APOSCOPE-Umfrage

E-Rezept: Erst mal abwarten

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Berlin -

Die Einführung des E-Rezeptes lässt seit vielen Jahren auf sich warten, Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher. Auch die Ärzte und Apotheker haben dazu beigetragen, dass es das Papierrezept immer noch gibt. Noch heute glaubt – allen Ankündigungen zum Trotz – eine Mehrheit der Pharmazeuten daran, dass die Stunde des E-Rezepts noch nicht gekommen ist.

Zwei Drittel (67 Prozent) rechnen nicht damit, dass die elektronische Verordnung innerhalb der nächsten zwei Jahre eingeführt sein wird. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma. Nur 16 Prozent gehen davon aus, dass unter Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt Schwung in die Sache kommt. Weitere 17 Prozent sind sich nicht sicher.

Die Sorgen der Apotheker bezüglich der Einführung des E-Rezeptes sind geblieben. Ein Drittel der Inhaber stimmt der Aussage vollkommen zu, dass davon vor allem Versandapotheken profitieren werden. 94 Prozent der Apothekenleiter tendieren insgesamt zu dieser Aussage. Unter ihren Angestellten sind es immerhin zwei Drittel der Befragten.

Trotz dieser Befürchtungen sehen einige Apotheker auch Vorteile. Immerhin 37 Prozent der Befragten erwarten, dass die Einführung des elektronischen Rezeptes die tägliche Arbeit in der Apotheke extrem erleichtern wird. Doch die Skepsis überwiegt: Die Hälfte glaubt nicht an die Vorteile für die Apotheke vor Ort, unter den Inhabern sind es sogar 72 Prozent.

An der aktuellen Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert nahmen am 6. und 7. Juni 2018 insgesamt 305 Apotheker und PTA teil, darunter 50 Inhaber oder Apothekenleiter. Die Befragung wurde vom Importeur ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.

Beim Deutschen Ärztetag in Erfurt hatten die Mediziner die Lockerung des Fernbehandlungsverbotes beschlossen. Weil das nur Sinn ergibt mit der gleichzeitigen Einführung des E-Rezeptes, ist die Branche elektrisiert. Papierrezepte müssen dann nicht mehr umständlich hin und her gefahren und eingescannt werden. Das Regionalprinzip bröckelt schon aus logistischen Gründen.

Nach Einschätzung von Branchenkennern werden mit dem E-Rezept nicht nur die Karten im Abrechnungsgeschäft neu gemischt, sondern es stehen damit in den Rechenzentren zahlreiche Arbeitsplätze zur Disposition. Über die Hälfte der Beschäftigen organisieren das Handling der Papierrezepte – Abholung in den Apotheken, Korrektur von Fehlern, Sortieren und Lagern der Rezepte. Viele Teilzeitarbeitsplätze sind in diesen Bereichen gefährdet. Hier drohen absehbar gravierende Veränderungen.

Mehr noch: Mit der elektronischen Übermittlung der Rezepte vom Arzt zum Apotheker entsteht ein neues Geschäftsfeld. Im Hintergrund hat der Kampf um die Vorherrschaft längst begonnen. Auch die Anbieter von Praxissoftware wie der Marktführer CompuGroup Medical (CGM) mischen mit. Bisher tragen die Patienten das Papierrezept kostenfrei in die Apotheken. Dabei wird es nicht bleiben. Aber wer zahlt die Kosten für die digitale, dem strengen Datenschutz unterliegende Technik? Die Ärzte werden sich erfahrungsgemäß sträuben, bleiben die Kosten bei den Apothekern hängen?

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