Geriatrie

PTA lernen Anthroposophie

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Berlin -

Schulmedizin oder Naturheilkunde? Apotheken bieten in der Regel beide Therapierichtungen an. Die PTA Jutta Richter ist bereits Fachberaterin für Homöopathie, fühlte sich aber im anthroposophischen Bereich nicht fit genug für eine Empfehlung. Dies änderte sie mit der Fortbildung zur Fachberaterin für Komplementärmedizin in der Geriatrie. Ihr Chef finanzierte ihr den Lehrgang samt Unterkunft.

Richter ist seit 33 Jahren als PTA tätig, seit fünf Jahren arbeitet sie in der Apotheke am Stadttor in Neuenrade. „Wir haben immer mehr ältere Patienten“, sagt sie. Gerade diese Kundegruppe frage vermehrt nach alternativen Therapien bei Krankheiten wie Bluthochdruck, Arthrose oder Nierenbeschwerden. „Ich bin oft damit konfrontiert, hatte aber nie das Hintergrundwissen, etwas gut anbieten zu können.“ Ziel sei, die Medikation zu unterstützen und bestenfalls in Absprache mit dem Arzt zu reduzieren.

Besonders die anthroposophische Medizin sei sehr interessant, so Richter. „Bei einer Erkrankung ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, dass wieder hergestellt werden soll.“ Die 50-Jährige fand bei der Deutschen Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren (DAHN) in Celle einen geeigneten Kurs, der verschiedene Bereiche abdeckt: An zwei Wochenenden werden dort verschiedene komplementäre Verfahren für geriatrische Patienten vorgestellt.

Richter schlug Inhaber Dr. Sven Simons die Fortbildung vor. „Die Beratung zu pflanzlichen beziehungsweise naturheilkundlichen Komplementertherapien als Ergänzung zur klassischen Schulmedizin ist für uns in unseren beiden Apotheken schon seit langer Zeit ein wichtiges Thema“, sagt der Pharmazeut, der auch Mitglied des Präsidiums beim Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) ist.

Simons übernahm die Kurskosten von rund 700 Euro. Auch Reise- und Übernachtungskosten würden nach vorheriger Absprache durch ihn oder seine Frau bezahlt. „Wir möchten auf diesem Weg auch eine zusätzliche Motivation schaffen, oftmals wertvolle Wochenenden in die eigene Fort- und Weiterbildung zu investieren.“

In dem Kurs werden die pharmakologischen Besonderheiten geriatrischer Patienten vorgestellt. PTA lernen, welche geeignete Arzneimittel empfohlen werden können. Im ersten Teil geht es nach einer Einführung in die Aspekte des Alterns um Stoffwechselerkrankungen und Gicht, Herzinsuffizienz und Demenz-Erkrankungen. Im Anschluss können PTA Fragen und Praxisfälle einreichen, die später behandelt werden.

Der zweite Teil befasst sich mit depressiven Verstimmungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Osteoporose, chronischen Schmerzen, Lungenemphysem und Schlafstörungen. An Fallbeispielen wird die Beratung geübt. Ein Referent ist der Mediziner Professor Dr. Volker Fintelmann. Die Fachberater-Fortbildung wird mit 24 Fortbildungspunkten für das Fortbildungszertifikat der Apothekerkammer akkreditiert.

Richter lobt den Kursaufbau: Der fachliche Teil habe überwogen. Zusätzlich zu Erkrankungen und Arzneimitteln seien Zusatzmaßnahmen erläutert worden, die im medizinischen und physiologischen Bereich lägen. „Erst wurden pflanzliche, dann anthroposophische Mittel vorgestellt. Im Anschluss gab es eine Empfehlung für Homöopathika, wenn es etwas Vernünftiges gibt.“

Richter nimmt sich für die Beratung alternativer Methoden in der Apotheke viel Zeit für die Kunden. Zunächst gebe es ein Gespräch, am folgenden Tag werde die Empfehlung vorgestellt. „Ich brauche momentan noch etwas Zeit, um mich in die konkreten Fälle einzulesen.“ Ein Kunde mit starken, bereits langanhaltenden Darmbeschwerden habe sie zu Digestodoron von Weleda geraten. „Zwei Wochen später war er schmerzfrei“, so Richter. Iberogast habe ihm zuvor nicht helfen können. „Es ist toll, wenn man so einen Volltreffer hat.“

Auch das Image der Apotheke profitiere von der Zusatzqualifikation, so Richter. „Die Resonanz der Kunden ist sehr gut.“ Simons und seine Frau Alexandra Simons legen in ihren beiden Apotheken eine Schwerpunkt auf alternative Therapien. Die Inhaberin der Gertruden-Apotheke ist Fachapothekerin für Naturheilverfahren und Homöopathie. Zudem gibt es zwei Phyto-PTA, zwei weitere werden derzeit zu Mineralstoffberaterinnen nach Dr. Schüßler weitergebildet. Der Kurs Komplementärmedizin in der Geriatrie sei besonders wertvoll, da er dem laufenden demographischen Wandel gerecht werde und eine sehr relevante Zielgruppe anspreche, so Simons.

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