Randnotiz

Unverschämt: Apotheke ändert Kalendergröße

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Berlin -

Das gab‘s noch nie! Ein Kunde lehnt den Apothekenkalender ab. Begründung: „Ach nein, danke, der passt nicht auf die alte Stelle, dann sieht man ja, dass da vorher etwas anderes hing.“ Ein anderer Kalender. Der vom Vorjahr. Aus der selben Apotheke. Dort hat man sich entschieden, das Format zu ändern.

Eine Unverschämtheit. Die ganze Welt ändert sich, jeden Tag, ständig, warum wagen die es auch noch, die Kalendergröße zu ändern? Ja, gibt‘s denn gar nichts mehr, das ein wenig Beständigkeit ins Leben bringt? Auf Apothekenkalender war in dieser Hinsicht jahrzehntelang Verlass. Dabei wollten die Mitarbeiter etwas Gutes, Neues, Schönes, die Kunden mit ein bisschen Abwechslung erfreuen.

Gut erzogene Menschen haben gelernt, dass man Geschenke, und seien sie noch so scheußlich, mit einem Lächeln auf den Lippen dankend annimmt. Handelt es sich um ein Allerweltsgeschenk, kann man es guten Gewissens weiterschenken. Irgendjemand freut sich immer, und sei die Gabe aus eigener Sicht noch so grauenhaft.

Unter Familienmitgliedern und guten Freunden kann man schon mal ehrlich und freundlich durchklingen lassen, dass das Geschenk nicht ganz den Erwartungen entspricht und diplomatisch fragen, ob man es eventuell umtauschen kann. Bei einem Apothekenkalender erübrigt sich schon der Gedanke daran.

Wenn die Großtante allerdings den scheußlichen Pullover ausgesucht hat und erwartungsvoll beim Päckchenöffnen zuschaut, kann man es sich verkneifen, in Entsetzen auszubrechen. Man muss das gute Stück ja nicht jeden Tag anziehen. Aber einem lieben Menschen deshalb Weihnachten vergällen?

In der Apotheke handelt es sich um eine Geschäftsbeziehung. Gefällt das Format nicht, hat der Kunde folgende Möglichkeiten: Weiterschenken, Altpapier, die Wohnung renovieren (Tapete drüber!). Früher war ein Kalender ein Kalender. Die Apotheke verschenkte ihn als kleines Dankeschön, der Kunde nahm ihn mit einem Dankeschön an. Der Mensch des 21. Jahrhunderts neigt dazu, alles zu verkomplizieren. Vermutlich deshalb, weil sich hinterher Bücher wie „Vereinfache Dein Leben – jetzt!“ oder „Wie ein Apothekenkalender mein Leben veränderte“ besser verkaufen.

Folgende vier Lösungszenarien gibt es: Bei Variante 1 wird die Größe der Apothekenkalender per Gesetz festgelegt. Weigern sich die Gesetzgeber, können die Kammern das übernehmen. Variante 2: Eine Online-Tauschbörse nur für Apothekenkalender. Enttäuschte Kunden können nach ihren Lieblingsmotiven und der perfekten Größe für überm Küchentisch und unterm Kreuz suchen. Variante 3: Vorsorglich gibt es künftig zum Kalender einen Bauhaus-Gutschein für einen Eimer kostenloser Wandfarbe. Variante 4: Apothekenkalender werden ersatzlos gestrichen. Als Alternative gibt es künftig unbedruckte Salbeibonbons und einen warmen Händedruck des Apothekers. Der kostet nichts und kann nicht umgetauscht werden.

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