Hobbymusiker gesucht

Endlich! Erstes Pharmazeutenorchester geplant

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Berlin -

Vom Orchestergraben in die Offizin – und wieder zurück. Roberto Frontini ist seit Januar im Ruhestand. Der ehemalige Direktor der Apotheke des Universitätsklinkiums Leipzig wagt jetzt ein einzigartiges Projekt: Er will das erste Pharmazie-Orchester Deutschlands gründen.

Das italienische Temperament! Pharmazeut wurde der Kapellmeister und Dirigent eigentlich nur, weil er sich über einen Chef dermaßen geärgert hatte, dass er spontan kündigte. Nach Deutschland kam der Mailänder vor rund 45 Jahren, seine erste Station war Frankfurt am Main. Er machte den Abschluss als Dirigent und ging als Kapellmeister ans Theater in Lübeck.

Nach fünf Jahren stellte er Dissonanzen zwischen seinem neuen Chef und ihm fest. „Er mochte mich nicht und legte mir Steine in den Weg. Ich kündigte, eine Dummheit. Gute Stellen am Theater sind schließlich rar.“ Er brauchte eine neue berufliche Betätigung. „Meine damalige Frau war Apothekerin, ich fand diesen Beruf interessant“, sagt er. Also absolvierte er nach seinem Musikstudium im Alter von 30 Jahren kurzerhand noch eines der Pharmazie.

Diese Entscheidung hat er nie bereut. Und er sieht durchaus Parallelen zwischen der Pharmazie und der klassischen Musik. „Der Leiter einer Apotheke ist nie der Beste“, sagt er selbstkritisch. „Das Wichtigste ist, dass er Menschen zusammenbringt, sie sich entwickeln lässt. Er muss zuhören und koordinieren können.“ Wie ein guter Dirigent.

Seine Philosophie: „Man muss Musiker begleiten und ernst nehmen und darf nicht befehlen. Als ich jung war, haben die Dirigenten die Musiker oft angeschrien. Das ist schlechter Stil und führt nicht zu Kreativität. Auch in der Pharmazie muss man zusammenarbeiten, als Chef erkennen, wo die Stärken des anderen liegen. Im Orchester weiß ein Spieler genau, wo er eine Nebenstimme hat und sich zurückhalten muss und umgekehrt.“ Und genau so sei es auch in einer Krankenhausapotheke.

Frontini hat viel Erfahrung. Er leitete das Jugendsinfonieorchester Lücheck und ein Streicherensemble, das sich daraus bildete, 30 Jahre lang. Die Probleme, die in einem Orchester anfallen, kennt er gut. „Das Reisen ist zum Beispiel immer ein Problem.“ Der eine wohnt an der Nordsee, der andere in Bayern. Oder wenn jemand krank wird und ein Instrument ausfällt. Die Horrorvorstellung eines Orchesterleiters. Und zugleich auch immer wieder eine Herausforderung.

„Ich bin in Rente und habe jetzt wieder Zeit“, erzählt der 67-Jährige, der von 2009 bis 2015 Präsident der EAHP (European Association of Hospital Pharmacists) war. Deshalb will er jetzt Pharmazeuten zusammentrommeln, die schon immer gern in einem Orchester spielen wollten. Denn immerhin haben die Ärzte „ihr“ Orchester und viele andere Berufsgruppen auch. Mitmachen kann jeder, der in der Offizin steht und ein Instrument passabel beherrscht. „Auch PKA und PTA sind selbstverständlich willkommen.“

Wichtig ist die Freude an der Musik und die Bereitschaft, zu reisen. „Die erste Probe findet voraussichtlich im Herbst in Leipzig statt“, sagt Frontini. 65 mögliche Mitstreiter hat er durch diverse Werbeaktionen bereits gesammelt, sucht jetzt noch verstärkt nach Blechbläsern und jemanden, der die Pauke spielt. „Aber das reicht nicht. Ich brauche rund 100 Musiker, denn es gibt immer einige, die die Idee toll finden, im letzten Moment dann aber abspringen.“

Schon mit acht Jahren wollte er Dirigent werden. „Mein Großonkel Francesco Paolo Frontini war ein berühmter italienischer Komponist, ein Denkmal in der sizilianischen Stadt Catania erinnert bis heute an ihn. Mein Vater hat gerne gesungen. Ich habe als Kind mit dem Klavierspielen begonnen, war aber leider unbegabt.“ Wo das Pharmazeuten-Orchester in fünf Jahren stehen soll, weiß er heute schon genau: „Ich hoffe, dass wir dann ein etabliertes Orchester sind. Wir könnten bei Apothekertagen oder anderen größeren Veranstaltungen auftreten.“

Vom Leben auf der Bühne träumen viele. APOTHEKE ADHOC und GeloRevoice suchen für den Gesangswettbewerb „Revoice of Pharmacy“ die besten Stimmen aus den Apotheken! Interessierte können sich noch bis zum 15. Juni hier bewerben. Die Finalisten erwartet auch in der dritten Staffel vom 13. bis zum 15. September ein dreitägiger exklusiver Workshop mit dem Berliner Musikmanager und Vocalcoach Nik Hafemann. Teilnehmen können Apotheker, Apothekerinnen, PTA, PKA, PharmaziestudentInnen oder Auszubildende in Apothekenberufen über 18 Jahre.

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