Generikakonzerne

2 Prozent fehlen: Stada-Übernahme gescheitert

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Berlin -

Die Übernahme der Stada ist gescheitert: Bis zum Ablauf der Frist am Donnerstag wurden den Finanzinvestoren Cinven und Bain Capital 65,52 Prozent der Aktien angedient. Die geforderte Schwelle von 67,5 Prozent wurde damit nicht erreicht. Vorstand und Aufsichtsrat wollen das Votum der Aktionäre respektieren und die ambitionierten Mittelfristziele für 2019 trotzdem erreichen.

„Wir respektieren das knappe Votum unserer Aktionärinnen und Aktionäre und verstehen es als Auftrag, unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben“, sagte Konzernchef Dr. Matthias Wiedenfels. „Wir betrachten diese Entscheidung aber auch als Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit von Stada, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.“

Man werde die bereits laufenden umfangreichen Maßnahmen des Zukunftsprogramms Stada Plus konsequent fortführen, um „die großen Potenziale unseres Unternehmens weiter auszuschöpfen“. „Damit werden wir nachhaltiges Wachstum generieren, eine erfolgreiche Zukunft für Stada sicherstellen und so das Vertrauen unserer Anteilseigner rechtfertigen.“

Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker sagte: „Ich bin fest davon überzeugt, dass es Stada als unabhängigem Anbieter von Generika und Markenprodukten mit einer am Markt klar anerkannten Wachstumsstrategie gelingen wird, den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Wir werden auch weiterhin alles daran setzen, für unsere Aktionärinnen und Aktionäre signifikanten Mehrwert zu schaffen.“

Für Wiedenfels und Oetker ist das Scheitern eine herbe Niederlage. Sie hatten sich massiv für den Deal eingesetzt und ein hervorragendes Angebot ausgehandelt, wie sie fanden. Doch bereits im ersten Anlauf mussten Bain und Cinven die Annahmequote von 75 auf 67,5 Prozent senken und die Frist verlängern, weil nicht genug Stada-Aktionäre ihre Papiere angedient hatten. Aus rechtlichen Gründen können sie nun erst im kommenden Jahr ein weiteres Angebot vorlegen.

Zwar ist es bei Übernahmen üblich, dass Großanleger die Frist ausreizen. Doch an Stada halten auch Privatanleger laut Firmenangaben mit 27 Prozent einen relativ hohen Anteil. Unter ihnen sollen viele traditionsbewusste Ärzte und Apotheker sein. Von den Privatanlegern hätten bisher nur etwas mehr als die Hälfte Aktien angedient, hieß es in Bankkreisen. Mit weiteren Zuläufen sei kaum zu rechnen.

Eine zusätzliche Hürde waren Indexfonds, die 12 Prozent der Anteile besitzen und die Entwicklung des MDax abbilden. Sie sind aus rechtlichen Gründen gebunden, bestimmte Annahmequoten abzuwarten. Als Problem galt auch, dass Hedgefonds in der Hoffnung auf ein höheres Angebot zu hohen Kursen eingestiegen waren und dann zögerten.

Das letzte Mal, dass ein ähnlicher Deal im Pharmamarkt platzte, war Anfang 2014. Damals wollte McKesson Celesio übernehmen und ebenfalls mindestens eine Dreiviertelmehrheit einsammeln. Das Ziel lag zum Greifen nahe: 72,33 Prozent der Anteile hatte McKesson eingesammelt; betrachtet man nur die seinerzeit tatsächlich gehandelten Aktien, hätte McKesson sogar 85,56 Prozent im Sack gehabt und den Deal damit durchgebracht.

Verwässert wurde die Quote aber durch zwei Wandelanleihen. Inhaber solcher Schuldscheine können am Ende der Laufzeit entscheiden, ob sie sich bar oder in Aktien auszahlen lassen. Daher mussten deren potenzielle Stimmrechte bei der Auszählung berücksichtigt werden. Das Paket von Großaktionär Haniel beispielsweise war damit nicht 50, sondern nur 42 Prozent wert.

Da bei einer Übernahme für die Schuldscheine – anders als für die Aktien – individuelle Preise vereinbart werden können, hätte McKesson damit rechnen können, von Spekulanten zur Kasse gebeten zu werden. So kam es dann auch: Weniger als jede zweite Anleihe wurde McKesson angedient; umgerechnet in Aktien waren dies jene Stimmrechte, die McKesson am Ende zum Glück fehlten. Dass McKesson derart unbedarft in das Milliardengeschäft ging, hatte wohl niemand erwartet. Im zweiten Anlauf klappte es dann.

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