„Ich bin nicht reich, aber mir geht es gut“

Apothekerin: Vier Standorte in einer Straße

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Berlin -

Die Selbstständigkeit stand bei Claudia Schneppel nie auf der Wunschliste. Als angestellte Apothekerin fühlte sie sich wohl. „Ich mache meinen Beruf gerne“, sagt sie. Dass sie heute Inhaberin von vier Apotheken ist, sei nie der Plan gewesen. Mittlerweile gehören ihr alle vier Apotheken in Milspe, einem Ortsteil von Ennepetal in Nordrhein-Westfalen.

Als ihr langjähriger Chef nach einem Nachfolger suchte, war Schneppel bereit für Selbstständigkeit. 2011 übernahm sie die St. Georg Apotheke, nachdem sie dort sechs Jahre als Angestellte tätig war. „Ich stamme nicht aus einer Apothekerfamilie und dachte mir, das mache ich jetzt einfach“, sagt sie. Zudem hätten die Banken mitgespielt. Die 1962 gegründete Apotheke hatte zuvor zwei Inhaber.

Wenige Jahre später meldete sich Hans-Jürgen Diehl bei Schneppel. Der damalige Inhaber der rund 600 Meter entfernten Sonnen-Apotheke wollte sich über das Thema Verblisterung informieren. Schneppel zeigte ihm die Abläufe. „Als er rausging, bot er mir an, auch einmal etwas für mich zu tun.“ Spontan sei ihr darauf eingefallen: „Wenn sie aufhören wollen, denken sie an mich.“

Das war 2014. Dass sich ihr Wettbewerber kurz darauf tatsächlich mit einem Übernahmeangebot meldete, habe sie nicht erwartet, so Schneppel. „Er war damals schon auf der Suche.“ Beide teilten die gleiche Arbeitsphilosophie und wurden sich schnell einig. „Das passte einfach.“ Im April 2015 kaufte Schneppel ihre zweite Apotheke. Ihren Vorgänger übernahm sie als 10-Stunden-Kraft.

Mit der Übernahme baute Schneppel ihre Reichweite in Milspe deutlich aus. Übrig blieben zwei Apotheken, die auf der Voerder Straße zwischen ihren Betrieben lagen. Ambitionen, weiter zu expandieren, hatte die Pharmazeutin laut eigenem Bekunden vorerst nicht. Doch die Kollegen hatten offenbar Hoffnung in sie gesetzt. Während eines Kalifornien-Trips erhielt sie 2017 das nächste Angebot eines damaligen Mitbewerbers, der seine Klutert-Apotheke verkaufen wollte.

Kurz darauf meldete sich die Inhaberin der Fortuna-Apotheke bei ihr – ebenfalls mit einem Angebot. „Beide liegen etwa vis-à-vis. Mir war klar, dass ich eine schließen müsste“, so Schneppel. Zudem wollte sie mit den beiden Kollegen offen sprechen. Ende 2018 übernahm sie beide Betriebe und entschloss sich, die Fortuna-Apotheke dicht zu machen. „Ich habe aber alle Mitarbeiter übernommen.“

In diesem Jahr kam die Fuchs-Apotheke dazu. Der Übergang lief jedoch weniger glatt als zuvor. Der Filialleiter und eine weitere langjährige Mitarbeiter fielen wegen Krankheit länger aus. „Der Start verlief katastrophal“, sagt Schneppel. Sie musste Personal „teuer“ über Vertretungen einkaufen. „Wir haben es gewubbt bekommen.“ Der nächste große Plan: Alle vier Apotheken sollen unter der Dachmarke „Amica – Ihre freundlichen Apotheken“ laufen. Die einzelnen Namen werden weitergeführt.

Als „knallharte Geschäftsfrau“ sieht sich Schneppel nicht. „Ich habe Spaß an meiner Arbeit und mir liegt die Mitarbeiterführung.“ Als ehemalige Angestellte wisse sie, was sich Mitarbeiter von einem Chef wünschten. „Ich bin kein Hierarchie-Mensch, sondern arbeite mit Respekt gegenüber meinen Angestellten. Ich bin normal und das schätzen meine Mitarbeiter.“ Um das große Geld oder Statussymbole wie Autos gehe es ihr nicht. „Ich bin nicht reich, aber mir geht es gut.“

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