Einkaufskonditionen

Großhandelsskonto und Großhändlerskonto

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Berlin -

Der Phagro kämpft im Rahmen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) um eine Festschreibung der Großhandelsvergütung: Rabatte und Skonti sollen in der Summe auf den prozentualen Honorarteil von 3,15 Prozent beschränkt werden. In diesem Zusammenhang hatte Verbandschef Dr. Thomas Trümper mit APOTHEKE ADHOC unter anderem über die Einkaufskonditionen der Großhändler bei der Industrie gesprochen. Hierauf nimmt AEP-Chef Jens Graefe Bezug und beschreibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Apothekern und Großhändlern.

In der Praxis haben die Großhändler nicht nur ihre gesetzliche Marge zur Verfügung: „Es gibt natürlich Skonti auf Rx, im Durchschnitt dürften das ungefähr 1,5 Prozent sein. Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gibt es nicht, aber bei einigen Herstellern durchaus Bonusmodelle sowie Marketingbeiträge“, stellt Graefe klar. Bei OTC sei das Spiel sowieso ein völlig anderes – was für die Honorarfrage aber unerheblich ist.

Um beim Hersteller Skonto zu ziehen, müssen die Großhändler laut Graefe sehr kurzfristige Zahlungsziele einhalten, meist abgebildet in Lastschrifteinzügen. „Skonti gibt es nur, wenn die Zahlungen deutlich früher als die Regelzahlungen sind. Dies ist analog zum Skonto des Großhandels an die Apotheke“, so Graefe. Bei AEP sei das so: Zahlt der Apotheker alle zehn Tage und per Lastschrifteinzug, entspreche das einer Vorfälligkeit von 30 bis 45 Tagen gegenüber der „Normalzahlung“. Dies entspreche dem Skonto der Industrie in Struktur und Höhe.

„Nicht analog ist die Praxis einiger Großhändler, Skonti zu geben“, betont Graefe. Während es bei der Industrie den Skonto auf den gesamten Betrag und alle Produkte gebe, nutzen einige Großhändlern laut Graefe recht willkürlich sogenannte Skontoausschlüsse für viele Produkte zur Steuerung der Nachfrage oder Preisdifferenzierung, zum Beispiel Betäubungsmittel, Kühlware, kontingentierte Produkte oder Angebotsartikel.

Trümper hatte Bezug auf eine IfH-Studie genommen, wonach die Gesamtmarge der Großhändler im Rx-Bereich bei 4,4 Prozent liegt. Graefe merkt an, dass in der Studie weder die Marge definiert, noch die Höhe nachvollziehbar sei. Wichtig wäre aus seiner Sicht, die „Hochpreiser“ herauszurechnen. Da das Honorar der Großhändler gedeckelt ist, sinkt ihre Marge ab einem Arzneimittelpreis von 1200 Euro rasant. Allerdings handele es sich bei den Hochpreisern um wenige Packungen mit viel Umsatz und im Vergleich zu diesem sehr geringe Distributionskosten, so Graefe. Ohne Hochpreiser sei die Marge der Großhändler in der Studie seit 2011 von 5,5 auf 5,7 Prozent gestiegen.

Rechnerisch ergebe sich aus der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) eine Bruttomarge von ungefähr 6,3 Prozent, so Graefe. Vielen Apothekern ist der Wert aus Vereinbarungen zum Handelsspannenausgleich bekannt. Rechne man einen gängigen Skonto-Satz darauf, so liege die zur Verfügung stehende Bruttomarge inklusive Lieferantenskonto ungefähr bei 7,8 Prozent. Von der Bruttomarge müssten dann natürlich Rabatt und Skonto abgezogen werden, die die Großhändler ihrerseits den Apothekern gewähren. „Es wir übrigens niemand gezwungen, diese Konditionen zu gewähren, bei den Großhandlungen handelt es sich um freie Unternehmen mit freier Entscheidung“, spielt Graefe auf die Klage der Mitbewerber über die vermeintliche Rabattschlacht und Notwendigkeit einer Regulierung an.

Zumal es sich laut Graefe bei den Konkurrenten eben nicht um kleine deutsche Mittelständler handelt, sondern in der Mehrzahl um international tätige Konzerne. Marktführer Phoenix mit europaweit mehr als 2000 eigenen Apotheken hat Graefes Schätzungen zufolge hierzulande einen Marktanteil von 28 Prozent, die zu McKesson gehörende Gehe 14 Prozent und Alliance Healthcare (Walgreens Boots Alliance) von 12 Prozent. Es sei also mehr als die Hälfte des Marktes auf diese Großkonzerne verteilt. McKesson beispielsweise habe 2017 einen weltweiten Umsatz von knapp 200 Milliarden US-Dollar eingefahren, Walgreens Boots Alliance im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 131,5 Milliarden Dollar rund 5 Milliarden Dollar Gewinn erzielt.

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