an, vor 12 Jahren folgte er auf Dr. Horst-Lothar Müller. Morgen wird er sich erneut zur Wahl stellen, einen Gegenkandidaten wird es nach bisherigen Informationen nicht geben – auch wenn das übliche Säbelrasseln an der Basis kurzzeitig zu vernehmen war. Aufgrund des besonderen Wahlsystems beim AVWL wird nur der Vorsitzende direkt gewählt, der anschließend sein Vorstandsteam zusammenstellt. Hier wird es eine Änderung geben: Gerhard Daniel (Buersche Alte Apotheke, Gelsenkirchen) wird nicht erneut zur Verfügung stehen. Im Vorstand bleiben sollen dem Vernehmen nach Thomas Rochell (Vital-Apotheke im Gesundheitszentrum, Beverungen), Johannes Hermes (Alte Apotheke, Bergkamen), Elke Balkau (Conrad-Apotheke, Tecklenburg), Dr. Olaf Elsner (Storchen-Apotheke, Gütersloh) und Jörg Pesch (Alte Apotheke, Hagen).

Michels leitet zusammen mit Bärbel Kesselmeier in einer OHG die MediCo-Apotheke am Brüderkrankenhaus in Paderborn und – als Filiale – die Markt-Apotheke im Markt-Center in Verl. Michels Frau Christine führt die Rats-Apotheke, die ursprünglich Michels Mutter Elisabeth gehörte, und die Apotheke am Salinenhof in Salzkotten. Dem Ehemann von Michels Geschäftspartnerin, Dr. Manfred Kesselmeier, gehören drei Apotheken in Paderborn. Gemeinsam vertreiben die beiden Familien auch eine eigene Kosmetikserie. Zusammen mit zwei weiteren Paderborner Apotheken von Dr. Philipp Hoffmann tritt die Gruppe als Partnerapotheken auf.

Michels gilt als Befürworter merkantil ausgerichteter Apotheken. In der Leitbild-Debatte hatte er vor allem davor gewarnt, das Sortiment der Apotheken zu beschneiden, und sich gegen „jede weitere wirtschaftliche Beschränkung der Apothekentätigkeit“ ausgesprochen. Bei der Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) im Jahr 2011 hatte sich Michels öffentlich gegen die verfasste Apothekerschaft gestellt und eine weite Definition von „apothekenüblichen Waren und Dienstleistungen“ gefordert.

In der Auseinandersetzung um das Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) gehört Michels zur den Kritikern von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Der Entwurf wird die Patienten eher schlechter stellen und die Apotheken schwächen statt stärken“, findet der AVWL-Chef. Man müsse vor Spahn nicht „die Hacken zusammenschlagen“, unterstützte Michels beim Deutschen Apothekertag den Antrag zum Rx-Versandhandelsverbot.

Beim AVWL macht man sich vor allem um das im Gesetz geplante Rx-Boni-Verbot Sorgen. Spahn will dies ins Sozialgesetzbuch V (SGB V) verlagern, um ausländischen Versandapotheken zu verbieten, Rabatte an gesetzlich Versicherte zu gewähren. Die Befürchtung des AVWL: Die Lösung des Bundesgesundheitsministeriums könnte nicht rechtssicher sein „und die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel über kurz oder lang komplett kippen“ – obwohl der Entwurf doch eigentlich die Festpreise absichern soll. „Wir sehen den Schutz der Patienten und Verbraucher in Gefahr“, so Michels.

Es dürfe außerdem nicht sein, dass Patienten Angst haben müssen, übervorteilt zu werden oder nach der billigsten Apotheke suchen zu müssen, obwohl sie sich krank fühlen und dringend Ruhe brauchen. Die Preisbindung verhindere zudem, dass sich die Apotheken einen ruinösen Preiskampf liefern und damit die flächendeckende Versorgung mit Medikamenten und die Arzneimittelberatung gefährdet wird. Der AVWL fordert vom Gesetzgeber, die Preisbindung nach § 78 Absatz 1 Satz 4 AMG beibehalten und in einem weiteren Verfahren noch einmal dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorlegen. Ein solches Verfahren vor dem EuGH habe bei entsprechender, umfangreicher Begründung durch die Bundesregierung gute Erfolgsaussichten, ist Michels überzeugt.

Nach dem Verkauf der Anteil am Apothekenrechenzentrum ARZ Haan ist der AVWL einer der reichsten Apothekerverbände in Deutschland. Laut Haushaltsplan 2020 hat der AVWL 9,5 Millionen Euro Wertpapieren angelegt, in 2018 für 2,1 Millionen Euro Aktien gekauft. Auch das AVWL-Bankkonto ist gut gepolstert: Fast 4,4 Millionen Euro liegen bei der Apobank, der Commerzbank und der Deutschen Kreditbank. Einschließlich dem neugebauten Apothekerhaus in Münster weist die Vermögensübersicht einen Betrag von knapp 20 Millionen Euro aus.

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