Marketinganalyse

OTC-Hersteller beraten auf Youtube

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Berlin -

Kunden kommen immer öfter mit einer Diagnose aus dem Internet in die Apotheke. Auch Videos von Pharmaherstellern könnten dabei eine immer größere Bedeutung spielen. Die Marketingagentur Dr. Kaske hat das Potenzial von Online-Spots für den Rx- und OTC-Bereich untersucht. Ein Ergebnis: Die Unternehmen trauten sich bisher eher selten an innovative Ansätze heran.

Für die repräsentative Studie wurden 1207 Teilnehmer online befragt. Krebs, Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes sind die häufigsten Themen, über die sich Frauen im verschreibungspflichtigen Bereich informieren würden. Bei Männern dominiert das Interesse an Videos zu Herz-Kreislauf-Problemen vor Krebs und Diabetes.

Die drei Indikationen seien über alle Altersgruppen hinweg die beherrschenden Themen. Auch die Heilberufler könnten künftig mit den Inhalten konfrontiert werden: Die Befragten können sich vorstellen, die Videos mit dem Arzt zu besprechen: Vor allem die 45- bis 54-Jährigen würden die Inhalte mit einem Mediziner besprechen.

Dr. Kaske hat sich das Video-Angebot von Herstellern verschreibungspflichter Arzneimittel auf Youtube genauer angesehen. Die Top-10 wird nach Views von Sanofi mit dem Video „Diabetes unter Kontrolle – das können Sie tun“ angeführt. Danach folgen Bristol-Myers Squibb mit einem Kurzfilm über schwarzen Hautkrebs und Boehringer Ingelheim mit einem Beitrag über Vorfhofflimmern und Schlaganfall.

Laut Dr. Kaske werden Videos zur Patientenaufklärung vor allem über Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs und Schlaganfall veröffentlicht. Viele Möglichkeiten blieben jedoch ungenutzt. Die Inhalte würden nicht immer beworben und erzielten dadurch eine geringe Reichweite. Für eine echte Umsatzwirkung seien die Angebote der Hersteller noch zu zaghaft.

Im OTC-Bereich dominieren andere Schwerpunkte: Frauen finden die Segmente Abnehmen, Schmerzen und Hautgesundheit besonders interessant; Männer Schmerzen, Naturheilmittel und Grippe & Co. Insgesamt ist bei den über 45-Jährigen das Thema Muskel- und Gelenkschmerzen am interessantesten. Bei den Jüngeren dominieren Diäten.

Die Zugriffszahlen liegen bei apothekenpflichtigen Präparaten deutlich über dem Rx-Bereich. Johnson & Johnson (J&J) führt der Studie zufolge mit einem Video über Dolormin: 4,6 Millionen Views hat das Video. Dahinter rangieren Novartis mit einem Voltaren-Spot und Bayer mit einem Beitrag über Aspirin Complex. Bei den OTC-Herstellern dominieren laut Dr. Kaske TV-Spots. An innovative Ansätze wie die Kampagne „Männergrippe“ von Klosterfrau trauten sich noch wenige Unternehmen heran.

Der Anteil der Nutzer, die Videos im Internet abrufen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren laut Dr. Kaske verdreifacht. 82 Prozent der Deutschen nutzen Online-Videos regelmäßig. Jeder zweite würde sich Online-Videos zu Gesundheitsthemen ansehen. Das größte Interesse besteht in den Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen sowie der über 65-Jährigen. Im Schnitt haben 39 Prozent wenigstens ein Gesundheitsvideo gesehen – Frauen zeigten mit 44 Prozent ein höheres Interesse.

Dies stelle ein großes Potential für Hersteller angesichts der bereits vorhandenen Nachfrage und der stetig wachsenden Nutzerzahlen dar. Der Erhebung zufolge gaben 72 Prozent der befragten Agenturen an, dass Online-Videos mindestens so effektiv oder effektiver als TV-Werbung ist.

Die Marketingagentur Dr. Kaske analysiert auch, welche Themen im Internet die meistgesuchten waren. Zudem werden in der Studie „Pharma Online Trends“ regelmäßig Marken auf ihre Online-Präsenz untersucht.

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