Apothekenschließung

Bild: „Wieder stirbt ein Stück Tradition“

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Berlin -

Seit über 400 Jahren gab es die Karls-Apotheke in der Aachener Innenstadt. Am 28. August muss der Betrieb eingestellt werden. Aufkommende Internetapotheken, die neue Betriebsverordnung und ein neues Einkaufszentrum in der Nähe machten es für Inhaberin Gabriele Neumann unmöglich, die Apotheke weiter zu betreiben beziehungsweise einen Nachfolger zu finden. Über den Fall berichten auch die Medienschwergewichte WDR und Bild.

Käufer der Kölner Regionalausgabe der Bild bekamen fast eine ganze Seite über die Hintergründe der Apothekenschließung präsentiert. Dass auch der Redakteur das Ende der Karls-Apotheke bedauert, zeigt der gewählte Titel „Wieder stirbt ein Stück Tradition“. Unter der Überschrift „Darum muss ich meine 404 Jahre alte Apotheke schließen“ verrät Neumann den Lesern, warum die Schließung des Betriebs unvermeidlich war.

In Folge des zunehmenden Versandhandels habe sie 20 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt, erläutert die Apothekerin. Zudem wären 250.000 Euro an Investitionen nötig, um die in der verschärften Betriebsordnung aufgeführten Forderungen umzusetzen – zum Beispiel die Erneuerung des Labors oder ein neues Abluftsystem.

Gegenüber APOTHEKE ADHOC hatte Neumann zudem von den Schwierigkeiten berichtet, die die Eröffnung eines neuen Einkaufszentrums am Rande der Innenstadt mit sich brachte. Immerhin konnte die Apothekerin all ihre Mitarbeiter in anderen Betrieben unterbringen. Auch für sie selbst geht es beruflich weiter, wie Neumann im Bild-Beitrag bestätigt. In einer benachbarten Apotheke wird sie eine Teilzeitstelle annehmen.

Für die Leser fügte der Autor des Bild-Artikels eine Infobox hinzu, in der auf das Apothekensterben aufmerksam gemacht wird. Mithilfe der ABDA errechnete Bild, dass alle 32 Stunden eine Apotheke „dicht macht“. Als Ursache wird vor allem der Versandhandel ausgemacht. In einer zitierten Studie zufolge kaufen 46 Prozent der Befragten ihre Medikamente im Internet. Zwei Jahre zuvor waren es nur 33 Prozent.

Die Bild ist nicht das einzige bekannte Medium, das über das Aus der Karls-Apotheke berichtet. Auch die Aachener Zeitung und der WDR griffen die Geschichte auf. Die Sendung WDR Lokalzeit Aachen widmete der Karls-Apotheke sogar einen 3,5-minütigen Videobeitrag. Dort kamen auch die Kunden von Neumann zu Wort und äußerten ihr Bedauern und ihre Trauer über die Apothekenschließung.

Die Karls-Apotheke hatte ihren Standort seit dem Jahr 1615 direkt am Aachener Marktplatz. In mehr als 400 Jahren erlebte sie 17 Besitzer. Neumann führte die Apotheke seit 2001. „Kriege, Stadtbrand, Pest, Cholera und 20 gefühlte Gesundheitsreformen“ habe der Traditionsbetrieb überstanden, wird die Apothekerin von der Bild zitiert. Doch Internethandel, Bürokratie und Einkaufszentren haben der Apotheke nun den Garaus gemacht.

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