Apothekenkosmetik

Wegen Rabattaktion: Caudalie boykottiert Apotheke

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Berlin -

Caudalie verweigert einem Pluspunkt-Apotheker die Zusammenarbeit. Erik Sellinger wollte ein Depot des Kosmetikherstellers in seine Krefelder Offizin aufnehmen. Doch seine Rabattaktionen sind dem Kosmetikhersteller ein Dorn im Auge.

Seit 2007 betreibt Erik Sellinger eine Pluspunkt-Apotheke in Krefeld. Ein Jahr später kam eine weitere in Essen dazu, 2009 eine Pluspunkt-Apotheke in Bochum. Mit seinen Geschäften ist er Mitglied im Verbund der Guten-Tag-Apotheken von Elac Elysée.

Der Depotvertrag regelt neben Sortiment und Platzierung auch Details zur Schulung des Personals und zum Verkauf. Schon 2010 hatte Sellinger ein Depot des Kosmetikherstellers in seiner Essener Offizin, 2014 schloss er auch einen entsprechenden Vertrag für Bochum ab. „Die Kunden können in meinen Apotheken Rabatte auf nicht verschreibungspflichtige Ware erhalten. In Essen und Bochum habe ich immer wieder auch Rabatte auf Caudalie-Produkte gewährt. Die Umsätze stimmten immer, darum war das bislang für Caudalie auch in Ordnung.“

Doch als Sellinger 2015 auch in seiner Krefelder Apotheke die Produkte ins Sortiment nehmen wollte, stellte sich der Hersteller quer. „Man sagte mir, dass die Preise stabil gehalten werden sollten, deswegen wolle man hier nicht mit mir zusammenarbeiten.“ Die Depots in den anderen Filialen blieben ihm erhalten. Alle Versuche, mit Caudalie ins Gespräch zu kommen, seien ins Leere gelaufen. Im vergangenen Jahr sei der Deutschland-Chef zu Besuch in Essen gewesen. „Er sagte, man wolle sich das noch einmal überlegen.“ Geschehen sei jedoch nichts.

Sellinger will das nicht auf sich beruhen lassen. „Caudalie will mir die Preise diktieren, so kann die Firma nicht mit uns umspringen. Wir sprechen ja schließlich nicht umsonst von einer unverbindlichen Preisempfehlung“, sagt er. „Außerdem ist das rechtlich nicht zulässig, wie die Millionenstrafe für Wala vor ein paar Jahren gezeigt hat.“

Der Kosmetik- und Arzneimittelhersteller Wala wurde 2013 wegen vermeintlich illegaler Preisbindung zur Zahlung einer Geldstrafe von rund 6,5 Millionen Euro verurteilt. Die Ermittler des Bundeskartellamts hatten festgestellt, dass der Hersteller spätestens seit 2003 die Einhaltung der selbst ausgesprochenen Preisempfehlungen für die Marke Dr. Hauschka durchgesetzt habe. So habe der Außendienst regelmäßig die Verkaufspreise kontrolliert. Waren die Preise zu niedrig, wurden teils Liefersperren verhängt.

Die Praxis verhindere Wettbewerb zwischen den Händlern und führe zu künstlich überhöhten Preisen, so das Kartellamt damals. Auch das selektive Vertriebssystem habe der Durchsetzung der vertikalen Preisbindung gedient. Wala akzeptierte die Millionenstrafe und hat seine Depotverträge überarbeitet.

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