Pro Impfung

„Impfen in der Apotheke ist kein Hexenwerk“

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Berlin -

Apotheker Christian Willeke will in seinem Betrieb Impfungen anbieten. Für ein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagenes Modellprojekt würde sich der Inhaber der Gesund Leben-Apotheke im nordrhein-westfälischen Sundern sofort anmelden. „Apotheken könnten dadurch die Durchimpfungsraten erhöhen“, sagt er. Bedenken hat er nicht, solange bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Willeke begrüßt den Vorstoß von Spahn, Pharmazeuten Aufgaben aus dem ärztlichen Bereich zu übertragen. „Apotheken sind für Patienten im Vergleich zu Praxen niedrigschwellige Ansprechpartner“, sagt er. Bei der Grippe sei es besonders wichtig, die Durchimpfungsraten zu erhöhen. „Bei Influenza zählt jeder gefährdeter Kunde, den wir ansprechen können.“ Die längeren Öffnungszeiten werden als patientenfreundlicher als die Sprechstundenzeiten der Ärzte bewertet. Die Gehe-Kooperation Gesund Leben kündigte bereits im vergangenen Herbst zum Deutschen Apothekertag (DAT) an, Impfungen in der Apotheke zu unterstützen. Spahn hatte bereits in München die Zusatzleistung in Aussicht gestellt.

Spahn will laut seinem Entwurf für ein „Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ zur Verbesserung der Impfquote durchsetzen, dass Krankenkassen künftig mit Apothekern Verträge über Modellprojekte zur Durchführung von Grippeschutzimpfungen vereinbaren können. Die Laufzeit der Projekte soll zunächst auf fünf Jahre begrenzt sein. Soweit das Berufsrecht der Apotheker dem nicht entgegensteht, können sie dann Impfung in der Apotheke durchführen. „Das ist spannend und ein in die Zukunft gedachter Ansatz“, so Willeke.

Die Sicherheit der Patienten soll dem Entwurf zufolge durch ärztliche Schulungen der Impfenden sichergestellt werden. Weiterbildungen befürwortet auch Willeke: „Es macht Sinn geschult zu werden. Das Impfen in der Apotheke wird aber kein Hexenwerk sein.“ Der Vorgang an sich sei keine „Riesenhürde“. Immerhin dürften auch medizinische Fachangestellte Impfungen durchführen. Der Apotheker sieht in der Startphase zunächst Approbierte in der Pflicht. „Wenn sich das System durchsetzt, sehe ich auch kein Problem darin, wenn PTA die Impfung verabreichen.“

Umsonst dürfen Impfungen laut Willeke nicht angeboten werden: „Apotheken können die Dienstleistung nicht kostenfrei durchführen.“ Auch die Impfberatung sollte vergütet werden, selbst wenn es im Anschluss nicht zu einer Impfung komme. Wichtig sei, dass der Service direkt mit den Krankenkassen abgerechnet werde. Die Patienten sollen dafür nicht am HV-Tisch zahlen. „Impfen macht ernsthaft nur Sinn, wenn wir mit den Kassen abrechnen, sonst ist es für die breite Masse an Patienten nicht niederschwellig genug.“ Für Apotheken ergäben sich durch die neue Dienstleistung auch Chancen: „Die Gesellschaft begreift dadurch, dass wir mehr können, als nur Packungen über den HV-Tisch zu schieben.“

Apotheken seien auch wegen des meist vorhandenen Beratungszimmers räumlich für die neue Dienstleistung ausgestattet. „Der Raum muss natürlich ordentlich sein“, so Willeke. Die Amtsapotheker achteten beim Umbau beispielsweise darauf, dass Waschbecken und Liege vorhanden seien. Zudem müsse im Pilotprojekt auch der Versicherungsschutz geklärt sein. „Vielleicht wird das Risiko gar nicht höher eingestuft, als bei der normalen Arzneimittel-Abgabe.“ Wenn die Prämie in der Betriebshaftpflichtversicherung allerdings steige, müsse dies in der Vergütung mit beachtet werden.

Willeke befürchtet keine Debatte mit den Ärzten, wenn Apotheken die Zusatzleistung anbieten. „Auf dem Land wird es für die Praxen zu einer Entlastung führen, die sicher positiv wahrgenommen wird.“ Voraussetzung dafür sei jedoch, dass man den Ärzten nichts wegnehme. „Ärzte dürfen deshalb wirtschaftlich nicht geschädigt werden.“

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