Sexualstimulanzien

Flibanserin: Kaum Wirkung, viele Risiken

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Berlin -

Addyi (Flibanserin) galt als Hoffnungsträger für Valeant: Eine Milliarde US-Dollar zahlte der Konzern für die Lustpille für die Frau. Doch die Wirkung bei vermindertem sexuellen Verlangen steht in keinem Verhältnis zu den Risiken, wie niederländische und belgische Forscher herausgefunden haben.

Die Wissenschaftler hatten für ihre Metaanalyse Daten aus acht Studien ausgewertet, an denen 6000 Frauen teilgenommen hatten. Flibanserin zeigte demnach keine ausreichende Wirksamkeit: Frauen erlebten bei täglicher Einnahme der Lustpille zwar im Durchschnitt eine Befriedigung mehr im Zeitraum von zwei Monaten. Dafür war das Risiko für Schwindel und Schläfrigkeit um das Vierfache erhöht. Übelkeit trat doppelt so oft auf wie in den Vergleichsgruppen.

Da die Ursachen für vermindertes sexuelles Verlangen bei Frauen vielfältig sein können, schlagen die Wissenschaftler einen integrativen Ansatz vor: Dieser schließt sowohl individuell medizinische und psychologische Beratung, als auch Paartherapien ein. Bis neue Studien die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments bestätigten, bleibe „Pink Viagra“ so wirkungsvoll wie ein Placebo. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Jama International Medicine“ veröffentlicht.

Die Forscher kritisieren die US-Zulassungsbehörde FDA dafür, das offensichtlich nur marginal wirksame Präparat zugelassen zu haben. Flibanserin war eine Entdeckung von Boehringer Ingelheim. Der deutsche Konzern hatte nach neuen Antidepressiva geforscht und war dabei auf den Wirkstoff gestoßen. Boehringer konnte seinerzeit jedoch die FDA nicht überzeugen und verkaufte sein Patent an Sprout Pharmaceuticals. Der US-Hersteller konnte die FDA im August überraschend von „Pink Viagra“ überzeugen und wurde kurz darauf von Valeant gekauft. Das Geschäft lief schleppend an.

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