GKV-Finanzen

Arzneimittelausgaben: AOK zahlt weniger

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Berlin -

Die Krankenkassen haben im 1. Quartal einen Überschuss von rund 612 Millionen Euro erzielt. Damit steigen die Finanzreserven auf rund 16,7 Milliarden Euro. Mit einem Anstieg von 3,8 Prozent lagen die Arzneimittelausgaben in den ersten drei Monaten im vorgesehenen Korridor. Das Finanzpolster des Gesundheitsfonds verringerte sich erwartungsgemäß auf gut neun Milliarden Euro. Insgesamt verfügt das GKV-System über Reserven von 25 Milliarden Euro.

Die Arzneimittelausgaben stiegen im ersten Quartal auf 9,8 Milliarden Euro nach 9,5 Milliarden Euro in Vorjahr. Weil die Zahl der GKV-Versicherten im Jahresvergleich um 1,2 Prozent gestiegen ist, fiel der Anstieg der Arzneimittelausgaben pro Versicherten mit 2,6 Prozent geringer aus. Interessant ist, dass das AOK-Lager seine Arzneimittelausgaben um 1,2 Prozent senken konnte, während die IKK 9 Prozent mehr ausgeben musste.

Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist bei den aktuellen Ausgabenzuwächsen zu berücksichtigen, dass die Kosten für innovative Arzneimittel zur Behandlung von Hepatitis C in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich niedriger ausfielen. Durch Rabattvereinbarungen mit den Herstellern wurden die Krankenkassen erneut deutlich entlastet. Die Rabatterlöse sind im 1. Quartal um rund 14 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2016 auf rund 950 Millionen Euro gestiegen.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bewertet das Ergebnis wie folgt: „Die gesetzliche Krankenversicherung steht auch weiterhin gut da. Das ist Ergebnis einer sorgfältig abwägenden Gesundheitspolitik, die Einnahmen und Ausgaben gleichermaßen im Blick behält und einer ausgezeichneten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die Politik ist gefordert, diese Entwicklung weiter zu befördern. Was mich besonders freut: Die Kassenzahlen zeigen, dass die deutlichen Verbesserungen, die wir bei der Gesundheitsförderung und in der Hospiz- und Palliativversorgung auf den Weg gebracht haben, bei den Versicherten ankommen.“

Einnahmen in Höhe von rund 58,2 Milliarden Euro standen im 1. Quartal Ausgaben von rund 57,6 Milliarden Euro gegenüber. Damit sind die Einnahmen der Krankenkassen um 4,2 Prozent und die Ausgaben insgesamt um 3,9 Prozent gestiegen. Im 1. Quartal 2016 hatten die Krankenkassen einen Überschuss von 406 Millionen Euro ausgewiesen. Im Gesamtjahr 2016 gab es auf Basis der jetzt vorliegenden endgültigen Finanzergebnisse ein Plus von 1,62 Milliarden Euro, welches somit im Vergleich zu den vorläufigen Rechnungsergebnissen noch einmal um rund 240 Millionen Euro höher ausfiel.

Bei einer differenzierten Betrachtung nach Krankenkassenarten ergibt sich folgendes Bild: Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) verzeichneten einen Überschuss von rund 361 Millionen Euro, die Ersatzkassen von 155 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen (BKKen) von 27 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen (IKKen) von 17 Millionen Euro und die Knappschaft-Bahn-See von 58 Millionen Euro. Lediglich die Landwirtschaftliche Krankenversicherung erzielte einen Ausgabenüberhang von 6 Millionen Euro.

Der Gesundheitsfonds, der zum Jahresende 2016 über eine Liquiditätsreserve in einer Größenordnung von rund 9,1 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Quartal 2017 einen saisonüblichen Ausgabenüberhang von rund 2,5 Milliarden Euro. Aus diesem saisonbedingten Überhang können keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf gezogen werden.

Während die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatlich gleiche Zuweisungen an die Krankenkassen fließen, unterliegen die Einnahmen unterjährig erheblichen Schwankungen. Denn die Einnahmen aus der Verbeitragung von Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen fließen dem Gesundheitsfonds weitestgehend in der zweiten Jahreshälfte zu. Hinzu kommen weitere Zusatzeinnahmen aus den Rentenanpassungen.

Bei den Krankenkassen gab es im 1. Quartal 2017 einen absoluten Ausgabenzuwachs von 3,9 Prozent, im 1. Quartal 2016 hatte der Zuwachs bei 4,0 Prozent, im Gesamtjahr 2016 bei 4,2 Prozent gelegen. Bei deutlich steigenden Versichertenzahlen von rund 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lagen die Ausgabenzuwächse je Versicherten lediglich bei rund 2,7 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen um 4,0 Prozent (je Versicherten um 2,7 Prozent), die Verwaltungskosten um 2,3 Prozent (je Versicherten um 1,1 Prozent). Bei der Interpretation der Daten des 1. Quartals ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen in hohem Maße von Schätzungen geprägt sind, da Abrechnungsdaten häufig noch nicht vorliegen.

Schneller gestiegen als bei Arzneimitteln sind die Ausgaben der vertragsärztlichen Vergütung mit rund 5 Prozent (je Versicherten um rund 3,7 Prozent) in den ersten drei Monaten. Ein erheblicher Teil des Zuwachses ist auch auf Ausgaben im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung zurückzuführen, die absolut um rund 13 Prozent gestiegen sind.

Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung, der größte Ausgabenblock, stiegen im 1. Quartal 2017 absolut um 3,3 Prozent (je Versicherten um 2,1 Prozent). Insgesamt erhielten die Krankenhäuser damit von den gesetzlichen Krankenkassen in den Monaten Januar bis März gut 0,6 Milliarden höhere Finanzmittel als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die mit dem Krankenhausstrukturgesetz auf den Weg gebrachten Verbesserungen bei der Finanzierung der Krankenhäuser teils noch nicht vollständig finanzwirksam geworden sind.

Die Ausgaben für Heilmittel (4,6 Prozent absolut) und Hilfsmittel (1,4 Prozent absolut) weisen laut BMG „unerwartet niedrigere Zuwächse“ auf, die erheblich von den Anstiegen der Vorjahre abweichen. Bei Heilmitteln ist davon auszugehen, dass Honorarerhöhungen der Heilmittelerbringer zu erheblichen Teilen erst nach Inkrafttreten des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes ab dem 2. Quartal 2017 finanzwirksam werden. Das wird sich daher vermutlich bereits im zweiten Quartal ändern.

Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen sind im 1. Quartal 2017 mit 2,3 Prozent absolut (1,1 Prozent je Versicherten) nicht nur in geringerem Umfang gestiegen als die Leistungsausgaben. Der Zuwachs blieb auch deutlich unterhalb des Anstiegs im Jahr 2016, als die Ausgaben aufgrund höherer Zuführungen zu den Altersrückstellungen um 5,3 Prozent (4,3 Prozent je Versicherten) angestiegen waren.

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