Brustkrebs

Anastrozol: Bald auch zur Prävention?

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Berlin -

Der Wirkstoff Anastrozol kann auch über die Einnahme hinaus vor Brustkrebs schützen: Auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium wurden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die zeigen, dass die tägliche Einnahme von Anastrozol über fünf Jahre auch nach dem Therapieende jede zweite Brustkrebserkrankung verhindern kann.

Anastrozol zählt zur Gruppe der nicht-steroidalen Aromatasehemmer. Der Wirkstoff wird zur Behandlung von Brustkrebs bei Frauen nach der Menopause eingesetzt und hemmt die Biosynthese der Östrogene, welche einen wichtigen Wachstumsreiz für den Tumor darstellen. Bereits seit zwei Jahrzehnten werden Wirkstoffe dieser Medikamentengruppe erfolgreich als Therapie gegen Mammakarzinome eingesetzt. Seit 2003 wird mithilfe der „International Breast Cancer Intervention Study II“ (Ibis-II) untersucht, ob Anastrozol auch bereits die Entwicklung des Brustkrebs ver­hindern kann und somit vorbeugend eingesetzt werden könnte.

Schon nach Abschluss der fünfjährigen Behandlungsphase der Studie zeigte sich eine starke präventive Wirkung der Substanz: Nur 2 Prozent der 1920 Frauen, die auf die tägliche Einnahme von 1 mg Anastrozol randomisiert worden waren, erkrankten an Brustkrebs. In der Placebogruppe waren es doppelt so viele. Das Krebsrisiko konnte durch Anastrozol nach Abschluss der fünfjährigen Behand­lung insgesamt um 53 Prozent gesenkt werden.

Mittlerweile ist die Anzahl der Brustkrebser­kran­kungen in der ehemaligen Anastrozol-Gruppe auf 4,4 Prozent und in der ehema­ligen Placebo-Gruppe auf 8,5 Prozent gestiegen. Die Daten zeigen jedoch, dass die präventive Wirkung von Anastrozol angehalten hat, obwohl das Medikament schon seit Jahren nicht mehr eingenommen wird. In England wird der Wirkstoff bereits als Prävention für postmenopausale Frauen mit einem erhöhten Krebsrisiko angeboten. Voraussetzung für die Behandlung ist ein Abschluss der Menopause.

Unter der Behandlung von Anastrozol konnte zudem ein weiterer Zusatznutzen entdeckt werden: die Prävention von nicht-melanotischen Hautkrebsen. Die genaue Ursache für diese Präventivwirkung ist jedoch unklar. Keinen Einfluss konnte der Wirkstoff jedoch auf eine zu erwartende Reduzierung des Endometriumkarzinoms erzielen – denn auch diese Krebsform wird durch Östrogene beeinflusst. In der Ibis-II-Studie kam es bisher zu drei Todesfällen durch Brustkrebs im Anastrozol-Arm und zwei Todesfällen in der Placebogruppe.

Eine Behandlung mit Anastrozol ist kontraindiziert, wenn eine Osteoporose vorliegt: Denn während der gesamten Studiendauer zeigte sich ein um 11 Prozent erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Mögliche Nebenwirkungen des Aromatasehemmers sind zudem Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Stimmungsschwangungen, vaginale Trockenheit, Bluthochdruck und trockene Augen.

Die Prävention von Brustkrebs spielt eine große, aber wenig genutzte Rolle. In den Leitlinien wird die Möglichkeit der Prävention nicht einmal er­wähnt. Frauen ab einem Alter von 50 Jahren werden einheitlich alle zwei Jahre zur Mammographie-Untersuchung eingeladen. Eine Studie von Forschern des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI) hat gerade erst belegt, dass die Brustkrebssterblichkeit seit zehn Jahren nur noch in dieser Altersgruppe sinkt.

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