Bauchspeicheldrüsenkrebs

Haloperidol gegen Tumore

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Berlin -

Der Dopamin-Rezeptor DRD2 fördert das Wachstum und die Ausbreitung des gefährlichen Pankreaskrebs. Zu dieser Erkenntnis kommt eine internationale Forschergruppe, der auch Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) angehören. Wirkstoffe wie Haloperidol und Pimozid blockierten die Wirkung von DRD2 und verlangsamten das Tumorwachstum und die Metastasierung. Möglicherweise ist der krebshemmende Effekt nicht auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt.

Die Forscher untersuchten die Genaktivität von Pankreaskrebs-Zelllinien und schalteten dort das DRD2-Gen aus. Eigentlich ist DRD2 als Schlüsselmolekül die Zielstrukur zahlreicher Psychopharmaka. Dopamin-Antagonisten beeinflussen die bösartigen Eigenschaften von Krebszellen; sie verlangsamen sie und schränken ihre Beweglichkeit ein.

Die Wissenschaftler übertrugen menschliche Pankreaskrebs-Zellen auf Mäuse und ließen sie zu Tumoren heranwachsen. Sie behandelten die Tiere mittels RNA-Interferenz und einem anderen Dopamin-Antagonisten: Haloperidol, ein stark wirksames Neuroleptikum, das eine hohe Affinität zu D2-Rezeptoren aufweist. Hierbei entwickelten sich kleinere Tumore und vor allem weniger Metastasen als in den unbehandelten Tieren.

Zudem verursachten der Gen-Knockdown von DRD2 und die Behandlung mit Pimozid sowie Haloperidol Stress des endoplasmatischen Retikulums und den programmierten Zelltod (Apoptose). Normalerweise verhindert DRD2 über das intrazelluläre Signalmolekül cAMP (cyclisches Adenosinmonophosphat), dass Zellen in biochemischen Stress geraten. Die internationale Arbeitsgruppe fand zudem bereits bei chronischer Pankreasentzündung, die als Vorläufer von Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt, überaktivierte DRD2-Gene.

„Wir wissen derzeit noch nicht, ob Haloperidol oder die verwandten Medikamente bei Bachspeicheldrüsenkrebs-Patienten die gleiche Wirkung haben wie bei Tumorzellen in Kultur und Mäusen“, sagt Dr. Jörg Hoheisel. Er leitet die Abteilung Funktionelle Genomanalyse am DKFZ. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass Schizophrenie-Patienten, die oft langfristig mit Dopamin-Antagonisten behandelt werden, insgesamt eine niedrige Rate an soliden Tumoren haben als die Allgemeinbevölkerung.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist die Prognose bei Bauchspeichelkrebs sehr schlecht. Sie ist eine aggressive Erkrankung: Fast ebenso viele Menschen, wie jedes Jahr an diesem Tumor erkranken, sterben auch daran. Nach DKFZ-Angaben sind in Deutschland jährlich rund 9000 Männer und Frauen betroffen. Während bei anderen Krebsarten Fortschritte in der Prävention, Früherkennung und Therapie die Sterblichkeitsraten senken konnten, steigen sie beim Pankreaskarzinom kontinuierlich an.

„Die Tumore verursachen lange Zeit keine Symptome und werden deshalb erst spät entdeckt. Dazu kommt eine aggressive Tumorbiologie, das heißt der Krebs streut schon sehr früh Metastasen. Und zu allem Überfluss entwickelt Pankreaskrebs sehr schnell Resistenzen gegen vorhandene Chemotherapeutika“, sagt Hoheisel.

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