Düsseldorf

Schönste Apotheke sucht hübsches Personal

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Berlin -

Für Eleftherios Perperidis gibt es kein Halten: Gerade hat der gebürtige Grieche den ersten Geburtstag seiner Boulevard-Apotheke in Düsseldorf gefeiert, da eröffnet er im Oktober schon die zweite in Ratingen und baut parallel seinen eigenen Großhandel auf.

Perperidis kam 1991 mit seinen Eltern nach Deutschland. „Zum Studium bin ich wieder zurückgegangen, ich wollte mein Land richtig erleben.“ Für die Pharmazie hat er sich entschieden, weil sie ihn herausgefordert hat: „Mir wird langweilig, wenn es zu leicht wird. Das Studium ist eigentlich etwas für Masochisten, wir müssen so viele Wirkstoffe lernen.“ An die Approbation in Griechenland hängte Perperidis gleich noch eine in Zypern dran. „Die Insel war einst eine britische Kolonie und mein Abschluss ist auch in Großbritannien gültig, das gibt mir mehr Möglichkeiten.“

Im Jahr 2009 kehrte er nach Deutschland zurück. „Ich hab hier acht Jahre als Apotheker, später auch als Filialleiter gearbeitet. Das war schön und gut, aber es musste noch einmal etwas anderes kommen.“ Aus dem Ausland habe es lukrative Angebote gegeben. „In der Schweiz hätte ich im Qualitätsmanagement in der Industrie arbeiten, in Singapur eine Krankenhausapotheke übernehmen können.“

Doch dann wurde es eine Selbstständigkeit in Düsseldorf. Ein professioneller Apothekenberater von MediConcept habe ihn auf einen Standort im Vorort Oberkassel aufmerksam gemacht. „Er entsprach genau meinen Vorstellungen. Hier gibt es einen riesigen Boulevard mit Einzelhandelsgeschäften, Friseur, Gastronomie, Büroflächen und zahlreichen Eigentumswohnungen“, berichtet Perperidis. Weitere Wohnungen, ein Hotel und ein Bürokomplex für mehr als 1800 IT-Spezialisten einer Bank seien gerade im Bau. „Das bringt mir für die Apotheke natürlich noch mal einen kräftigen Schub an Kunden.“

Passend zum exklusiven Standort beschloss Perperidis, viel Geld in die Hand zu nehmen. „Meine Apotheke ist kein Penny-Markt, hier ist nichts 08/15. Ich habe hier alles neu gemacht, mit LED und einer ausgeklügelten Bedienerführung“, berichtet er. „Die Verkaufsinseln sind oval gehalten.“ Man müsse schon etwas investieren, wenn man etwas ereichen wolle, findet er. „Der Erfolg spricht für sich.“ Das Kosmetiksortiment sei hochwertig: „Als einzige Firma habe ich Cellkosmet, eine Schweizer Firma im Luxussegment, vorrätig. Auch Produkte von Molecule, Priori sind bei uns erhältlich, ein bisschen extravaganter, so wie meine eigene Apotheke.“

Die Kundschaft sei sehr international geprägt. „Hier leben supernette Menschen, darunter Japaner, Franzosen und Kanadier.“ Für sie besorge er gewünschte Medikamente und Freiwahlprodukte auch im Ausland und scheue dabei keinen Aufwand. „Wenn ein Arzneimittel irgendwo auf der Welt existiert, dann kann ich es auch besorgen.“ Auch benachbarte Apotheken fragten immer wieder an, ob er mit ihnen mit Medikamenten aushelfen könne. „Das ist für mich eine große Ehre. Innerhalb von vier Tagen kann ich ihnen das Gewünschte besorgen.“

