Alternativmedizin

Homöopathen sehen sich im Aufwind

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Berlin -

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) sieht in der Entwicklung der Verkaufszahlen von Homöopathika im ersten Halbjahr einen Beleg für eine „Zuwendung der Bevölkerung“ zur Alternativmedizin. Dabei beruft sich der Verband auf Zahlen des Marktforschungsinstituts Iqvia. Auch Umfrage- und Studienergebnisse des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) würden diese Auffassung stützen.

„Die Bürger wollen neben einer Energiewende, einer Mobilitätswende und Agrarwende auch eine Medizinwende in Deutschland – und zwar hin zur Intergrativen Medizin“, so Cornelia Bajic, niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin und erste Vorsitzende des DZVhÄ. Zum Beleg zitiert der DZVhÄ aktuelle Zahlen von Iqvia: Demnach stieg der Absatz homöopathischer Arzneimittel im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 Prozent, von 27 Millionen verkauften Packungen auf 27,7 Millionen Packungen.

Laut Iqvia gingen zwar über 700.000 Packungen mehr als im Vorjahr über den HV-Tisch, aber immer noch 300.000 weniger als im gleichen Zeitraum 2016. Demnach setzten die Hersteller nach Apothekenverkaufspreisen (AVP) 393 Millionen Euro im ersten Halbjahr um. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 23 Millionen Euro weniger. Hier ist die Zweijahrestendenz eindeutiger: Im gleichen Zeitraum 2016 waren es noch 366 Millionen Euro. Trotz schwankender Absätze sprudelt also kontinuierlich mehr Umsatz.

Der DZVhÄ verweist auch auf eine aktuelle DFSI-Studie, der zufolge die Nachfrage nach Homöopathie bei Krankenkassen weiter steigt. Die DFSI habe in der Studie unter dem Titel „Beste kundenorientierte Krankenkasse 2018“ untersucht, inwiefern eine Krankenkasse auch das anbietet, was von den Versicherten nachgefragt wird. Demnach sei es eine Tatsache, dass fast ein Drittel aller Suchabfragen Homöopathie beinhalte.

Bajic sieht das als Beleg dafür, dass die deutschen Versicherten eine umfassende Erstattung homöopathischer Arzneimittel wünschen. „Die Menschen erwarten eine Medizin nach dem Vorbild der Schweiz“, so die Allgemeinärztin. „Hier werden sowohl konventionelle als auch ergänzende Therapien wie die Homöopathie zum Wohle der Patienten eingesetzt – und von der obligatorischen Grundversicherung voll bezahlt.“

Auch in neuen Ergebnissen von Kantar, der Marktforschungssparte des Werbekonzerns WPP, sieht Bajic als Bestätigung. Laut einer Umfrage, die die Deutsche Homöopathie-Union in Auftrag gegeben hatte, ist es 80 Prozent der Deutschen wichtig, bei der Wahl ihrer Therapie und Arzneimittel mitentscheiden zu können. 66 Prozent der Befragten wollen demnach in der Apotheke frei zwischen Medikamenten aus der Schulmedizin und der Naturmedizin beziehungsweise Homöopathie wählen können.

Insight Health war im September zu anderen Ergebnissen gekommen als Iqvia. Demnach wurden im ersten Halbjahr weniger Homöopathika verkauft als im Vorjahreszeitraum: 24,7 Millionen Packungen homöopathischer Produkte, ein Minus von 2,1 Prozent. Der Umsatz stieg dabei jedoch um 3,6 Prozent auf 174 Millionen Euro (Herstellerabgabepreise, ApU). Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr wurden 49 Millionen Packungen (minus 5,1 Prozent) im Wert von 334 Millionen Euro (plus 1,5 Prozent) verkauft.

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