Sachverständigenausschuss

Kein OTC-Switch für Adapalen

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Berlin -

Niederlage für Galderma: Adapalen soll verschreibungspflichtig bleiben. Das hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht gestern beschlossen. Der Antrag, das Retinoid in die Sichtwahl zu holen, wurde von den Experten mehrheitlich abgelehnt. Damit wird das Aknemittel der ersten Wahl weiterhin von den Krankenkassen erstattet.

Adapalen ist fester Bestandteil in der dermalen Aknetherapie. Einziger Vertreiber in Deutschland ist Galderma: Die Nestlé-Tochter hat neben dem Monopräparat mit Namen Differin auch eine Kombination aus Adapalen und Benzoylperoxid (Epiduo) im Sortiment. Der Hersteller hatte argumentiert, dass für Adapalen umfassende Erfahrungswerte aus 20 Jahren der klinischen Anwendung vorlägen. Die Daten zeigten ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für die Selbstmedikation.

Dermatologen hatten den Antrag von Galderma kritisch gesehen: Sie befürchteten, durch die Entlassung des Wirkstoffes aus der Verschreibungspflicht ein Instrument zur Verbesserung der Compliance zu verlieren. Erfahrungsgemäß würden Rx-Produkte regelmäßiger angewendet, so ein Sprecher des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD). Da der Therapieerfolg in der Aknebehandlung vor allem von der kontinuierlichen Anwendung abhängt, hätte den Ärzten eine Option weniger für die Patientenführung zur Verfügung gestanden.

Adapalen wird in den Leitlinien als Basistherapeutikum und Mittel der ersten Wahl angeführt. Topische Antibiotika wie Erythromycin, Nadifloxacin, Clindamycin und Chlortetracyclin sollen nicht bei leichter Akne und nicht als Monosubstanz verwendet werden. Es gibt mehrere Kombinationen mit Zink oder Isotretionin auf dem Markt; das Retinoid dominiert auch den Bereich der systemischen Präparate.

Das Monopräparat Differin kam 2014 laut Arzneiverordnungsreport auf 84.000 Verordnungen, entsprechend 3,2 Millionen Tagestherapiedosen (DDD). Über Epiduo, die Kombination mit Benzoylperoxid, wurden sogar 185.000 Rezepte ausgestellt, das sind 7,1 Millionen DDD. Während Differin zuletzt 4 Prozent verlor, konnte Epiduo um 10 Prozent zulegen.

Weiter vorn liegen nur Duac (Clindamycin/Benzoylperoxid, GlaxoSmithKline) mit 322.000 Verordnungen beziehungsweise 12 Millionen DDD und Skinoren (Azelainsäure, Jenapharm) mit 270.000 Verordnungen und 5,1 Millionen DDD. Andere wichtige Dermatika sind die Metro-Produkte (Metronidazol, Galderma) mit 344.000 Verordnungen und 8,6 Millionen DDD sowie das im vergangenen Jahr eingeführte Mirvaso-Gel (Brimonidin, Galderma) mit 84.000 Verordnungen und 3,2 Millionen DDD.

Im OTC-Bereich hat Benzoylperoxid die Nase vorn. Die umsatzstärksten Produkte enthalten allesamt den Wirkstoff: Benzaknen (Galderma), Cordes BOP und Aknichthol (beide Ichthyol), Aknefug Oxid (Dr. Wolff) und Aknederm (Biomo). Die topische Behandlung mit Salicylsäure wird vor allem über Individualrezepturen durchgeführt.

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