Schweiz

Hybrid-Apotheke irritiert Kunden

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Berlin -

Während es in Deutschland verboten ist, apothekenfremde Produkte und Leistungen in einer Apotheke zu verkaufen, ist es in der Schweiz kein Problem. Im Gegenteil: Weil zahlreiche OTC-Medikamente in den Fachhandel abgewandert sind, gibt es immer wieder Apotheken, die auch Drogerien sind. So auch die Pill-Apotheke & Drogerie St. Fridolin in Netstal im Kantons Glarus. Doch die Kunden sehen das Geschäft offenbar nicht als Apotheke und lösen dort kaum Rezepte ein.

Es ist über ein Jahr her, dass die Pill Apotheke St. Fridolin in das Einkaufszentrum Wiggispark in Netstal gezogen ist und mit der dortigen Drogerie fusioniert hat. Die beiden Fachgeschäfte sollen sich damals zum Ziel gesetzt haben, die gemeinsamen Stärken zu bündeln, um ihre Kundschaft umfassend und ganzheitlich zu beraten.

Das Konzept mit dem Verbund von Drogerie und Apotheke scheint jedoch nicht ganz reibungslos zu funktionieren. Im Bewusstsein von Kunden scheint das durch die Fusion entstandene Geschäft Pill Apotheke & Drogerie St. Fridolin in erster Linie als Drogerie und nicht als Apotheke verankert zu sein. „Wir haben festgestellt, dass viele Leute noch nicht wissen, dass die Arzneimittelversorgung durch unsere Apotheke im Netstaler Wiggispark zur Verfügung steht. Das heißt, dass nicht nur frei verkäufliche Medikamente erhältlich sind, sondern auch die Rezepte vom Arzt bei uns eingelöst werden können“, räumte die geschäftsführende Apothekerin Natalja Lehnert gegenüber dem Internetportal glarus24.ch ein. Und das, obwohl man die Kunden auf verschiedenen Wegen informiert habe.

Dabei biete Pill Apotheke & Drogerie St. Fridolin den Kunden sämtliche Leistungen einer Apotheke an, betont die Apothekerin. Neben Arzneimittelberatung und -abgabe würde diverse Messungen und immer wieder Fachvorträge und Beratungswochen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchgeführt.

Während es im Kundengeschäft offenbar noch Missverständnisse gibt, hat die Fusion im Team nach Angaben von Lehnert „sehr gut“ funktioniert. „Es war sehr schön zu erleben, wie die beiden Teams schon von Anfang an gut zusammengearbeitet haben“, sagte sie. Man habe glücklicherweise niemanden aufgrund der Fusion entlassen müssen.

Die Pill Apotheke & Drogerie St. Fridolin gehört zur Pill AG. Das ist ein Unternehmen, das mehrere Apotheken und Drogerien in der Schweiz betreibt. Die Kette bezeichnet sich selbst als Familienunternehmen. 1951 eröffnete der Apotheker Roman Barandun in Chur seine erste Apotheke. Sein Sohn Johannes ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und eröffnete seiner erste Apotheke im Jahr 1988.

Es folgten die Gründung der Pill-Gruppe und die Expansion mit weiteren Apotheken und Drogerien in den Regionen Zürich, St. Gallen, Glarus und dem Bündnerland. Heute zählt die Pill-Group nach eigenen Angaben über ein Dutzend Betriebe und hat sich vor allem auf die Komplementärmedizin spezialisiert.

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