Parallelhandel

Börsengang: Importeur Abacus wagt neuen Anlauf

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Berlin -

Abacus will seinen verschobenen Börsengang nachholen: Bis Ende Juni will der dänische Reimporteur im Prime Standard der Frankfurter Börse notiert sein und mindestens 50 Millionen Euro einsammeln. Es wäre der erste derartige Börsengang in diesem Jahr. Den letzten Anlauf hatte Abacus Ende Oktober wegen des schwierigen Marktumfeldes abgeblasen.

Für den zweiten Versuch hat Abacus die Erwartungen hochgeschraubt: Statt wie zuvor 40, will der auf Hochpreiser spezialisierte Importeur nun mindestens 50 Millionen Euro einsammeln. Gleichzeitig sollen es dieses mal weniger Anteile sein: Statt wie zuvor 50 Prozent soll der Streubesitz dieses mal nur 45 Prozent betragen. Die Gründerfamilie um Vorstandschef Flemming Wagner will auch nach dem Börsengang weiter die Mehrheit besitzen. Im Moment hält sie 91,6 Prozent der Anteile, die restlichen 8,4 Prozent seien in der Hand „unternehmensnaher Personen“.

Es wäre dieses Jahr der erste deutsche Börsengang im Prime Standard, dem besonders stark regulierten Segment für möglichst attraktive Unternehmenspapiere. Das eingenommene Geld will Abacus in neue Märkte und Lizenzen stecken. „Wir haben eine klare Marktstrategie, die wir mithilfe unserer Expertise in den Bereichen Datenanalyse und Sourcing zielgerichtet umsetzen“, sagt Flemming Wagner. „Wir werden in Einkaufskapazitäten und neue Produktlizenzen investieren. Zudem wollen wir die globale Marktpräsenz unseres attraktiven und hochgradig synergetischen Aposave-Geschäfts ausbauen.“

Die Tochterfirma Aposave bietet Vergleichspräparate für klinische Studien sowie Managed-Access-Programme an und beteiligt sich am Handel mit unlizenzierten Arzneimitteln. Die Anzahl klinischer Studien zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte nehme stetig zu. Dies führe zu einer wachsenden Nachfrage nach Vergleichspräparaten für das Testen neuer Therapien im Vergleich mit vorhandenen Produkten. Entsprechend könne Aposave seit 2016 wachsende Umsätze vorweisen. Den gesamten adressierbaren Markt für den Handel mit unlizenzierten Arzneimitteln schätzt Abacus auf 5 bis 10 Milliarden US-Dollar.

Das Unternehmen zeichnet seine eigene Entwicklung als Erfolgsgeschichte: Von 2016 bis 2018 habe das organische Umsatzwachstum durchschnittlich bei 37 Prozent gelegen. Zuletzt lag der Umsatz bei 332 Millionen Euro und das bereinigte Ergebnis bei 15,3 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 253 und 9,9 Millionen Euro. Rund 450 Menschen arbeiten für Abacus. Hierzulande liegt das Unternehmen mit einem Marktanteil von etwa 7 Prozent auf Platz 7 hinter Branchenprimus Kohlpharma sowie Emra, Eurim, CC Pharma, Axicorp und Orifarm. Laut Abacus-Angaben kann allerdings keiner der Konkurrenten ein so hohes Wachstum vorweisen.

Vergangenen Oktober hatte Abacus seinen Börsengang angekündigt, kurz darauf aber wieder abgesagt. Die Lage an den Finanzmärkten sei zu unsicher, so die Begründung damals. „Angesichts der aktuellen Volatilität an den Märkten glauben wir, dass es weder im besten Interesse von Abacus Medicine noch von seinen Aktionären wäre, den Börsengang zum jetzigen Zeitpunkt umzusetzen“, so Wagner. Allzu viel hat sich seitdem an den Börsen allerdings nicht geändert: Konjunktursorgen und Brexit dämpfen die Anlegefreude in den nach wie vor merklich, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Demnach haben im ersten Quartal 2019 in Europa nur 23 Unternehmen den Gang aufs Parkett gewagt, halb so viele wie im Vorjahreszeitraum. Das Emissionvolumen sei mit 350 Millionen Euro gar 98 Prozent niedriger als im Vorjahr gewesen.

Abacus wurde 2004 von Wagner und seinem Vater John Wagner gegründet. Zwei Jahre später wurden erste Apotheken und Kliniken in Dänemark beliefert. 2010 expandierte die Firma erstmals nach Schweden, 2012 gab es erste Lieferungen nach Deutschland. Aktuell werden Arzneimittel in zwölf Ländern vertrieben, Deutschland ist jedoch nach wie vor der größte Markt. Spezialisiert ist Abacus auf den Reimport von Hochpreisern wie Chemotherapeutika und Immunsuppressiva.

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