Die Barrierefreiheit seiner Apotheke sei ihm ein Herzensanliegen: „Ich war einmal mit einem guten Freund unterwegs, der im Rollstuhl sitzt, er kam gar nicht in die Stufen zur Apotheke rauf“, erzählt er. „Da hab ich mir geschworen, dass das bei mir nie in meinen eigenen Apotheken nie passieren wird.“ Mit manchen seiner Kollegen geht er hart ins Gericht: „Die Apotheke der Zukunft ist für jedermann zugänglich. Meiner Meinung nach müssen 4000 bis 5000 Apotheken geschlossen werden, da sie völlig abgenutzt sind und nicht einmal die Selbstverständlichkeit der Barrierefreiheit erfüllen. Ich finde, die Apotheker sollten entweder investieren oder zumachen, das Gesetz gibt es schon seit mehr als zehn Jahren.“

Das Feedback auf seine Boulevard-Apotheke sei durchweg positiv: „Ich finde, ich habe die hübscheste Apotheke in ganz Düsseldorf“, bekundet Perperidis. „Ich habe auch hübsches Personal. Das war mir ganz ganz wichtig, denn die ersten drei, vier Sekunden eines Kontakts sind entscheidend für die weitere Kundenbeziehung.“ Wer nicht tierlieb sei, habe ebenso wenig Chance auf eine Einstellung.

Zusätzlich dazu erwartet der Apotheker in den nächsten Tagen die Zulassung für sein Großhandelsunternehmen Pharmakon. Den Großhandel sieht er auch als weitere Stütze zur Existenzsicherung. „Es wird für Apotheken in der Zukunft nicht leichter. Es wäre natürlich hilfreich, wenn der Gesetzgeber endlich den Versandhandel aus dem Ausland verbieten würde. Es kann nicht angehen, dass diese Modelle Margenvorteile aus unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen ziehen können und diese in der Preiskalkulation an den Verbraucher weitergegeben werden können.“

Doch auch im heimischen Markt drohten Gefahren: „Wenn erst mal OTC-Medikamente im Supermarkt verkauft werden, dann ist das der Anfang vom Ende. Das klingt jetzt noch utopisch, aber ich denke, der Tag wird kommen.“

Das neue Unternehmen gebe ihm ein Stück Sicherheit. „Ich muss ja die Miete und mein Personal bezahlen. Mit meiner Lizenz kann ich künftig jede Apotheke und auch andere Großhändler beliefern.“ Zudem habe er über die Jahre ein großes internationales Netzwerk aufgebaut. „Mit meinem Großhandel kann ich Privatkliniken in Griechenland und Zypern versorgen“, sagt Perperidis. „Ich hab gute Kontakte nach Russland, Aserbaidschan und dem Kosovo. Jeder weltweit will deutsche Präparate kaufen, gerade auch in Russland und auf dem Balkan sind sie sehr beliebt, davon kann ich profitieren.“ Erst einmal fange er aber klein an. „Wenn es gut läuft, kann der Großhandel immer noch wachsen.“

Derweil feilt er noch an weiteren ehrgeizigen Plänen: „Kreativen Menschen wird es schnell langweilig. Eine Apotheke allein ist nur ein paar Jahre spannend. Ich will mindestens vier Apotheken aufmachen, am liebsten jedes Jahr eine neue“, sagt er. Er liegt im Zeitplan: Die Düsseldorfer Apotheke hat ihren ersten Geburtstag gefeiert, am 2. Oktober eröffnet Perperidis eine weitere Boulevard-Apotheke in Ratingen. „Hier gibt es ebenfalls Einzelhandelsgeschäfte in der Umgebung, zusätzlich abgesichert wird der Standort durch ein Rheuma-Zentrum und ein medizinisches Therapiezentrum mit einigen Arztpraxen und Therapeuten.“

Zehn Mitarbeiter beschäftigt er in in Düsseldorf, die gleiche Anzahl wird bald in Ratingen ihren Dienst aufnehmen. Den Großhandel schmeißt er mit einem Angestellten allein. „Die Planungen für die nächste Apotheke laufen schon. Auch mit der dritten und vierten Apotheke will ich gerne in Düsseldorf bleiben, aber wenn mir woanders ein attraktiver Standort angeboten wird, sag ich nicht nein.“ Überhaupt gebe es für ihn nur eine Richtung: „All the way up, there is no limit.“

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